Routinier im Kasten

Mit 70 Jahren noch im Tor: Pochodzala hält viel, aber nichts von Aufhören

Guter Fang: Der 70-jährige Günter Pochodzala bringt als Torwart der Ü40-Mannschaft des SSV Kirchhorst die gegnerischen Stürmer allzu gerne zur Verzweiflung.

Guter Fang: Der 70-jährige Günter Pochodzala bringt als Torwart der Ü40-Mannschaft des SSV Kirchhorst die gegnerischen Stürmer allzu gerne zur Verzweiflung.

Isernhagen. Montagabend, leichter Nieselregen, ein paar Grad über dem Gefrierpunkt. Kurzum: Es ist draußen ungemütlich und eher perfekt für einen Abend auf dem heimischen Sofa. Nicht für Günter Pochodzala, den sie beim SSV Kirchhorst alle nur Günni nennen. Die Freude auf die bevorstehende Trainingseinheit des Ü40-Teams ist dem Torwart ins Gesicht geschrieben. Wenn die Bälle auf ihn zufliegen, ist er in seinem Element, schmeißt sich nach links und rechts, fängt und faustet – und hat dabei einen Heidenspaß. Im vergangenen November ist Pochodzala 70 Jahre alt geworden.

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Wer sich in diesem Alter immer noch als Torhüter vor die Füße der Stürmer wirft, der muss nicht nur fit sein, sondern auch sehr viel Leidenschaft für den Fußball mitbringen. „Es macht mir immer noch Spaß“, sagt der SSV-Keeper, der mit seinem Team in der 2. Kreisklasse kickt. „Würde ich nicht zum Training kommen, würde mir etwas fehlen. Für mich ist das ein Lebenselixier. Ich spiele seit meinem fünften Lebensjahr Fußball im Verein. Wenn ich im Tor stehe, fühle ich mich immer noch wie ein kleiner Junge.“

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Angefangen hat alles auf dem Rittergut in der Gartenstadt Lohne, wo Pochodzala geboren wurde. „Da haben wir immer auf dem Wäscheplatz gebolzt. Da Laufen nicht so mein Ding ist, und meine Technik nicht allzu gut war, bin ich halt ins Tor gegangen“, erzählt der 70-Jährige. Sein erster Verein war der FC Neuwarmbüchen, nach einem kurzen Abstecher zum TuS Altwarmbüchen sagte er dann beim SSV Kirchhorst zu. Das war vor fast genau 30 Jahren, seitdem ist Günni aus dem Verein nicht mehr wegzudenken. Seine Mitspieler und sein Trainer Andreas Wessels, die allesamt einiges jünger sind als er, freuen sich, ihn zwischen den Pfosten stehen zu haben. „Jeder in der Mannschaft und im Verein hat einen riesigen Respekt vor Günni, und dem was er leistet“, sagt SSV-Coach Wessels.

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Und das sind keine einfach so dahingesagten netten Worte für einen Fußball-Senior. „Günni ist unglaublich. Er steht nicht einfach im Tor und schaut den Bällen hinterher“, sagt Malte Scheidemann, Betreuer der Kirchhorster U40 und im Klub für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zuständig. „Er geht nach unten und schmeißt sich den Stürmern vor die Füße. Das ist unfassbar. In unserer Staffel kennt ihn jeder, alle haben einen Riesenrespekt vor ihm. Unsere Gegner freuen sich jedes Jahr aufs Neue, wenn sie sehen, dass er immer noch bei uns im Tor steht. Auch wenn man mit dieser Bezeichnung vorsichtig sein muss, aber Günni ist echt eine Legende.“

Herzoperation kein Grund für Ruhestand

Und die lässt sich durch nichts aufhalten. Selbst als er sich vor zwei Jahren am Herz operieren lassen musste, war das nicht das Ende seiner Torwartkarriere. „Durch die Pandemie konnten wir ja nicht spielen. Ich habe die Zeit zur Regeneration genutzt. Und als es wieder losging, war ich fit“, sagt Pochodzala, der auch als Greenkeeper beim Golfclub Isernhagen unterwegs ist und im vergangenen Jahr selbst mit dem Golfen angefangen hat. Und wenn es nach dem Training oder Spiel an der einen oder anderen Stelle mal zwickt – kein Problem für die Nummer eins des SSV. „Ab und zu macht die Schulter mal Ärger. Dann wird geschmiert – und es ist wieder okay.“

Ans Aufhören denkt der Fan des Hamburger SV noch lange nicht. „Ich mag die Herausforderung und den Reiz, immer gut zu sein“, sagt Pochodzala. Die nächste Herausforderung gibt es schon Freitagabend. Dann wird das erste Pflichtspiel der Kirchhorster in diesem Jahr beim SV Uetze 08 angepfiffen. Mit Günni im Tor. Natürlich. „Es macht mir einfach Spaß, den Gegner zur Weißglut zu bringen“, sagt der SSV-Torhüter und nimmt den gegnerischen Stürmern die Hoffnung, dass sich daran bald etwas ändern wird. „Bis ich 80 Jahre alt bin, spiele ich auf jeden Fall noch.“

Von Christian Purbs

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