Kaiserslautern. Manchmal kommt es genau so, wie befürchtet. Ein euphorisierter Aufsteiger wie Kaiserslautern, fußballerisch nicht gerade geküsst, wirft sich in jeden Zweikampf und bringt den vermeintlichen Favoriten aus Hannover zum Straucheln. Das alles vor 40.579 Fans, die den berühmt-berüchtigten Betzenberg beben lassen – und die 96-Hoffnungen auf einen Auftaktsieg einstürzen ließen. Das 1:2 ist eine Enttäuschung für die Mannschaft aus Hannover.

Was man als Gast in solch aufgeheizter Atmosphäre keinesfalls machen sollte, ist gleich am Anfang Geschenke zu verteilen und die Lauterer zur Führung einzuladen. Julian Börner war so frei – er spielte einen stümperhaften Rückpass auf Torwart Ron-Robert Zieler, Terrence Boyd spritzte dazwischen, legte auf Mike Wunderlich, der mit der Picke das 1:0 erledigte (11.).

Fotos: 1. FC Kaiserslautern – Hannover 96

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Bilder vom Spiel der 2. Fußball-Bundesliga zwischen dem 1. FC Kaiserslautern und Hannover 96

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Das war zusätzliches Feuer für die Roten Teufel und die Zuschauer, die nun noch mal mehr aufdrehten. „Denkbar unglücklich“, nennt es Sportchef Marcus Mann. „Das darf einem hier nicht passieren.“ 96 hatte ja vielmehr gehofft, die Zuschauer mit eigenen frühen Toren aus dem Spiel nehmen zu können.

Das war jedoch nicht der einzige Plan, der nicht aufging. Es hätte ja wenig später noch viel schlimmer kommen können. Gael Ondoua, der den Vorzug vor Fabian Kunze im zentralen defensiven Mittelfeld erhielt, hätte Rot sehen können, wenn nicht sogar müssen. Ondoua bekam früh Gelb und schlug dann Wunderlich mit dem Arm an den Hals. Schiedsrichter Sven Waschitzki-Günther war sehr gnädig. „Vertretbar“ hält Mann das Nicht-Rot, aber was soll er auch sonst sagen. Trainer Stefan Leitl reagierte jedenfalls umgehend und wechselte Kunze für Ondoua ein.

Kaiserslautern deutlich aggressiver

Sportlich zeigte 96 so gut wie nichts von den vielen gelungenen Aktionen aus den Testspielen. „Wir machen zu viele eigene, individuelle Fehler und sind nicht mutig genug bei den Bällen nach vorn, zögern immer noch mal“, erkannte Manager Mann zur Halbzeit.

Lautern dagegen wirkte aggressiver, immer wieder angetrieben von Trainer Dirk Schuster, der sich ein Abo beim 4. Offiziellen besorgte. „Mit unserer Mentalität die Qualität von Hannover schlagen“, forderte Schuster – und das setzten seine Spieler um. Immer auch mit Fouls und Provokationen wie von Kapitän Jean Zimmer, der sich im Laufduell fallen ließ, im Wissen, dass sogleich ein immens-lautes Pfeifkonzert losgehen wird – und so kam es auch. Jeder Ball, der den 96-Profis von den Füßen gegrätscht wurde, wurde bejubelt. Es war unglaublich laut. Die Fans waren aufgeputscht. Das Bier holt man hier ja auch an der Teufels Tränke.

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Zu Beginn der zweiten Hälfte wollte 96 es besser machen, das Bemühen war zu erkennen, aber viel mehr auch nicht. Hendrik Weydandt, der Cedric Teuchert und Harvard Nielsen aus der Startelf verdrängte, hatte keine Torchance. Nach einer Stunde kam Nielsen für Weydandt, Teuchert für Max Besuschkow.

Der 96-Druck wurde immer größer, aber gefährliche Abschlüsse blieben lange aus. Dann aber schenkte Nielsen sich und der Mannschaft das 1:1 zu seinem 29. Geburtstag. Als 96 sogar auf das Siegestor drängte, schlug Lautern zu durch das 1:2 von Kevin Krauß. So kam das einzige Feuer, dass 96 am Betzenberg entfachte, von den mitgereisten Fans, die wieder viele Pyros abbrannten.

Von Andreas Willeke

HAZ