Dreimal deutscher Meister: Aber Sven Schwarz von Waspo 98 gibt nicht nur im Becken Gas
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Im Wasser: Sven Schwarz von Waspo 98 Hannover bei den Finals in Berlin.
© Quelle: Andreas Gora/dpa
Hannover. Wenn er Zeit hat, tauscht Sven Schwarz gerne das Auto. Dafür fährt der 20 Jahre alte Schwimmer mit seinem Corsa, dem ihm sein Klub Waspo 98 stellt, zu seinen Eltern nach Wunstorf und steigt dort um. In einen Fiat 500 aus dem Jahr 1971. „Ich bin ein Autofanatiker“, sagt Schwarz. Das Problem: Sich den italienischen Wagen auszuborgen ist nicht oft drin. Denn: „Ich habe zehnmal die Woche zwei Stunden im Wasser Training. Dazu kommt jeden Tag Minimum eine Stunde Training an Land. Und jeweils noch vorher aufwärmen und hinterher noch nachbereiten.“ Dieses Pensum verdeutlicht: Schwarz hat sich reingeschwommen in die deutsche Becken-Elite.
Und so erreichen wir den jungen Sportler weder daheim in Hannover, mit 14 zog er hierher ins Sportinternat am Maschsee und hat jetzt eine Wohnung in Linden, noch im Fiat 500. Schwarz geht in Spanien ans Telefon. „Vier Wochen Höhentrainingslager in der Sierra Nevada auf 2300 Metern“, erklärt er. Mittlerweile ist Schwarz wieder daheim – am Ende eines Jahres, in dem er viel erreicht hat.
Sven Schwarz erreicht Platz fünf im Spitzenfeld der EM
Das Abitur hat er gepackt, mit einem Schnitt von 2,9. „Dafür, dass ich so viel unterwegs war für den Sport, bin ich zufrieden damit“, sagt Schwarz. Genau wie mit seinen Leistungen bei der EM über 400 und 800 Meter Freistil – Platz zehn und fünf sprangen in Rom für ihn heraus. „Ich muss dazu sagen, dass die Weltspitze dabei war. Richtung Medaille zu kommen, ist dann schwer. Dass es für einen fünften Platz gereicht hat, ist gut“, meint er.
Zum Schwimmen kam Schwarz, so simpel es ist, beim Seepferdchen machen. Nur hat ihm das eben so gut gefallen, dass er immer weiter gemacht hat. „Mein großer Bruder ist damals auch geschwommen – dann wollte ich direkt in einen Verein. Und so hat sich das alles entwickelt.“ So weit entwickelt hat es sich, dass Schwarz nach den Finals in Berlin, den deutschen Meisterschaften, im Juni goldbehangen über die A2 mit Schwimmkollegen aus Hannover zurück gen Heimat fuhr. Über 1500 und 400 Meter Freistil war er der Schnellste – und Teil der Waspo-Siegerstaffel (mit Poul Zellmann, Levin Peschlow und Markus Kriks) über 4x 200 Meter Freistil. „Es war kurz nach der Abi-Zeit, ich hatte echt viel Stress. Dass es alles gereicht hat, war natürlich super.“ Und zum ersten Mal in seiner Karriere blieb er über die 1500 Meter unter 15 Minuten (14:55,82).
Vier Wochen in der Grundausbildung
Dass er die Schule nun hinter sich hat, macht die Sache leichter für Schwarz. „Jetzt möchte ich meinen Fokus erstmal voll auf den Sport richten. Ich habe einen Spitzensportplatz bei der Bundeswehr bekommen. Im September hatte ich vier Wochen lang eine verkürzte Grundausbildung und bin jetzt quasi vom Dienst befreit für den Sport.“ Er sei ja noch jung, meint Schwarz. Deshalb setzt er jetzt auf diese Karte. Auch wenn ihm klar ist: „Irgendwann muss ich mich dann auch auf das Studieren oder auf eine Ausbildung konzentrieren, damit ich nicht ohne etwas dastehe, wenn ich irgendwann mal aufhöre.“ Aber Schwarz fängt ja gerade erst an.
Der angepeilte Höhepunkt im kommenden Jahr ist die WM in Japan. Auch wenn die Konkurrenz in Sachen Qualifikation enorm stark ist: „Mich da durchsetzen zu können, ist ein Ziel“, sagt Schwarz. Und: „Familie, Freundin, Freunde, Trainer, Physios – das Feld, bei dem ich mich bedanken muss, ist groß. Ohne die alle wäre ich nicht da, wo ich jetzt bin“, sagt der Schwimmer am Ende des Telefonats.
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Und schon in Spanien freute er sich darauf, was zu Hause in Linden passiert. Rosalie zieht ein. Das ist seine Freundin, ein halbes Jahr lang war sie in den USA. Der nächste Schritt im Leben des Sportlers ist also ein privater. Und im Fiat 500 hat Schwarz endlich wieder eine Beifahrerin.