Hohe Spritpreise: Bereichert sich der Staat daran?
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Benzin und Diesel sind teurer geworden: Profitiert der Staat davon?
© Quelle: IMAGO/Beautiful Sports
Am Anfang der Woche sind die Preise für Benzin und Diesel über 2 Euro pro Liter angestiegen. Ein Video des saarländischen Ministerpräsidenten ging daraufhin viral. „Wirklich irre“ nennt der CDU-Politiker Tobias Hans dort den Preis von 2,12 Euro für einen Liter Diesel.
Dies habe seiner Ansicht nach zwar auch mit dem russischen Krieg in der Ukraine zu tun. „Aber das Problem ist doch einfach, dass sich im Moment der Staat bereichert. Der Staat bereichert sich an diesen gestiegenen Energiekosten, und deswegen muss eine Spritpreisbremse her“, sagt Hans dort weiter.
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Doch ist das wirklich so? Bereichert sich der Staat mit Steuern an den gestiegenen Preisen für Kraftstoffe? Und wäre das Problem erledigt, wenn die Steuern gesenkt würden?
Experte: „Auch den Staat treffen die hohen Energiepreise“
Gegen die vermeintliche Erklärung des CDU-Politikers hagelte es Kritik. „Hohe Energiepreise bringen dem Staat nichts“, sagt etwa Jens Boysen-Hogrefe, Professor am Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW), der Zeitung „Welt“. Das Argument mit dem gestiegenen Preis und der folglich auch gestiegenen Mehrwertsteuer und staatlichen Mehreinnahmen sei nur vordergründig, so der Experte. Zugleich würden nämlich Staatsausgaben steigen und Steuereinnahmen aus anderen Quellen sinken.
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„Auch den Staat treffen die hohen Energiepreise über den Staatskonsum“, fügt Boysen-Hogrefe hinzu. Demnach würden rund ein Drittel der aufgrund höherer Energiepreise gestiegenen Mehrwertsteuereinnahmen dem Staat mittelfristig durch höhere Preise in anderen Bereichen wieder entgehen. Dem Experten zufolge betreffen die gestiegenen Preise nämlich nicht nur private Haushalte, sondern auch staatliche Institutionen wie die Verwaltung oder den öffentlichen Nahverkehr.
Verlieren die Unternehmen, verliert auch der Staat
Zudem würden die Gewinne privater Unternehmen schrumpfen. Letztlich falle auch dies wieder auf den Staat zurück. Unternehmen können dem Experten zufolge nämlich nur einen Teil der höheren Energieausgaben an ihre Kunden weitergeben, andere Käufe würden ganz ausgelassen. „Gehen mit den steigenden Energiepreisen andere Käufe zurück, verliert der Staat nicht nur die dazugehörigen Umsatzsteuereinnahmen, sondern auch Körperschafts- und Einkommenssteuer“, sagte Boysen-Hogrefe der „Welt“.
In dieser Woche waren die Spritpreise teils von einem Tag auf den anderen zweistellig gestiegen und sind dadurch in nie gekannte Höhen vorgestoßen. Wichtigster Treiber ist der russische Krieg in der Ukraine und seine Auswirkungen auf die Rohstoffmärkte. Seit Beginn des Krieges vor gut zwei Wochen haben die Spritpreise extrem zugelegt. Diesel hat sich seither um fast 65 Cent pro Liter verteuert, E10 um 45 Cent.
RND/alx mit dpa