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Steigende Kurse in der Krise

Der 100-Milliarden-Euro-Kuchen: Rüstungsaktien gehen durch die Decke

Die Panzerhaubitze 2000 wird von Krauss-Maffei Wegmann und Rheinmetall produziert.

Die Panzerhaubitze 2000 wird von Krauss-Maffei Wegmann und Rheinmetall produziert.

Eben waren Rüstungsaktien noch verpönt, jetzt schnellen ihre Kurse nach oben. Rheinmetall, wo unter anderem der Kampfpanzer Leopard gebaut wird, gewann am Montag in einem insgesamt schwachen Markt knapp 25 Prozent an Wert. Der Kurs von Hensoldt, einem Spezialisten für Rüstungselektronik, sprang sogar um 40 Prozent.

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Hoffnung auf Großaufträge

Die Anleger reagieren damit vor allem auf den Schwenk in der deutschen Sicherheitspolitik. Die geplanten zusätzlichen 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr versprechen Großaufträge für deren Ausrüster.

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Das steht im krassen Widerspruch zum größten Anlagetrend der vergangenen Jahre: Nachhaltig sollen Investitionen sein, das Kürzel ESG (Environmental, Social, Governance) wurde zum werbeträchtigen Gütesiegel. Nach wie vor streiten die Fachleute, welche Geldanlagen ein ESG-Label verdient haben. Der Ausschluss von Rüstungswerten war bisher allerdings so etwas wie der kleinste gemeinsame Nenner.

Die Maßstäbe könnten sich nach Einschätzung von David Perry, Analyst bei der US-Bank JPMorgan, drastisch verschieben. Russlands Invasion in die Ukraine habe das Umfeld für den gesamten europäischen Verteidigungssektor grundlegend verändert, schrieb er in einer Analyse. Perry rechnet europaweit mit deutlich höheren Verteidigungsausgaben als bisher erwartet. Außerdem kämen mehr Investoren zu der Einschätzung, dass Verteidigung notwendig sei, um Frieden und Demokratie zu bewahren – und damit Nachhaltigkeitskriterien entspreche.

Klar ist: Wir müssen deutlich mehr investieren in die Sicherheit unseres Landes.

Olaf Scholz

Bundeskanzler

Die große Zahl für die nötige Anlegerfantasie lieferte am Sonntag Olaf Scholz (SPD). In einer Regierungserklärung kündigte der Bundeskanzler an, in einem Sondervermögen 100 Milliarden Euro für die Ausstattung der Bundeswehr bereitzustellen. Außerdem werde der Verteidigungsetat dauerhaft aufgestockt. „Klar ist: Wir müssen deutlich mehr investieren in die Sicherheit unseres Landes, um auf diese Weise unsere Freiheit und unsere Demokratie zu schützen“, sagte Scholz.

Rheinmetall seit Wochen gefragt

Am Tag danach kostete die Rheinmetall-Aktie vorbörslich bis zu 180 Euro, das waren knapp 80 Prozent mehr als am Freitagabend. Im Xetra-Handel fiel der Kurs wieder, beendete den Tag aber immerhin bei knapp 133 Euro und damit 24,8 Prozent im Plus. Vor einem Vierteljahr war das Papier noch für 80 Euro zu haben. Schon in den vergangenen Wochen hatten Anleger auf eine Zuspitzung der Lage in der Ukraine gewettet. Am Freitag hatte der Konzern zudem angekündigt, für das vergangene Jahr die Dividende von 2 auf 3,30 Euro pro Aktie zu erhöhen.

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Bei Hensoldt verdient der Bund mit

Noch extremer schlug der Hensoldt-Kurs aus. Der Spezialist für Rüstungselektronik wurde 2017 vom Airbus-Konzern abgespalten und im Herbst 2020 vom Finanzinvestor KKR an die Börse gebracht. Der deutsche Staat kaufte eine Sperrminorität von 25,1 Prozent, um einen Verkauf der Technologie ins Ausland verhindern zu können. Finanziell hat sich das Engagement wegen eines müden Börsenkurses kaum gelohnt – bis jetzt: Von 15 Euro am Freitag sprang der Kurs vorbörslich am Montag bis 33 Euro. Im Xetra-Handel fiel er dann zwar auf 21 Euro zurück, aber auch das bedeutete noch einen Tagesgewinn von 40 Prozent.

Ein Stück vom 100-Milliarden-Kuchen

Auch andere Unternehmen waren gefragt, denen man ein Stück vom 100-Milliarden-Kuchen zutraut. So stieg der Kurs der Thyssenkrupp-Aktie um 11 Prozent. Thyssenkrupp ist einer der großen Hersteller von U-Booten und Marineschiffen. Die Aktie von Secunet, einem Spezialisten für IT-Sicherheit mit Hauptsitz in Essen, kletterte – nach erheblichen Verlusten in den vergangenen Monaten – um fast 20 Prozent. Jenoptik, deren Technik auch in Rüstungsgütern gebraucht wird, stieg um mehr als 6 Prozent.

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