„Schweinchen Babe“-Schauspieler James Cromwell: Ein Star mit Überzeugungen
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Tritt für seine Überzeugungen ein: Der amerikanische Schauspieler James Cromwell engagiert sich seit Jahrzehnten fürs Tierwohl. Bei einer Protestaktion in einem Starbucks in New York klebte er eine Hand am dortigen Tresen fest – um auf den Aufschlag für vegane Milchersatzprodukte hinzuweisen.
© Quelle: picture alliance/AP Images
Er hat es wieder getan. Diesmal hat James Cromwell seine Hand auf den Tresen einer Starbucks-Filiale in New York geklebt. Seit „Ein Schweinchen namens Babe“ der Weihnachtsfilm 1995 in den deutschen Kinos wurde (in den USA lief er bereits im Sommer) kennt die ganze Welt das markante, hagere Gesicht des heute 82-jährigen Schauspielers. Er kann Vollsympathen wie Schurken verkörpern, und je nachdem, ob man nun in der Starbucks-Geschäftsleitung ist oder im Kreis der Aktivisten, die mit dem Klebeevent gegen einen Aufpreis für vegane Alterativen zu Milch protestieren, war er am Dienstag in New York beides zur selben Zeit. In jedem Fall bekam die Aktion durch Cromwell im „Free The Animals“-T-Shirt breiteste Medienaufmerksamkeit.
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Cromwell ist im Film- und TV-Biz schon seit 1974. Mit einer kleinen Rolle in einer Folge von „Detektiv Rockford – Anruf genügt“ begann seine Karriere. In der es trotz großen Talents bei kleinen Rollen blieb, weil kein Produzent oder Regisseur wollte, dass der Zweimetermann seinen männlichen Hauptdarsteller überragte. Erst mit dem gütigen Bauer Hoggett, der aus dem ungewöhnlichen Ferkel Babe ein Schäferschwein machte, feierte der 1940 in Los Angeles geborene Cromwell 21 Jahre später seinen Durchbruch.
Wir erinnern uns an den niedlichen Rüssler Babe mit dem rotbraunen Schopf, der seine Mama ans Schlachthaus verlor und von Hoggets Hofhündin zusammen mit deren Welpen aufgezogen wurde. „Ein Schweinchen namens Babe“ war ein perfekter Mutmacher, ein Film, der Kindern zeigte, dass man über sich hinauswachsen kann. Das Ferkel, das am Ende formvollendet Schafe hütete, brachte und bringt bis heute aber auch die Themen Verlust und Tod auf den Tisch. Auf dem hernach möglicherweise keine Wurst mehr geduldet wird.
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„Babe“ öffnete Cromwell die Augen für die Intelligenz von Schweinen
So war es auch bei Cromwell. Die Dreharbeiten waren für den Sohn der Schauspielerin Kay Johnson und des Filmregisseurs John Cromwell eine Offenbarung. „Den Film zu machen hat mir die Augen für die Intelligenz und die neugierigen Persönlichkeiten von Schweinen geöffnet“, sagte er damals. „Diese überaus sozialen Tiere besitzen eine erstaunliche Fähigkeit zu Liebe, Freude und Trauer, die sie unseren geliebten Freunden Hunde und Katze bemerkenswert ähnlich macht.“
Cromwells Filmfigur war noch nicht ganz so weit. Der eigensinnige Farmer Hoggett stand zwar in Einklang mit Landschaft und Tieren, zögerte aber auch nicht, den nötigen Schlag am Hackstock zu vollziehen, um die Voraussetzung für einen leckeren, feiertäglichen Entenbraten zu schaffen. Für Cromwell war es das Ende mit der Entenbrust – er wurde Veganer.
