Zug verspätet oder gestrichen: Was Reisende wissen müssen
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Ein ICE der Deutschen Bahn verlässt den Fernbahnhof am Flughafen von Frankfurt am Main.
© Quelle: Arne Dedert/dpa/Illustration
Verspätungen oder Zugausfälle sind bei der Deutschen Bahn längst keine Ausnahme mehr. In diesem Jahr war zweitweise fast jeder zweite Fernzug unpünktlich, im Regionalverkehr lag die Pünktlichkeitsquote im August bei unter 90 Prozent.
Was also tun, wenn die eigene Zugverbindung betroffen ist? Wann muss die Bahn Reisenden Geld zurückerstatten und auf welchen Strecken gibt es aktuell Probleme? Der folgende Text liefert Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Zug verspätet oder gestrichen: Wann erhalten Reisende Geld zurück?
Bei Verspätung oder Ausfall des Zuges gelten die allgemeinen Fahrgastrechte: Wer sein Reiseziel nicht pünktlich erreicht, kann sich je nach Verspätung den Fahrpreis zurückholen. Das regelt die EU‑Fahrgastverordnung VO (EG) Nr. 1371/2007.
Bei einer zu erwartenden Verspätung am Zielbahnhof von mehr als 60 Minuten können Bahnreisende vor Fahrtantritt von ihrer Reise zurücktreten und sich den vollen Fahrpreis erstatten lassen oder die Reise abbrechen und zum Startbahnhof zurückkehren, wenn die Fahrt sinnlos geworden ist. In diesem Fall können sich Reisende den nicht genutzten Anteil erstatten lassen.
Alternativ gilt: Wer mindestens 60 Minuten später als geplant ankommt, hat Anspruch auf 25 Prozent Erstattung, bei mehr als 120 Minuten sind es 50 Prozent. Die Verspätung sollten sich Fahrgäste immer von Mitarbeiterinnen oder Mitarbeitern bestätigen lassen, im Zug wird oftmals bereits das Fahrgastrechte-Formular zum Ausfüllen ausgeteilt. Es ist auch möglich, das Formular online einzureichen.
Wann zahlt mir die Bahn das Hotelzimmer?
Es ist das schlimmste Szenario für Bahnreisende: Man strandet an einem Bahnhof, und die Bahn kann einen nicht auf einem alternativen Weg ans Ziel bringen. Was nun? In diesem Fall muss die Deutsche Bahn eine Unterkunft besorgen und auch den Weg dorthin sowie am nächsten Tag zurück zum Bahnhof organisieren.
Wer auf eigene Faust ein Zimmer buchen möchte, sollte sich vor der Buchung unbedingt bestätigen lassen, dass die Bahn an diesem Tag keine Fahrt mehr durchführen wird und auch nicht mit einer Unterkunft für die Nacht aushelfen kann. Die Rechnung können Reisende dann später bei der Bahn einreichen.
Flug verpasst: Zahlt die Bahn eine Entschädigung?
Nein, in diesem Fall erhalten Reisende keine Entschädigung. Die Möglichkeit, dass Züge ausfallen oder mit Verspätung am Zielort eintreffen, müssen Urlauberinnen und Urlauber grundsätzlich in die Anreisezeit zum Flughafen einkalkulieren und sich gegebenenfalls um einen alternativen Transport kümmern. Bei Rail-and-Fly-Tickets sind der Airport oder der Reiseveranstalter die Ansprechpartner.
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© Quelle: dpa
Wo informiert die Bahn über Verspätungen und Ausfälle?
Um rechtzeitig informiert zu sein, sollten Reisende vor der Abfahrt regelmäßig checken, ob ihr Zug verspätet ist oder gar ausfällt. Die Deutsche Bahn informiert online auf www.bahn.de/reiseauskunft, im DB Navigator oder unter der Telefonnummer +49 (0)30 2970 über die Zugverbindungen.
Welche Strecken sind aktuell gesperrt?
Wegen der Kollision zweier Güterzüge zwischen Hannover und Wolfsburg ist die wichtige Zugverbindung von Nordrhein-Westfalen in Richtung Berlin derzeit gesperrt. Nach Angaben der Deutschen Bahn wird der Bahnverkehr bis mindestens 27. November massiv gestört sein.
Für Fahrgäste im Fernverkehr, die bis zum 27. November eine geplante Reise aufgrund der Zugkollision verschieben möchten, gilt laut Bahn zudem eine Sonderkulanz. Demnach können Fahrgäste bereits gebuchte Fernverkehrstickets ab sofort bis einschließlich 4. Dezember flexibel nutzen, die Zugverbindung ist aufgehoben. Sitzplatzreservierungen könnten kostenfrei storniert werden, teilte die Bahn mit. Weitere Informationen gibt die Bahn im Internet unter www.bahn.de/sonderkulanz.
Neues Schienennetz: Welche Strecken werden gesperrt?
Um künftig wieder pünktlicher und zuverlässiger zu werden, startet die Bahn bald mit einem neuen Sanierungsprojekt. Das erste größere Modernisierungsprojekt soll im Jahr 2024 auf der Strecke zwischen Frankfurt am Main und Mannheim starten.
Auch auf der viel befahrenen Strecke Berlin–Hamburg müssen sich Fahrgäste der Bahn auf längere Fahrtzeiten und Einschränkungen einstellen. Zwischen Juni und Dezember 2025 will die Bahn auch diese 280 Kilometer lange Strecke komplett sperren und sanieren.
RND/jaf