Dieter Nuhr über #allesdichtmachen: „Kritik an den Videos größtenteils überzogen und hysterisch“
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Dieter Nuhr, Kabarettist und Comedian, hält die satirischen Videos der #allesdichtmachen-Kampagne für naiv.
© Quelle: Marcel Kusch/dpa
Dutzende prominente Schauspieler wie Jan Josef Liefers oder Richy Müller haben mit der Aktion #allesdichtmachen Kritik an den Corona-Maßnahmen geäußert – und entsprechend Gegenwind erhalten. Seit Veröffentlichung der mehr als 50 Videos auf Youtube haben sich viele Kollegen aus der Film- und Medienbranche zu Wort gemeldet und sich teilweise von der Aktion distanziert. Auch Dieter Nuhr äußert hinsichtlich der Aktion seine Meinung – in einem „Welt“-Interview erklärt der Kabarettist und Fernsehmoderator, warum er die satirischen Videos für naiv hält und warum er den Aufschrei der Kritiker dennoch hysterisch findet.
Der bislang meistgeklickte Beitrag der Aktion #allesdichtmachen stammt von Schauspieler Jan Josef Liefers. Eben dieses Video war auch das erste der Kampagne, das Dieter Nuhr gesehen hat. Er findet nicht, „dass die Videos der Diskussion etwas Neues hinzufügen konnten. Eine Diskussion, die doch längst mit allen Argumenten von allen Seiten geführt wurde, auf so simple Art zu reduzieren, fand ich auch ein bisschen naiv“, erklärt der Kabarettist.
Laut eigener Aussage versucht Nuhr immer, Dinge mit einer differenzierten Sichtweise zu betrachten. „Das einseitige und argumentfreie Kritisieren von Einschränkungen in Pandemiezeiten“ sei ihm zu wenig. „Gleichzeitig ist aber auch die Kritik an den Videos größtenteils überzogen und hysterisch, weil sie völlig unberechtigt die Etiketten ‚rechts‘ und ‚Querdenker‘ verwendet“, betont Nuhr in dem Interview. Laut seiner Ansicht gebe es durchaus gute Gründe, als Kulturschaffender Kritik an der betriebenen Corona-Politik zu üben – seiner Meinung nach wurden diese in den veröffentlichten Videos jedoch kaum genannt.
Darüber hinaus stört sich der 60-Jährige daran, dass Kritiker der Corona-Politik häufig als rechts betitelt würden: „Dass der Politik nach einem Jahr Pandemie immer noch nichts anderes einfällt als undifferenzierte Ausgangssperren und Kontaktverbote ohne Berücksichtigung beispielsweise der Erkenntnisse von Aerosolforschern, darf man doch wohl noch kritisieren, ohne als Rechter etikettiert zu werden“, so Nuhr.
„Wenn es Satire sein sollte, war es zu wenig lustig“
Auch wenn Dieter Nuhr eine klare Meinung zu den Videos der #allesdichtmachen-Kampagne hat, habe er sich nicht jedes der veröffentlichten Videos angesehen. Neben den Miniclips von Jan Josef Liefers und Ulrich Tukur habe er zwar noch einige andere gesehen, aber „dann wurde es einfach zu langweilig“. Vom Standpunkt der Satire waren die Videos dem Kabarettisten zu ideenlos: „Wenn es Satire sein sollte, war es zu wenig lustig oder geistreich. Gelacht habe ich jedenfalls nicht.“
Dieter Nuhr war in den vergangenen Monaten häufig selbst in die Schlagzeilen geraten. Immer wieder äußert der Moderator Kritik zu politischen und gesellschaftlichen Themen – immer wieder sorgen seine Aussagen später für Empörung bei einigen Menschen.
RND/liz