„Es war wie in einem Horrorfilm“
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Trainer Mircea Lucescu trifft am Dienstag mit Dynamo Kiew auf Borussia Dortmund.
© Quelle: IMAGO/Anca Tepei
Dortmund. Bei nur wenigen Fußballlehrern ist die Bezeichnung Trainerfuchs treffender als bei Mircea Lucescu. Der 76-jährige Rumäne gewann in seiner langen Trainerlaufbahn 36 Trophäen. Nur der Schotte Sir Alex Ferguson kann mehr Erfolge vorweisen. Seine Glanzzeit erlebte Lucescu beim ukrainischen Topklub Schachtjor Donezk, mit dem er 2009 den Uefa-Pokal gewann. Seit Juli 2020 betreut er Dynamo Kiew und bestreitet mit seinem Team an diesem Dienstag (18 Uhr, ZDF) ein Benefizspiel bei Borussia Dortmund zugunsten der Kriegsopfer in der Ukraine.
Der Krieg in der Ukraine wütet nun seit mehr als zwei Monaten. Wo waren Sie eigentlich am 24. Februar, als Russland die Offensive gestartet hat?
Wir waren gemeinsam mit der ganzen Mannschaft in Kiew. Ich war bei mir zu Hause, und anfangs dachte ich, dass ein Gewitter über Kiew fegte. Anschließend sind wir mit der gesamten Mannschaft ins Klubareal gezogen. Dort haben wir zwei grausame Nächte verbracht. Es herrschte überall Panik, man hörte Bombeneinschläge, und es heulten permanent die Sirenen. Es war wie in einem Horrorfilm.
In einem Interview sagten Sie, dass Sie von Bukarest aus der Ukraine weitaus mehr helfen könnten, als wenn Sie in Kiew geblieben wären.
Anfangs erwog ich, in Kiew bei meinem Team zu bleiben. Rasch realisierte ich aber, dass ich dort nur untätig ausharren müsste. Außerdem bestand die rumänische Botschaft darauf, dass ich das Land verlassen soll. Ich habe mich nach meiner Ankunft in Bukarest primär dafür eingesetzt, dass die Familienangehörigen meiner Spieler nach Rumänien gelangen. Mittlerweile ist das gesamte Team von Dynamo Kiew, samt Betreuerstab, in Bukarest, wo wir am rumänischen Olympiastützpunkt untergebracht sind. Wir haben in der Zwischenzeit Benefizspiele in Cluj, in Istanbul, gegen Galatasaray und in Warschau, gegen Legia, absolviert, deren Einnahmen in den Wiederaufbau der Ukraine fließen werden. Ferner sind wir in Kontakt mit PSG und Inter Mailand, um auch mit diesen Klubs Spiele zu bestreiten.
„Im Moment gibt es keinen Platz für Rivalität“
An diesem Dienstag gastieren Sie mit Dynamo Kiew bei Borussia Dortmund. Sie waren bereits mit Schachtjor Donezk in Dortmund zu Gast?
Ja, das war im Jahr 2013 im Achtelfinale der Champions League. Es war eine fantastische Atmosphäre, wenngleich wir das Spiel mit 0:3 verloren haben und ausgeschieden sind.
In Ihrer Karriere haben Sie 36 Titel gewonnen. Haben Sie jemals unter solch erschwerten Bedingungen eine Mannschaft betreut?
Solche Grenzsituationen sind auch für mich, der lange in diesem Geschäft ist, absolutes Neuland und eine Erfahrung, auf die ich gern verzichtet hätte. Eine ähnliche Situation, wenn auch nicht in diesem Ausmaß, erlebte ich 2014, als ich Trainer bei Schachtjor Donezk gewesen bin und der Konflikt im Donbass ausgebrochen war. Ich glaube aber, dass der ukrainische Fußball und die Ukraine wiederaufleben werden!
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© Quelle: Reuters
Apropos Donezk. Stimmt es, dass Sie die Ausreise der ausländischen Profis von Schachtjor mitorganisiert haben?
Selbstverständlich. Wie sollte ich in solch einer heiklen Situation einen Unterschied zwischen Spielern von Dynamo Kiew und Schachtjor machen. Im Moment gibt es keinen Platz für Rivalität. Ich habe ihnen und ihren Familien geholfen, im Hotel unterzukommen und langfristig Wohnungen in Bukarest zu finden.