Ist mein Pauschalurlaub wegen der Flugstreichungen in Gefahr?
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Annullierte Flüge werden auf einer Anzeigetafel auf dem Flughafen Düsseldorf angezeigt. Sind Pauschalreisen im Sommer in Gefahr?
© Quelle: Federico Gambarini/dpa
Die Reiselust der Menschen in Deutschland nach mehr als zwei Corona-Jahren riesig. In den Sommerferien verzeichnen die Flughäfen zu Spitzenzeiten schon wieder Abflüge auf Vorkrisenniveau, teils sogar darüber. Doch Airlines und Flughäfen können die Abfertigung der Touristenmassen nicht stemmen – die Reisepläne vieler Menschen geraten dadurch ins Wanken. Es fehlt jede Menge Personal, hinzu kommen nun auch noch Streiks und wieder mehr Corona-Krankmeldungen.
Die Lufthansa hatte zuletzt angekündigt, 2200 weitere Flüge an ihren Drehkreuzen Frankfurt und München zu streichen. Zusammen mit bereits angekündigten Kürzungen fallen damit im Juli über 3000 Verbindungen weg – sowohl unter der Woche wie auch an den Wochenenden.
Lufthansa: Keine klassischen Urlaubsziele betroffen
Die Streichungen beträfen insbesondere innerdeutsche und innereuropäische Flüge, jedoch nicht die in der Ferienzeit gut ausgelasteten klassischen Urlaubsziele, heißt es von der Airline. Bei den europäischen Verbindungen treffe es vor allem von Geschäftsreisenden genutzte Ziele – „die wir auch hochfrequent bedienen, wie London, Brüssel, Wien oder Graz“, teilt ein Lufthansa-Sprecher dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) mit. Auf diesen Strecken könnten Fluggäste gut auf andere Tageszeiten umgebucht werden.
Chaos zum Ferienbeginn: Lange Warteschlangen am Düsseldorfer Flughafen
Hunderte Flugpassagiere warten auf ihre Abfertigung. Und einigen wurde sogar kurzfristig der Flug annulliert.
© Quelle: Reuters
Ob Reisende mit weiteren Streichungen rechnen müssen? Dazu könne er derzeit nichts sagen, so der Konzernsprecher. „Wir haben diesbezüglich derzeit keine Pläne. Wir werden die weitere Entwicklung abwarten und dann sehen, wie wir uns entscheiden müssen.“ Man hoffe, mit den in der vergangenen Woche getroffen langfristigen Entscheidungen das Gesamtsystem stabilisiert zu haben.
Lufthansa-Töchter Eurowings und Swiss streichen Flüge
Auch Lufthansa-Tochter Eurowings hat Hunderte Flüge gestrichen, teils extrem kurzfristig. Ende Juni sogar, obwohl Passagiere teils bereits eingecheckt und das Gepäck abgegeben hatten.
Inzwischen habe sich die Lage „sichtbar stabilisiert“, teilte eine Eurowings-Sprecherin mit. „Entsprechend kommt es heute kaum mehr zu tagesaktuellen Streichungen, weil das Gesamtsystem der aktuellen Last der vielen Urlaubsflüge besser standhalten kann als in den vergangenen Tagen.“ Sie gehe davon aus, dass sich „dieser positive Trend in den nächsten Tagen fortsetzen wird“.
Eurowings habe die eigenen Reserven und Puffer in den vergangenen Tagen deutlich erhöht, um den Flugplan über den Sommer bestmöglich abzufliegen. So öffnen am Flughafen Düsseldorf beispielsweise die Check-in-Schalter an den Wochenenden – samstags und sonntags – für Flüge bis 6.30 Uhr bereits ab 3 Uhr früh. Allerdings: Auch im August könnten Anpassungen vorgenommen werden müssen, „wenn sich die Personalsituation an Airports bei Sicherheitskontrollen, Bodenverkehrsdiensten, Flugsicherung etc. nicht verbessert.“
Auch die Swiss hat weitere Reisen streichen müssen: 674 Flüge zwischen August und Oktober werden ausfallen. Betroffen sind laut „Blick.ch“ unter anderem Flüge von Zürich nach Danzig, Birmingham, Luxemburg und Berlin. Am Flughafen Genf werden Flüge nach Brüssel und London nicht wie geplant stattfinden können. Auch Destinationen in Nordamerika seien betroffen. Bereits im April und zu Anfang Juni hatte die Fluggesellschaft den Flugplan zusammengestrichen. Insgesamt machen die Flüge zwei Prozent des eigentlichen vorgesehenen Flugplans aus.
