Gewalttätiger Vater, schwere Kindheit und offene Ehe: das Privatleben von Oscarpreisträger Will Smith
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Der US-Schauspieler Will Smith.
© Quelle: Getty Images
Los Angeles. Es war der Aufreger bei der 94. Verleihung der Oscars: In der Nacht zu Montag ging US-Schauspieler Will Smith (53) nach einer als Witz gemeinten Aussage des Schauspielers und Komikers Chris Rock (57) über seine Ehefrau Jada Pinkett Smith (50) auf die Bühne und ohrfeigte ihn. Das Publikum in Los Angeles verstummte. „Lass den Namen meiner Frau aus deinem verdammten Mund!“, rief Smith dem Komiker weiter zu, nachdem er sich wieder auf seinen Platz gesetzt hatte.
Rock, bekannt für scharfzüngige Witze, hatte sich in einer launigen Anmoderation an Smiths Frau Jada Pinkett Smith gewandt und mit Blick auf ihren kahlgeschorenen Kopf gewitzelt: „G.I. Jane 2 – ich kann es nicht abwarten, das zu sehen.“ Es war eine Anspielung auf den Film „G.I. Jane“, in dem sich Demi Moore als Soldatin den Kopf rasierte. Jada Pinkett Smith hatte in der Vergangenheit mehrmals über ihren krankheitsbedingten Haarausfall gesprochen, eine sogenannte Alopecia.
Kurz nach dem Vorfall wurde Smith für seine Rolle in dem Tennisdrama „King Richard“ als bester Hauptdarsteller ausgezeichnet. Während seiner emotionalen Dankesrede weinte er. Ohne den Vorfall direkt anzusprechen, entschuldigte er sich bei der US-Filmakademie und den anderen Nominierten – bei Chris Rock jedoch nicht. Er erhielt Standing Ovations der Galagäste. Doch wer ist der weltbekannte Schauspieler privat – und ist er in der Vergangenheit bereits durch ähnliche Skandale aufgefallen?
Will Smith: schwere Kindheit mit gewalttätigem Vater
Will Smith, der am 25. September 1968 in Philadelphia zu Welt kam und dort als Zweitältester von vier Geschwistern in gutbürgerlichen Verhältnissen aufwuchs, hat nach eigenen Worten als Kind unter seinem aggressiven Vater gelitten. „Mein Vater war gewalttätig, aber er war auch bei jedem Spiel, jeder Aufführung und jedem Konzert dabei“, schrieb der Schauspieler in seiner Autobiografie „Will“, die am 9. November 2021 erschien.
Oscar-Ohrfeige: Will Smith tritt aus der Filmakademie aus
In einer Erklärung schrieb Smith am Freitag, er sei „untröstlich” und nannte sein Verhalten „schockierend, verletzend und unentschuldbar”.
© Quelle: Reuters
„Er war Alkoholiker, aber er war bei jeder Premiere von jedem meiner Filme nüchtern“, schrieb der Hollywoodstar weiter. „Er hörte sich jede Platte an. Er besuchte jedes Studio. Derselbe intensive Perfektionismus, der seine Familie in Angst und Schrecken versetzte, brachte jede Nacht meines Lebens Essen auf den Tisch.“
Vater schlug Mutter, bis sie Blut spuckte
In seinem Buch beschrieb Smith auch ein besonders prägendes Ereignis aus seiner Kindheit: Als er neun Jahre alt war, habe der Vater seine Mutter so stark gegen den Kopf geschlagen, dass sie Blut gespuckt habe. „Dieser Moment in diesem Schlafzimmer hat wahrscheinlich mehr als jeder andere Moment in meinem Leben definiert, wer ich bin.“ Seine Eltern trennten sich demnach einige Jahre später und ließen sich im Jahr 2000 scheiden.
Erinnerungen an den Vorfall hätten ihn auch noch Jahre später begleitet, als er seinen mittlerweile krebskranken Vater pflegte. „Als Kind hatte ich mir immer gesagt, dass ich eines Tages meine Mutter rächen würde“, erklärte Smith. Einmal sei ihm der Gedanke gekommen, den Rollstuhl seines Vaters die Treppe hinunterzustoßen. „Als der jahrzehntelange Schmerz, die Wut und der Groll nachließen, schüttelte ich den Kopf und rollte Daddio ins Bad.“
War Will Smith schon einmal gewalttätig?
Berichte darüber, ob Smith schon einmal gewalttätig geworden ist, gibt es nicht. Im August 2020 veröffentlichte er ein Video bei Instagram und Tiktok, auf dem zu sehen ist, wie der Sänger Jason Derulo Smith mit einem Golfschläger versehentlich die Schneidezähne ausschlägt. Der Schauspieler rächt sich, indem er selbst mit dem Golfschläger ausholte und Derulo auf den Körper schlägt.
„Und wir sahen Jason Derulo nie wieder“, schrieb er zu dem Video, das allerdings offenbar als Scherz gemeint war. Der Schauspieler und der Sänger sind befreundet und veröffentlichten nach dem Video ein gemeinsames Foto.