Cornwell tritt nicht nur für das Tierwohl ein
Und ein Aktivist für das Tierwohl, der nun schon seit Jahrzehnten immer wieder an Protestaktionen teilnimmt und aneckt – wie 2001, als er und vier weitere Demonstranten der Tierschutzorganisation Peta Besucher eines Wendy‘s-Restaurants in Virginia zum Boykott desselben anzustacheln versucht hatte. Cromwell wurde damals auch nicht zum letzten Mal festgenommen. Inzwischen aber werden die „Shows“ rechtzeitig beendet. So entzogen sich Cromwell und seine Mitprotestler am Dienstag im New Yorker Starbuck‘s im letzten Moment einer Festnahme durch auftauchende Polizeibeamte.
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Paraderolle: 1995 spielte James Cromwell in „Ein Schweinchen namens Babe“ den Farmer Hoggett.
© Quelle: picture alliance/United Archives
„Das Großartige am Menschen ist, wenn er sich entscheidet, sich zu ändern und aufzustehen“, so Cromwell. „Wenn sie mit Gewaltlosigkeit auf etwas reagieren und sich behaupten, sind sie wirklich großartig.“ So hielt er es selbst, engagierte sich auch für Frauenrechte und Feminismus, für Klimaschutz und gegen Donald Trump. 2018 zu den Midterm-Wahlen wurde Cromwell deutlich – geradezu prophetisch: „Wenn wir ihn (Präsident Trump) jetzt nicht aufhalten, dann werden wir eine richtige Revolution erleben. Dann wird Blut auf den Straßen fließen.“
„Babe“ trat die Karriere des damals 55-Jährigen richtig los
Die „Babe“-Rolle, für die Cromwell für einen Oscar als bester Schauspieler nominiert wurde (der mit 2,01 Meter Körpermaß größte je nominierte Oscarnominierte sah eigentlich das Schweinchen als Hauptdarsteller), ist ihm bis heute die wichtigste. „Andy Warhol sagte, jeder bekommt seine 15 Minuten Ruhm“, sagte Cromwell damals über den Film. „Und wenn das meine sind, könnte ich mir keine besseren 15 Minuten vorstellen.“
Es wurden dann weit mehr Minuten. Cromwells Gesicht war in Filmen wie „L. A. Confidential“ (1997), „The Green Mile“ (1999) und „The Artist“ (2011) zu sehen. Er spielte Phillip Bauer, den fiesen Vater von Jack Bauer in der Echtzeit-Agentenserie „24″, und er war Zefram Cochane im „Star Trek“-Film „Der erste Kontakt“ (1996), der Erfinder des Lichtgeschwindigkeitsantriebs – und damit die einzige Figur in allen Serien und Filmen des Franchise, die je den Begriff „Star Trek“ aussprach. Die aus der Zukunft angereiste Crew des Raumschiffs Enterprise fragte Cochrane: „And you‘re all astronauts on some kind of star trek?“ (Und Sie sind alles Astronauten auf einer Art Sternenreise?). Tja, von der Existenz außerirdischer Intelligenz ist Cromwell übrigens ebenfalls überzeugt.
Improvisation oder Spitzname – die Sache mit dem „Kohlkopf“
Cromwell, zum dritten Mal verheirateter Vater dreier Kinder, sieht unbestreitbar ein wenig „britisch“ aus. So spielte er – neben vier US-Präsidenten (Lyndon B. Johnson, George W. H. Busch und zwei fiktiven) – auch Prinz Philip in Stephen Frears‘ Royals-Drama „Die Queen“ (2006). Eine Idealbesetzung.
Intimer als in dem Moment, in dem Cromwells Philip ins Bett schlüpfte und seine Gattin Königin mit „Roll over, cabbage!“ bat, ihm doch Platz zu machen, gabs die Leitung der Fima Windsor jedenfalls noch nie auf der Leinwand oder im Fernsehen zu sehen. Ob „cabbage“ nun wirklich eine authentische Anrede des echten Prinzen an seine Gattin war (Drehbuchautor Peter Morgan behauptet dies), lässt sich nicht verlässlich eruieren. Der Prinz schwieg diesbezüglich zeitlebens vornehm. Die Königin ebenso.
Wir könnten uns vorstellen, dass der „Kohlkopf“ auch von Cromwell stammt – eine Art veganer Improvisation.
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