Partys, Paraden und Pudding – zum 70. Thronjubiläum der Queen

Die britische Königin Elizabeth II. feiert am 8. Februar 2022 ihr 70. Thronjubiläum – und ganz Großbritannien feiert mit.

Die britische Königin Elizabeth II. feiert am 8. Februar 2022 ihr 70. Thronjubiläum – und ganz Großbritannien feiert mit.

London. Die Briten haben in letzter Zeit wenig zu lachen: Nicht nur, weil sie unter den hohen Preisen von Strom, Gas und Lebensmitteln ächzen, sondern auch weil die Enthüllungen um Partys mit Wein, Käse und Kuchen in der Downing Street und weiteren Ministerien während des Lockdowns im Jahr 2020 kein Ende nehmen wollen.

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Sue Gray, eine Beamtin im Kabinett, die passender- oder auch ironischerweise einige Zeit ein Pub in Nordirland betrieb und zu den Verfehlungen innerhalb der Regierung ermittelte, sprach in ihrem Bericht diese Woche von großen Fehlern in der Führungsebene – und rügte damit den britischen Premier Boris Johnson. Die Partys hätten nicht stattfinden sollen, betonte sie. Erst recht nicht, wenn der Rest des Landes, den Regeln folgend, monatelang auf so vieles verzichten musste.

Feierlichkeiten über das ganze Jahr

Wenn Boris Johnson könnte, würde er vielleicht eine riesige Party für die Bewohner der Insel ausrichten, um die ganze Sache wieder geradezubiegen und für gute Stimmung zu sorgen. Denn eine Entschuldigung, so räumte der 57‑Jährige dieser Tage ein, reiche nicht aus. Aus verständlichen Gründen ist dies jedoch nicht möglich, denn sein Job ist es ja eigentlich, das Land zu regieren.

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Umso besser, dass eine andere wichtige Person dieses Jahr groß mit den Briten feiern darf: die Queen. Am kommenden Sonntag, 8. Februar, begeht die 95‑Jährige ihr 70. Thronjubiläum. Bei den Feierlichkeiten, die das ganze Jahr, vor allem aber Anfang Juni stattfinden, setzt man auf Superlative. Geplant sind imposante Paraden, ein gigantisches Picknick, ausgelassene Straßenfeste sowie ein Aufgebot von Stars vor dem Buckingham-Palast – immer mit dabei der Union Jack, auf Mützen, Tischdecken und Taschen.

Ein neuer Nachtisch zum Thronjubiläum

Zuckerbäcker des Landes wurden außerdem dazu aufgerufen, anlässlich des Thronjubiläums einen neuen Nachtisch zu kreieren. Der offizielle Titel des Wettbewerbs lautet: „Platinum Pudding Competition for the Queen“. Wer jedoch denkt, dass sich die Konditoren nun daranmachen, neue Puddings zu Ehren der Königin zu erfinden, der hat sich getäuscht. Denn der Begriff Pudding wird auf der Insel für alle möglichen Formen von Süßspeisen verwendet. Der Fantasie der Teilnehmer ist also kaum eine Grenze gesetzt. Experten raten den Bäckern jedoch auf jeden Fall dazu, dem Nachtisch ein paar saisonale Früchte hinzuzufügen. Außerdem dürfe Schokolade nicht fehlen, weil nicht nur die Monarchin diese besonders gerne isst. Der Siegerpudding soll im Rahmen der Feierlichkeiten neben der Queen schließlich auch dem Rest der Briten munden.

Doch wieso wird das Jubiläum der Queen eigentlich so groß begangen? Zum einen gibt es den Briten die Möglichkeit, ihre Königin zu feiern. Denn diese erfreut sich in der Bevölkerung großer Beliebtheit. Dies belegen auch Umfragen des Meinungsforschungsinstitutes YouGov. Demnach ist Elizabeth II. bei knapp drei Viertel der Bevölkerung beliebt. „Seit dem Tod ihrer Mutter im Jahr 2002 ist sie die neue Mutter der Nation“, sagte Pauline MacLaran, die sich an der Royal-Holloway-Universität in London mit dem Bild der königlichen Familie befasst, gegenüber dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Sie vermittle durch ihr Festhalten an britischen Traditionen ein Gefühl von Sicherheit.

