Prozess gegen Bushidos Ex-Manager Abou-Chaker: Echtheit der Tonaufnahme wird geprüft
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Arafat Abou-Chaker kommt im Prozess zum Gerichtssaal.
© Quelle: Carsten Koall/dpa
Berlin. An 25 Tagen hat Rapper Bushido bereits als Zeuge im Prozess gegen seinen früheren Geschäftspartner Arafat Abou-Chaker als Zeuge ausgesagt - nun könnten weitere hinzukommen. Im Zusammenhang mit einem Tondokument, das während des Verfahrens vor dem Berliner Landgericht auftauchte, soll der Musiker erneut befragt werden, wie der Vorsitzende Richter Martin Mrosk am Montag erklärte.
Zuvor soll die Audiodatei verschriftlicht werden, die heimlich bei einem für das Verfahren entscheidenden Treffen des Rappers und seines Ex-Managers angefertigt worden sein soll. Ein Sachverständiger soll zudem die Authentizität der Aufnahme prüfen.
Bushido als Nebenkläger
Es geht in dem Prozess mit dem Musiker als Nebenkläger um Freiheitsberaubung, versuchte schwere räuberische Erpressung, Nötigung, gefährliche Körperverletzung und Beleidigung. Bushidos langjähriger Manager, der Berliner Clanchef Arafat Abou-Chaker, soll die Taten gemeinsam mit drei Brüdern zum Nachteil des Musikers begangen haben.
Nach Darstellung des Rappers, mit bürgerlichem Namen Anis Mohamed Ferchichi, sollen Arafat Abou-Chaker und dessen Brüder ihn am 18. Januar 2018 eingesperrt, beschimpft, bedroht und verletzt haben. Nach einem Bericht des Magazins „Stern“, das als erstes über die Audiodatei berichtet hatte, zeichnet die illegal aufgenommene Tonaufnahme ein anderes Bild.
Bushidos Anwalt zweifelt Echtheit des Tondokuments an
Der Anwalt von Bushido zweifelte deren Echtheit im Prozess an: „Aus meiner Sicht handelt es sich mindestens um eine verfälschte Datei“, sagte Steffen Tzschoppe. Im Zusammenhang mit der Audiodatei sieht er viele Fragen, etwa: Handelt es sich bei der Aufnahme, die dem Gericht zwischenzeitlich vorliegt, um dieselbe, die dem „Stern“-Bericht zugrunde liegt? Woher stammt die Aufnahme? Tzschoppe mutmaßt, es könnten Aufnahmen zu der laut dem Bericht rund zweistündigen Datei zusammengeschnitten worden sein. Auf dem beschlagnahmten Handy des Clanchefs sei die Datei - anders als andere illegale Mitschnitte - nicht gefunden worden.
Um die Schilderung seines Mandanten zu untermauern, setzt Tzschoppe auch auf GPS-Daten eines Mietwagens, den Bushido in dem Zeitraum gemietet hatte, in dem auch das Treffen mit dem Clanchef stattfand, und den er kurz danach im Jahr 2018 wieder abgab. Dieser Wagen ist zwischenzeitlich im Zusammenhang mit einem anderen Strafverfahren beschlagnahmt worden - dem spektakulären Juwelendiebstahl aus dem Grünen Gewölbe in Dresden im November 2019.
Zusammenhang mit Juwelenprozess in Dresden?
Dieser Fall von mutmaßlicher Clankriminalität wird seit Ende Januar vor dem dortigen Landgericht verhandelt. Angeklagt sind sechs Männer im Alter von 22 bis 28 Jahren. Sie waren bei mehreren Razzien in Berlin gefasst worden und sind wegen schweren Bandendiebstahls, Brandstiftung und besonders schwerer Brandstiftung angeklagt.
Sie könne das Landgericht Dresden bitten, die Datenträger des sichergestellten Wagens zur Verfügung zu stellen, sagte Oberstaatsanwältin Petra Leister im Berliner Prozess. Sie hatte bereits im Vorfeld des Verhandlungstages bei der Justiz in der sächsischen Landeshauptstadt recherchiert. In der Regel würden GPS-Daten nicht über einen so langen Zeitraum gespeichert. „Nachschauen sollte man aber“, meinte auch Leister.
Rapper Fler als Zeuge
Das Berliner Landgericht hat noch nicht entschieden, ob die Daten aus Dresden angefordert werden sollen. Es will den Prozess zunächst an diesem Mittwoch fortsetzen mit der Vernehmung von Rapper Fler als Zeugen.
RND/dpa