Will Smith: „Die Ehe soll für uns kein Gefängnis sein“
Mit seiner Ehefrau Jada Pinkett Smith, mit der er seit 1997 verheiratet ist, führt er eine offene Ehe. In einem Interview mit dem Männermagazin „GQ“ erklärte der Hollywoodstar im September 2021: „Die Ehe soll für uns kein Gefängnis sein.“ Der Schauspieler und seine Frau würden sich „gegenseitiges Vertrauen und Freiheit“ schenken und in der offenen Ehe, die bereits 24 Jahre andauert, Partner und Partnerin den eigenen Weg finden lassen.
Größtenteils würde man zwar eine monogame Beziehung führen, allerdings würden sie diese Lebensweise nicht als einzige Möglichkeit betrachten. Demnach sei es erlaubt, mit anderen Menschen intim zu werden. Wie der Schauspieler im „GQ“-Interview verriet, träumte er einst sogar von einem Harem und führte seine Fantasie weiter aus: Gerne hätte er sich auf einer längeren Reise um 20 Frauen gleichzeitig gekümmert. Anlässlich dieser Träumerei fertigte er gar eine Liste mit Wunschkandidatinnen an. Schauspielerin Halle Berry sowie Balletttänzerin Misty Copeland standen ganz oben auf der Liste.
In ihrer Facebook-Talkrunde „Red Rable Talk“ sprach das Paar im Juli 2020 offen über die Zeit ihrer vorübergehenden Trennung „vor vier bis viereinhalb Jahren“, um „mit den Gerüchten der letzten Zeit aufzuräumen“. Dabei sparte das Paar nicht mit Details, unter anderem, dass sich Jada Pinkett Smith auf eine Affäre mit dem Rapper August Alsina (27, „For You“) einließ. Ihr war jedoch wichtig, klarzustellen, dass sie sich dazu nicht die „Erlaubnis“ ihres Mannes einzuholen hatte, sondern als selbstbestimmte Frau für sich entschied, auf wen sie sich einlasse. Alsina hatte zuvor offenbar fälschlicherweise erklärt, dass Will Smith ihm für eine Liaison seinen Segen gegeben hatte.
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Will Smith mit seiner Ehefrau Jada Pinkett Smith während der Oscar-Verleihung.
© Quelle: IMAGO/Picturelux
Will Smith bezeichnet sich selbst als „angeschnallt“
Vor einem Monat äußerte sich Smith anlässlich seiner Oscarnominierung gegenüber der deutschen Nachrichtenagentur Teleschau. Er erzählte, wie er am liebsten seine Freizeit abseits des Filmsets genießt: „Ich habe leider nicht viel Zeit für mich, aber wenn, dann lese ich unheimlich gerne. Ich liebe es, mich weiterzuentwickeln und versuche, alles was ich lese, in meinem alltäglichen Leben anzuwenden. Wenn ich nicht lese, umgebe ich mich mit Menschen, die mir wichtig sind. Ich bin nicht gerne alleine, und es ist schwer für mich, niemanden um mich herum zu haben.“
Auch wenn der 53-Jährige für seine Filmrollen gerne bis ans Limit geht, ist er privat eher vorsichtig, wie er klarstellte: „Ich bin zumindest immer angeschnallt. Ich bin ein Typ, der es einfach und simpel mag.“
Hat er diese nachdenklichen Qualitäten an seine Kinder weitergegeben? Will Smith verriet: „Es ist lustig. Jaden und Trey sind tatsächlich total einfach und entspannt. Willow eigentlich auch, aber sie hat eine kleine Klamottensucht. Sie hat ihre Outfits bereits mit vier Jahren selbst ausgesucht und sich selbst angezogen. Ihr Style ist einzigartig.“
Erster Oscar für Will Smith
Obwohl Will Smith schon lange im Showgeschäft ist, geht sein Karriereweg weiter steil nach oben. In der Nacht zu Montag erhielt er für seine Performance in „King Richard“ den Oscar als „bester Hauptdarsteller“. Es ist der erste Goldjunge für den Schauspieler, dessen Karriere in den 90er-Jahren begann. Für seine Rollen in den Filmen „Ali“ und „Das Streben nach Glück“ war er 2002 und 2007 jeweils nominiert.
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Kurz nach dem Vorfall nimmt Will Smith seinen ersten Oscar entgegen.
© Quelle: Getty Images
Mit der Kultsitcom „Der Prinz von Bel-Air“ wurde der heute 53-Jährige, der auch als Rapper auf sich aufmerksam machte, zu einem der größten Weltstars. Blockbuster wie „Men in Black“, „Wild Wild West“ oder „Hancock“ folgten. 26 Jahre nach Ende der beliebten Comedyserie, die als „The Fresh Prince of Bel-Air“ im amerikanischen TV lief und zum weltweiten Hit wurde, bekommt das Kultformat eine Neuauflage – allerdings als Drama. „Bel-Air“ dreht sich dabei erneut um die Geschichte des jungen „Will“, der von Newcomer Jabari Banks gespielt wird.
RND/nis mit dpa und Teleschau