Die Monarchie bringt die Menschen zusammen

„Paraden und Feste spielen dabei eine große Rolle“, betonte Jane Ridley, Professorin für moderne Geschichte an der University of Buckingham, die unter anderem ein Buch über Königin Viktoria geschrieben hat, diese Woche. Die Monarchie könne so zeigen, welchen Zweck sie in der heutigen Zeit erfüllt. Statt zu regieren, bringe sie die Menschen zusammen und ließe sie an einem Strang ziehen, wie kürzlich während der Pandemie. Die Feierlichkeiten anlässlich des Jubiläums geben den Briten außerdem die Gelegenheit, mit den Monarchen in Kontakt zu treten. Begeisterung entsteht dabei durchaus auf beiden Seiten, wie laut Ridley ein Blick in die Geschichte belegt. Denn zumindest Königin Viktoria, die einem ganzen Zeitalter in Großbritannien ihren Namen gegeben hat, soll anlässlich ihres 60-jährigen Thronjubiläums im Jahr 1897, angesichts der jubelnden Untertanen auf Londons Straßen, die eine oder andere Träne vergossen haben.

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Die Freude über die Monarchie ist dieses Jahr jedoch getrübt. Denn angesichts des Gesundheitszustandes von Königin Elizabeth II. ist noch nicht klar, an welchen Veranstaltungen des Platinjubiläums sie tatsächlich teilnehmen kann. Schon im vergangenen Jahr musste die 95‑Jährige, die sonst als pflichtbewusster Workaholic gilt, auf Rat ihrer Ärzte viele öffentliche Auftritte absagen, ihre Teilnahme an der Weltklimakonferenz im schottischen Glasgow zum Beispiel sowie am Volkstrauertag im November – für die Monarchin eigentlich ein Pflichttermin. Doch selbst wenn die sonst eher rüstige Queen dieses Jahr womöglich nicht überall persönlich mitfeiern kann, sie hat ja noch ihre Familie. Und so wird erwartet, dass sie von Prinz William und Herzogin Catherine tatkräftig unterstützt und vertreten wird – und natürlich von Prinz Charles sowie Herzogin Camilla, dem zukünftigen Königspaar.

Reier der Household Calvary nehmen an einer Prozession  von der  Westminster Hall zum Buckingham Palace teil, im Hintergrund der  Admiralty Arch. Die Prozession war seinerzeit Teil der Feierlichkeiten zum 60. Thronjubiläum von Queen Elizabeth II. Zum 70. Thronjubiläum der Königin in diesem Jahr soll in Großbritannien vier Tage lang gefeiert werden.

Reier der Household Calvary nehmen an einer Prozession von der Westminster Hall zum Buckingham Palace teil, im Hintergrund der Admiralty Arch. Die Prozession war seinerzeit Teil der Feierlichkeiten zum 60. Thronjubiläum von Queen Elizabeth II. Zum 70. Thronjubiläum der Königin in diesem Jahr soll in Großbritannien vier Tage lang gefeiert werden.

Briten kritisieren Prinz Harry und Herzogin Meghan

Neben der Gesundheit der Queen bereitet jedoch noch etwas anderes Sorgen, nämlich die wiederkehrenden Offenbarungen der US-Auswanderer Harry und Meghan. Denn obwohl diese längst nicht mehr in Großbritannien leben, kommen sie nicht aus den Schlagzeilen. Zum Leidwesen vieler Briten, die das Drama um das Paar längst satthaben. Unvergessen ist der Auftritt von Harry und Meghan bei der Talkshow-Ikone Oprah Winfrey im vergangenen Jahr. Damals schossen die Sussexes, wie sie heutzutage genannt werden wollen, verbal in Richtung Königreich, da war von Rassismus die Rede und von Depressionen.

Im Sommer will Prinz Harry außerdem seine Memoiren veröffentlichen. Er selbst ließ sich mit dem Satz zitieren, er schreibe das Werk „nicht als geborener Prinz“, sondern „als Mann, der er wurde“. Hinzu kommen millionenschwere Deals mit den Streamingplattformen Netflix und Spotify. Experten zufolge macht das Paar, ihrem Wunsch nach finanzieller Unabhängigkeit folgend, mit Interviews, Büchern, Podcasts und Serien nun das zu Geld, was sie haben: ihren royalen Hintergrund. Und das nehmen ihnen viele Briten übel.

