Warum nicht immer so? Recken mit praktisch fehlerlosem Auftritt in Melsungen
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Ballt die Faust: Die Recken lassen Trainer Christian Prokop jubeln.
© Quelle: IMAGO/Eibner
Kassel. Befreiungsschlag für die Handball-Recken der TSV Hannover-Burgdorf: Das Team von Trainer Christian Prokop gewann am Donnerstagabend nach einem überragenden und praktisch fehlerlosen Spiel bei der MT Melsungen in Kassel mit 29:22. Nach zuletzt zwei enttäuschenden Auftritten gegen Göppingen und Wetzlar waren die zwei Punkte ein ganz wichtiger Schritt in Richtung Klassenerhalt für Hannover. „Wir sind extrem glücklich. Auch, dass es für zwei Punkte gereicht hat und wir nicht nur eine stärkere Leistung bringen als zuletzt“, sagte Prokop.
Der Start in die Partie ließ aber zunächst erneut Schlimmes befürchten. Die TSV benötigte fünfeinhalb Minuten für den ersten Torerfolg. Nach dem frühen 0:2-Rückstand sorgte Filip Kuzmanovski für das erste Erfolgserlebnis. Torwart Urban Lesjak leitete mit seiner bereits dritten Parade einen Gegenstoß ein, den Vincent Büchner zum Ausgleich verwandelte. Der schlechte Beginn war damit vergessen – die Recken starteten neu durch und zogen nach dem 5:5 (10.) auf und davon. Der hellwachen Abwehr gelangen viele Ballgewinne nach schlampigen Pässen der Melsunger. Die Gegenstöße saßen sicher. Und auch im Positionsspiel, gelenkt von Jonathan Edvardsson und später auch Veit Mävers, konnte Hannover gefallen.
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Abstriche gab es allerdings bei Siebenmetern. Stammschütze Johan Hansen versemmelte zum wiederholten Mal in dieser Saison einen Strafwurf. Besonders den ersten Versuch eines Spiels vergeigt er offenbar gerne. Mävers trat kurz darauf für ihn an – und verwandelte kalt von der Bank zum 8:6. Jetzt gelang alles bei den Recken. Nach einem Steal von Ivan Martinovic geriet Edvardsson im Gegenstoß unter Bedrängnis. Der Schwede wechselte den Ball einfach in seine ungewohnte linke Hand – und netzte zum 10:7 ein.
In der 22. Minute wurde der starke Martinovic von seinen zukünftigen Melsunger Kollegen rüde gefällt. Der Kroate knallte mit der linken Hüfte auf den Hallenboden und musste erstmal raus. Dennoch ließen sich die Recken nicht irritieren, der überragende Büchner erhöhte per schnellem Doppelpack auf 13:9. Melsungens Trainer Roberto Garcia Parrondo musste die Auszeit nehmen – und läutete damit die Wende ein. Der MT-Angriff war jetzt konzentrierter, vor allem Rückraumhüne Julius Kühn bekam Hannover für kurze Zeit nicht in den Griff. Mit einem 4:1-Lauf zum 13:14 waren die Gastgeber wieder dran. „Da wurde mir angst und bange“, gestand Prokop hinterher. Passend, dass zwischendurch auch Mävers beim nächsten Siebenmeter an Nebojsa Simic scheiterte. Die Recken retteten den knappen Vorsprung (15:14) in die Pause.
Recken erkämpfen sich verlorene Bälle zurück
Das Positive abgesehen vom Spielstand: Das Prokop-Team trat geschlossen auf und kämpfte um jeden Meter. Etliche Abpraller landeten in den Armen der Hannoveraner. Und dass nicht nur zufällig, sondern weil die Recken sich in die entsprechenden Positionen wühlten, den Ball zurückzugewinnen.
Die TSV schüttelte in der Pause die kritische Schlussphase des ersten Durchgangs locker ab. Der zurückgekehrte Martinovic, Hansen (tatsächlich per Siebenmeter) und Evgeni Pevnov erhöhten auf 18:14. Kurz darauf kam Silvio Heinevetter für Simic und sammelte gleich zwei Paraden. Dem scheiternden Pevnov schimpfte er noch ins Gesicht. Doch auch diese typische Heinevetter-Provokation steckten die Recken weg. Sie hatten immer die richtige Antwort. In diesem Fall das Tor des Spiels: Kuzmanovski passte auf den einfliegenden Martinovic. Der fing den Ball hoch oben mit beiden Händen, drehte ihn aber mit links hinterm Rücken vorbei – und narrte damit Heinevetter.
Lesjak hält extrem zuverlässig
Der Kempa zum 21:16 war den Recken noch nicht genug. Büchner traf den geklauten Ball ins leere MT-Tor zum vorentscheidenden 22:16 (42.). Hinten hielt Lesjak extrem zuverlässig, die Hessen verzweifelten immer wieder am Recken-Torwart. Melsungen gab auf. Parrondos bitteres Fazit der zweiten Halbzeit: „Ein Desaster.“ Die TSV spielte den Vorsprung über die Zeit.
Die einzige kritische Frage, die sich am Donnerstag stellte: Warum denn eigentlich nicht immer so? Bereits am Sonntag (16.05 Uhr/ZAG-Arena) geht es für die nun gestärkte und fast gerettete TSV gegen Flensburg weiter.
Von Simon Lange
HAZ