Tuifly und Condor: „Planen keine Flugstreichungen im Sommer“
Eine Condor-Sprecherin sagte gegenüber dem RND: „Condor plant keine Flugstreichungen für die Sommermonate.“ Die Airline habe in der Corona-Pandemie keine Stellen abgebaut und die Lage bisher gut im Griff. Zudem setze Condor an Spitzentagen, zum Beispiel zum Beginn von Sommerferien in einzelnen Bundesländern, auch Flugzeuge von anderen Airlines ein, um alle Kundinnen und Kunden wie geplant zu ihren Urlaubszielen zu bringen – und wieder zurück.
Auch Tuifly denkt eigenen Angaben zufolge trotz Personalmangels an den Flughäfen nicht daran, Flüge im Sommer 2022 zu streichen. „Wir haben ein sehr konzentriertes Streckennetz mit einer Flotte von 22 Maschinen und fliegen hauptsächlich Balearen, Kanaren, Algarve, Madeira, Kapverden, Kreta, Rhodos, Korfu, Kos, Araxos und Zypern an“, so Konzernsprecher Aage Dünhaupt gegenüber dem RND. Ein weiterer Unterschied zu den anderen Airlines sei, dass man die Destinationen – mit Ausnahme von Mallorca – nicht täglich anfliege.
Airlines streichen Flüge: Was Reisende wissen müssen
Gestrichene Flüge, Probleme bei der Abfertigung an den Flughäfen: Womöglich steht ein chaotischer Flugreisesommer bevor. Ist der Urlaub in Gefahr?
© Quelle: dpa
Dies erschwert das Umbuchen auf andere Verbindungen. Deshalb warte eine Tuifly-Maschine in der Regel „auch ein paar Minuten länger“, wenn Passagiere noch in der Sicherheitskontrolle hängen, so Dünhaupt. Und bei größeren Problemen fliege man „immer im Laufe des Tages oder der Nacht den Flug nach.“
Tui bietet Flüge anderer Airlines an
Allerdings: Nicht jede Tui-Reise beinhaltet auch einen Tuifly-Flug. Der Reiseveranstalter ist Kunde bei mehreren Airlines, unter anderem bei Eurowings. Mit welcher Airline Urlauberinnen und Urlauber unterwegs sind, sehen sie beim Blick auf die Flugkennung: EWG oder EW bedeutet, dass sie mit Eurowings fliegen. Tuifly-Flüge haben die Kennung X3.
„Wir haben im Sommer bis zu sechs Vollcharterflüge pro Woche mit Eurowings von Hamburg und Berlin in Richtung Griechenland und Spanien“, so Tuisprecher Dünhaupt. In den Sommermonaten von Juni bis September habe Tui Deutschland an den Flughäfen Saarbrücken und Nürnberg zudem größere Kontingente bei Smartlynx eingekauft und ab Paderborn und Leipzig bei Freebird Europe.
Streiks sorgen für zusätzliche Engpässe
Für zusätzliche Turbulenzen sorgen aber Streiks bei anderen europäischen Airlines wie Easyjet, Ryanair und SAS. Reiseveranstalter würden dem Deutschen Reiseverband (DRV) zufolge aber alles dafür tun, dass gebuchte Sommertrips stattfinden. „Dass gut gebuchte Strecken zu den Pauschalreisezielen rund ums Mittelmeer oder zu ferneren Zielen in größerem Umfang gestrichen werden, ist eher unwahrscheinlich“, sagte eine Sprecherin des DRV.
Das gelte insbesondere für Flüge, die von den Veranstaltern lange vorher eingekauft worden seien. Veranstalter und Reisebüros seien in engem Austausch mit Airlines und Flughäfen.
Wie erfahren Reisende von Flugstreichungen?
Grundsätzlich informieren Airlines wie Reiseveranstalter ihre Kundinnen und Kunden, wenn eine Verbindung verlegt oder ganz gestrichen wird. Wer sich selbst nach dem Flugstatus erkundigen will, kann die Flugdaten in eine entsprechende Suchmaske bei der Airline eingeben. Einigen Airlines genügen dafür Start- und Zielflughafen sowie das Datum, manche benötigen dafür die Flugnummer. Dabei handelt es sich um einen fünf- bis sechsstelligen Code, der auf dem Ticket beziehungsweise in der Buchungsbestätigung hinterlegt ist. Hier die wichtigsten Airlines, die an Flughäfen in Deutschland starten und landen, im Überblick:
- Lufthansa
- Eurowings
- Condor
- Ryanair
- Easyjet
- Wizzair
- Turkish Airlines
- Sunexpress
- Emirates
- KLM
- Scandinavian Airlines (SAS)
Tuifly bietet Reisenden nicht die Möglichkeit, den Flugstatus über eine Suchmaske zu überprüfen. Kurzfristige Änderungen sind den Ankunfts-/Abflugsinfos zu entnehmen.
Bestehen darüber hinaus Unsicherheiten, lohnt sich womöglich ein Anruf bei der Kundenhotline der Airline. Einen Überblick über die wichtigsten Telefonnummer finden Reisende in dieser Übersicht.
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