Das Mädchending: Projekt Girls Golf am Deister sorgt für Aufsehen
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Girls have fun: Die Initiatorinnen Floreana Schmidt (vor der hinteren Reihe in der Mitte) und Joke Meyer (hintere Reihe, Zweite von rechts) haben viel Freude mit den Golf-Mädchen des Golfparks am Deister.
© Quelle: privat
Bad Münder. Dass die beiden da eine richtig gute Idee hatte, bekamen Floreana Schmidt und Joke Meyer sogar schriftlich. Im vergangenen Jahr gab es Post vom Deutschen Golfverband (DGV) für die beiden Spielerinnen vom Golfpark am Deister. Eine Jury des DGV hatte die 32 Bewerbungen für den Innovationspreis gesichtet und bewertet. Unter den drei Projekten, die es in die Auswahl um den ersten Platz geschafft haben, gehören auch die Girls Golf am Deister. „Dass unsere Gruppe zu den besten drei Ideen gehört, darüber haben wir uns wirklich sehr gefreut“, sagt Schmidt.
Wie schwierig es sein kann, als Mädchen in einem Golfklub Fuß zu fassen und sich dabei auch wohlzufühlen, hat die 26-Jährige selbst erfahren. „Als ich vor zehn Jahren mit dem Golfspielen angefangen habe, gab es bei uns im Klub kaum junge Leute – und Mädchen nun schon mal gar nicht. Und immer nur mit den Jungs und Erwachsenen zu spielen, hat mir keinen Spaß gemacht. Deshalb habe ich auch bald wieder aufgehört“, sagt Schmidt.
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Und ihr ging es nicht alleine so. Auch Meyer hatte die Schläger schon wieder in den Keller gepackt, als die beiden sich vor zwei Jahren zufällig in Hannover trafen. „Dass Joke auch bei uns im Klub war, wusste ich gar nicht. Gemeinsam haben wir dann beschlossen, ein Netzwerk von Mädchen für Mädchen aufzubauen, um die jungen Spielerinnen zu stärken und den Zusammenhalt zu fördern“, erzählt Schmidt. „So ist das alles ins Rollen gekommen.“
Alter und Spielstärke sind nicht wichtig
Dabei sei es nicht das Ziel, dass sich aus und durch die Gruppe Profigolferinnen entwickeln. „Uns ist wichtiger, dass wir ein Netzwerk anbieten, in dem jede Spielerin mitmachen kann, ganz egal, wie alt sie ist und auf welchem Niveau sie spielt“, sagt die wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Hannover. „Und natürlich, dass alle Spaß haben und die Motivation am Golfen behalten.“
Mit großem Engagement machte sich das Duo an die Arbeit und erhielt durch Jugendwart Stephan Wigger und seine Frau Stefanie sofort auch Unterstützung vom Klub. Die beiden waren es auch, die den Vorschlag machten, dass sich Schmidt und Meyer mit dem Projekt Girls Golf am Deister doch für den Innovationspreis „Abschlag der Ideen“ des DGV bewerben könnten, wo genau nach solchen Initiativen gesucht wurde. „Mit der Kategorie Nachwuchs wenden wir uns einem weiteren Thema zu, das für alle Golfanlagen wichtig ist. Denn eine erfolgreiche Ansprache von Kindern und Jugendlichen ist nicht nur Grundlage für künftige Erfolge des deutschen Golfsports, sondern trägt auch entscheidend dazu bei, wie die jungen Menschen, deren Umfeld und die Öffentlichkeit den Golfsport wahrnehmen“, heißt es in der Ausschreibung des Verbandes.
Erfolgreiches Projekt: 40 Prozent mehr junge Golferinnen im Klub
Auch Klaus Schütte, Präsident des Golfparks am Deister, ist von den golfenden Girls begeistert. „Ein zufälliges Treffen war die Initialzündung, aus der ein für den Klub wichtiges Projekt entstanden ist. Seitdem sind bei uns 40 Prozent mehr junge Golferinnen aktiv“, freut sich Schütte über den Erfolg des von Schmidt und Meyer ins Leben gerufenen Projekts.
Dabei verabredeten sich die beiden Freundinnen am Anfang auf dem Platz „eher, um zu quatschen und nebenbei ein bisschen Golf zu spielen“, erzählt Schmidt und lacht. „Nachdem wir beide nun eine Golffreundin hatten, kam uns der Gedanke, dass es bestimmt noch viel mehr Mädchen im Klub gibt, denen es genauso geht. Wir wussten aber nicht, wie viele. Da haben wir erst einmal eine Abfrage gemacht und waren überrascht, dass es 15 Mädchen sind. Damit hatten wir nicht gerechnet.“
Erfahrene Spielerinnen begleiten die Anfänger auf dem Platz
Fast alle machten sofort mit, mittlerweile besteht die Gruppe, die sich einmal im Monat auf der Anlage in Bad Münder trifft, aus 25 Spielerinnen im Alter von sechs bis 26 Jahren. „Wir sind ein bunt gemischter Haufen. Und wenn ich ein Mädchen auf dem Golfplatz sehe, gehe ich gleich hin und spreche es an“, sagt Schmidt. Durch die zum Teil großen Unterschiede bei Alter und Spielstärke sei es wichtig, die Übungen so zu gestalten, dass auch alle mitmachen können. „Das ist uns jedoch ein großes Anliegen. Deshalb achten wir auf sehr darauf, dass die erfahrenen Spielerinnen auf dem Platz die Anfänger begleiten und an die Hand nehmen“, sagt Schmidt, die mit einem Handicap von 16,6 eine gute Golferin ist.
1000 Euro für Platz drei schon sicher
Ob aus ihrer Idee eines Netzwerks für golfende Mädchen ein Hauptgewinn wird, zeigt sich in der Woche nach Ostern. Dann gibt der DGV bekannt, welches Projekt den Innovationspreis gewonnen hat. 1000 Euro gibt es für Platz drei, der Sieger erhält sogar 3000 Euro. „Ich habe ein gutes Gefühl, weil ich finde, dass es ein ganz wichtiges Thema ist, auf die Mädchen beim Golfsport aufmerksam zu machen“, sagt Schmidt. „Und 1000 Euro haben wir ja auf jeden Fall schon sicher.“
Mit dem Preisgeld werden die Girls Golf am Deister gemeinsam eine kleine Reise zum Golfpark Steinhuder Meer in Mardorf machen und dort gemeinsam in einer Jugendherberge übernachten. Zudem soll ein Teil des Gewinns in ein Mädchenturnier fließen, das für September geplant ist.
Und wenn es nicht zum ganz großen Wurf reicht, ist das auch kein Problem. Gewinnerinnen sind die Girls Golf am Deister sowieso schon längst.
Von Christian Purbs