Vorteile für Corona-Geimpfte: Was kommt auf Reisende zu?
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Zwei Frauen laufen mit Maske und Koffer durch den Flughafen in Barcelona. Werden Reisende mit Corona-Impfung früher wieder Freiheiten erhalten als Ungeimpfte?
© Quelle: imago images/ZUMA Wire
Dürfen Geimpfte früher wieder Urlaub im Hotel machen? Wird für die Reise in bestimmte Länder eine Corona-Impfung Pflicht sein? Und ist das überhaupt rechtlich erlaubt? Über diese Fragen wird unter Urlaubern und in der Reisebranche derzeit stark diskutiert. Befeuert wird das Thema nun von Kanzlerin Angela Merkel. Sie betonte gestern Abend in der ARD-Sendung „Farbe bekennen“ zwar, dass noch nicht klar sei, ob Geimpfte nicht doch noch andere Menschen anstecken können – und solange das nicht geklärt sei, könne es keine besonderen Rechte geben.
Zu einem späteren Zeitpunkt aber hält Merkel es aber für möglich, dass Geimpfte schneller mehr alte Freiheiten zurückbekommen könnten, zum Beispiel in puncto Restaurants, Kino und Reisen, als Nichtgeimpfte. Die Kanzlerin erklärte: „Wenn wir später sehr vielen Menschen ein Angebot gemacht haben können zum Impfen, und dann sagen manche Menschen, wir haben ja keine Impfpflicht, dann sagen manche Menschen, jetzt möchte ich nicht geimpft werden, dann muss man vielleicht schon solche Unterschiede machen und sagen, okay, wer das nicht möchte, der kann vielleicht auch bestimmte Dinge nicht machen.“
EU-Impfpass könnte das Reisen beeinflussen
In der Tourismusbranche ist das Thema nicht mehr nur reine Theorie: Urlaubsländer wie Griechenland, Malta und Spanien warben für einen einheitlichen EU-Impfpass – und der soll tatsächlich kommen. Enthalten sein sollen Infos zur Person, dem verwendeten Impfstoff und der Behörde, die ihn ausgestellt hat. Außerdem soll es eine Art elektronisches Siegel geben, beispielsweise einen QR-Code oder eine Registrierung. Damit soll der Impfstatus einer Person möglichst schnell abgerufen werden können. Damit wäre es ganz einfach möglich, den Impfstatus beim Urlaub und bei Reisen zu überprüfen – und bei fehlender Corona-Impfung gegebenenfalls die Beförderung zu verweigern. Die australische Qantas Airways hatte schon angekündigt, diesen Schritt für bestimmte Flugstrecken gehen zu wollen.
Reiserechtsanwalt: Hotels und Airlines dürfen Corona-Impfung verlangen
Eine solche Regelung sei auch für Airlines in Deutschland rechtlich möglich: „Das ist ihr gutes Recht“, sagte Reiserechtsanwalt Paul Degott dem Reisereporter. Und weiter: „Auch Hotels, Reedereien und Reiseveranstalter können von der Vertragsfreiheit Gebrauch machen und sagen: ‚Ich will meine Gäste schützen, daher dürfen nur Geimpfte buchen.‘“ Das gehe allerdings nur, solange noch nicht gebucht wurde. Besteht bereits eine Buchung, dann müsse der Betreiber seinen Vertrag auch erfüllen, so Degott.
Deutsche Airlines wie die Lufthansa wollen dem Schritt von Qantas aber derzeit noch nicht folgen. „Die Einführung eines verbindlichen Impfnachweises für Fluggäste ist zum jetzigen Zeitpunkt durch Lufthansa nicht geplant“, teilte ein Sprecher mit. Auch Europas größter Reiseveranstalter Tui plant bislang keine Impfpflicht. „Die Rahmenbedingungen muss aber die Politik schaffen, am besten einheitlich in der EU. Das können wir als Reiseunternehmen dann umsetzen, aber es wird keine eigene Regelung geben, wonach wir nicht immune Kunden von Reisen ausschließen“, sagte Tui-Sprecher Aage Dünhaupt gegenüber dem RedaktionsNetzwerk Deutschland.
Auch die großen Branchenverbände halten sich mit Einschätzungen zurück. Dehoga-Geschäftsführerin Ingrid Hartges erklärte im Interview mit dem RND: „Die Debatte ist verfrüht, da noch nicht alle, die sich impfen lassen wollen, dies auch können. Wann jüngeren Menschen unter 50 Jahren ein Impfangebot gemacht werden kann, ist derzeit noch völlig offen. Aufgrund dieser Sachlage ergibt es keinen Sinn, den Zugang zu unseren Betrieben auf Geimpfte zu beschränken, weil relevante Zielgruppen noch keine Impfung erhalten haben oder in absehbarer Zeit erhalten. Bis dahin sind zahlreiche Rechtsfragen zu klären.“ Auch der Deutsche Reiseverband (DRV) hält die Debatte für verfrüht.
Mehr Reisefreiheit für Corona-Geimpfte
Trotzdem ist die Reisefreiheit für Geimpfte bereits jetzt ein wenig größer als für Ungeimpfte: Manche Länder haben die Einreiseregeln für Corona-Geimpfte gelockert. So müssen sie unter anderem auf den Seychellen, in Island, Polen, Moldau und Rumänien nicht mehr in Quarantäne. Auch das ist aus Sicht von Reiserechtsexperte Degott rechtlich in Ordnung: „Aus meiner Sicht ist es kein Problem, wenn man bestimmte Belastungen oder die Beschränkung von Rechten, die zuvor eingeführt wurden, für bestimmte Gruppen wieder aufhebt.“
Impfungen bereits jetzt für manche Länder vorgeschrieben
Die Corona-Pandemie lässt die Debatte um mögliche Impfpflichten wieder aufleben, für Weltenbummler ist das Thema aber nicht neu. Bereits jetzt ist die Einreise in bestimmte Länder an Bedingungen geknüpft – unter Umständen auch an den Nachweis bestimmter Impfungen. So schreiben bestimmte Länder beispielsweise eine Gelbfieberimpfung vor. Der Impfausweis ist daher bereits jetzt auch ein potenzielles Reisedokument.