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Schwere Vorwürfe gegen Prinz Andrew

Besonderes Unbehagen bereiten dem Königshaus jedoch der angebliche Lieblingssohn der Queen: Prinz Andrew. Denn während ihm die britischen Medien in den 80er-Jahren vor allem ein schlechtes Urteilsvermögen und Geldverschwendung ankreideten, wiegen die aktuellen Vorwürfe gegen ihn schwerer. Die 38-jährige US-Amerikanerin Virginia Guiffre wirft ihm vor, sie in den 90er-Jahren misshandelt zu haben, dreimal auf dem Anwesen des mittlerweile verstorbenen Sexualstraftäters Jeffrey Epstein – in London, New York und auf den Jungferninseln. Giuffre strengte deshalb eine Klage vor einem Zivilgericht in den USA an. Dies veranlasste die Königin zu einem drastischen Schritt. Um den Schaden zu begrenzen und die „Firma zu retten“, entzog sie Andrew kürzlich alle öffentlichen Ämter und militärischen Grade. Kürzlich verschwand der 61-Jährige außerdem aus den sozialen Medien.

Nun da der Prinz ja fast nichts mehr zu verlieren hatte, ging dieser erst recht auf Konfrontationskurs mit Guiffre. Seine Anwälte verlangen, dass der Fall vor einem Geschworenengericht in den USA verhandelt wird. Für ihn aussagen soll offenbar ausgerechnet Kevin Spacey, also eben jener US-Schauspieler, der 2017 aufgrund von Missbrauchsvorwürfen seine Karriere beenden musste. Er soll bestätigen, dass die Freundschaft zwischen Andrew und der Britin Ghislaine Maxwell, der Partnerin Epsteins, die wegen Beihilfe zu sexuellem Missbrauch verurteilt wurde, nicht so eng war, wie immer wieder behauptet wird. Ob das wirklich eine gute Idee ist?

Desaster statt Befreiungsschlag

Sean O‘Grady von der britischen Tageszeitung „Independent“ jedenfalls fragt sich, ob neben gewissen taktischen Gründen nicht doch wieder einmal die Arroganz des Prinzen eine Rolle bei dieser Entscheidung spielte. Denn schließlich dachte Andrew schon im Jahr 2019, dass er die Gerüchte um seine Verbindungen zu Epstein mit einem BBC-Interview aus der Welt schaffen könnte. Damals stellte er sich den Fragen der Journalistin Emily Maitlis.

Was als Befreiungsschlag gedacht war, endete in einem Desaster. Er verlor kein Wort der Reue über die Freundschaft mit dem verurteilen Sexualstraftäter. Schlimmer noch: Auch an die Begegnung mit der damals 17-jährigen Giuffre, damals hieß sie noch Roberts, könne er sich nicht erinnern, behauptete er. Und das, obwohl ein Foto existiert, auf dem er den Arm um sie legt.

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Alles für die Feierlichkeiten

Könnten weitere schlechte Nachrichten um Andrew und die Sussexes die Festlichkeiten anlässlich des diesjährigen Thronjubiläums der Queen überschatten? „Das hängt davon ab, wie sich der Prozess entwickelt und ob erneut Skandale auftauchen“, meinte Pauline MacLaran. Dass das Spektakel um Prinz Andrew die Monarchie jedoch generell gefährdet, glaubt sie nicht. „Ich denke, dass sowohl Andrew als auch die Monarchie diese Krise überleben werden.“ Schließlich gebe es immer irgendeine Art von Krise – sowohl für die Monarchie als auch für das Land. „Wenn eine vorüber ist, taucht eine andere am Horizont auf.“ Eins ist aus ihrer Sicht jedoch klar. „Das Schloss wird alles dafür tun, dass die Jubiläumsfeierlichkeiten mehr Aufmerksamkeit bekommen als der Skandal“ – mit einem Picknick, Partys, Paraden und einem Pudding für die Queen.

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