Die Preise steigen und die Konjunktur schmiert ab
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Der Einkauf im Supermarkt wird deutlich teurer.
© Quelle: Benjamin Nolte/dpa-tmn
Frankfurt. Der nächste Inflationsschub kommt bestimmt. Die Produzenten gewerblicher Güter haben schon vor Beginn des Krieges gegen die Ukraine die Preise für ihre Erzeugnisse im Rekordtempo erhöht. „Dies war der stärkste Anstieg seit Beginn der Erhebung 1949″, teilte das Statistische Bundesamt (Destatis) am Montag mit. Und die Aussichten für die Konjunktur werden immer trüber.
Butter hat sich im Februar im Vergleich zum Vorjahresmonat um fast zwei Drittel verteuert. Bei pflanzlichen Ölen waren es rund 50 Prozent mehr. Rindfleisch plus 25 Prozent, Kaffee plus 17 Prozent. Bei diesen Zahlen handelt es sich um die Preise, die die Hersteller beim Großhandel durchsetzen konnten.
Extreme Aufschläge für Dünger
Sie werden zwar nicht im Verhältnis 1:1 an die Konsumenten weitergegeben. Doch schon jetzt ist erkennbar, dass die Verbraucherpreise weiter steigen werden. Denn ein Aufschlag der Erzeugerpreise von insgesamt knapp 26 Prozent lässt auf dem Weg zum Kunden nicht mehr wegstecken. Und die Verwerfungen durch den Krieg sind dabei noch gar nicht berücksichtigt. Stichtag für die Destatis-Erhebungen war der 15. Februar.
Nach den Berechnungen der Wiesbadener Behörde haben die schon vor dem russischen Angriff massiv gestiegenen Preise für Energie in allen Sektoren durchgeschlagen. An den Energiemärkten wurden Engpässe beim Erdgas von den Händlern vorweggenommen, was zu einem Plus für den leicht flüchtigen Brennstoff von 125 Prozent führte.
Das teure Gas wird nicht nur zum Heizen, sondern auch für die Stromerzeugung und für zahlreiche industrielle Prozesse benötigt. So verteuerten sich Roheisen und Stahl um fast 50 Prozent. Die höchsten Aufschläge gab es laut Destatis aber für Düngemittel und andere Stickstoffverbindungen (plus 71 Prozent), was sich in naher Zukunft mit weiter steigenden Nahrungsmitteln bemerkbar machen wird. Die Verbraucherpreise waren zuletzt um 5,1 Prozent gestiegen.
Neue Lieferengpässe drohen
Bemerkenswert ist außerdem, dass Investitionsgüter deutlich teurer wurden. Deren Preise sind eigentlich relativ stabil. Eine höhere Veränderung als die von 5,5 Prozent im Februar gegenüber dem Vorjahr hatte es zuletzt im Oktober 1982 gegeben. Besonders heftig fielen die Aufschläge für Drucker sowie anderes Computerzubehör aus.
Hier und bei vielen anderen Produkten deutet sich ein Phänomen an, das viele Volkswirte kürzlich noch für überwunden glaubten: „Aufgrund der russischen Invasion der Ukraine dürften sich die Probleme in den Lieferketten aber schon im März wieder verstärken“, schreiben die Konjunkturexperten der Bundesbank in ihrem aktuellen Monatsbericht.
Die nach Beginn der Kampfhandlungen noch mal gestiegenen Energiepreise würden „voraussichtlich den Konsum der privaten Haushalte und die Produktion der energieintensiven Industrien dämpfen“, so die Autorinnen und Autoren des Monatsberichts.
Beeinträchtigungen des Außenhandels kämen hinzu. Die Fachleute der Bundesbank rechnen damit, dass die Wirtschaftsleistung im ersten Quartal „in etwa stagnieren“ wird. Und: „Die für das zweite Vierteljahr angelegte starke Erholung dürfte aus heutiger Sicht deutlich schwächer ausfallen.“
Andere Wirtschaftsforscher sind deutlich pessimistischer. Sie erwarten für die ersten drei Monate ein Schrumpfen des Bruttoinlandsprodukts, was einer „technischen Rezession“ gleichkäme. Dies ist nämlich gegeben, wenn es in zwei Quartalen hintereinander nach unten geht. Im vierten Vierteljahr 2021 war die Wirtschaft bereits leicht geschrumpft.