Drei Deals auf einmal: Warren Buffett meldet sich zurück
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/F2DXMXYBJBA3NAZUV53YQPD25A.jpeg)
Seit mehr als 60 Jahren ist Warren Buffett als Investor unterwegs.
© Quelle: Nati Harnik/AP/dpa
Er hat lange gewartet. Stoisch hielt Warren Buffett in den vergangenen Jahren sein Geld zusammen. Unternehmen seien zu teuer, beantwortete der 91-Jährige die immer lauter werdenden Fragen. Buffett sei einfach alt geworden, das Börsengeschehen und mancher Technologietrend an ihm vorbeigegangen, meinten dagegen Kritiker. Und Geschäftspartner Charlie Munger, der als der risikobereitere gilt, stichelte einmal, Buffett könne „einfach auf seinen Händen sitzen und nichts tun, wenn die Preise nicht stimmen. Darin ist er sehr gut“.
Investition in vertrautes Geschäft
Nun hat das zusammen 189-jährige Milliardärsduo gleich drei Deals auf einen Schlag geliefert. Über ihre Holding Berkshire Hathaway haben sie Aktienpakete des Ölkonzerns Occidental und des PC- und Druckerherstellers HP für insgesamt 10 Milliarden Dollar gekauft. Für weitere 11,6 Milliarden übernehmen sie den US-Konzern Alleghany, eine Holding nach dem Berkshire-Muster: Versicherung mit bunt gemischten Beteiligungen.
Stimmen sie also plötzlich, die Preise? Eigentlich nicht, zumal die Korrektur an der US-Börse noch viel bescheidener ausgefallen ist als in Europa. Aber Buffett hat auch nicht auf die berühmten „Einstiegskurse“ gewartet. Bei Occidental, zum Beispiel, wäre er vor einigen Wochen deutlich billiger zum Zug gekommen. Aber da hatte sich der Ölpreis auch noch nicht jenseits der 100 Dollar etabliert. Alleghany wiederum dürfte von der Zinswende profitieren und war gemessen am Buchwert günstig zu haben.
Kritiker wagen die Majestätsbeleidigung
Die alten Herren haben sich zurückgemeldet. Das war allerdings auch Zeit, denn wer mit seinen Milliarden nichts anzufangen weiß, kann schwerlich als „Investorenlegende“ gelten. Der Ruf hat durchaus gelitten, zuletzt wagten andere große Investoren sogar die Majestätsbeleidigung: Buffett müsse seine seit Jahrzehnten praktizierte Doppelrolle als CEO und Chairman bei Berkshire Hathaway aufgeben, forderten sie.
Jetzt wird Buffett seinem Ruf als Value-Investor gerecht – als einer, der auf den Substanzwert achtet und über die lange Strecke geht. Ganz klein im Hinterkopf hatte er aber vielleicht auch die Ultrakurzstrecke bis zum nächsten Samstag. In einer Woche hat Berkshire Hathaway nämlich Hauptversammlung – nach coronabedingter Pause wieder live in Omaha. Über die Jahre ist daraus ein schräges Kapitalistenhappening geworden, und jetzt kann der Star seiner Fangemeinde – und seinen Kritikern – auch noch drei frische Trophäen präsentieren.