Teures Reiseland USA: Immer doller mit dem Dollar
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Immer weniger wert: Bald könnte der Euro auf einen Gleichstand mit dem Dollar gefallen sein.
© Quelle: IMAGO/IlluPics
Washington. Man kann nicht sagen, dass es den amerikanischen Zeitungen an Nachrichten mangelt. Doch neuerdings schaue ich am Morgen als erstes nicht auf die großen Überschriften, sondern auf eine kleine Zahl, die das „Wall Street Journal“ direkt unter seinem Zeitungstitel veröffentlicht. Anschließend kann ich mir den Kaffee sparen.
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Der kleine Snack am Times Square in New York wird für Touristen aus dem Euro-Raum schnell zum teuren Vergnügen: In den vergangenen zehn Jahren ist der Big Mac für sie um mehr als 40 Prozent teurer geworden.
© Quelle: imago images/VWPics
An dem prominenten Platz nämlich wird der aktuelle Wert des Euro gemeldet. Derzeit liegt er bei 1,05 Dollar. Vor einem Jahr waren es noch 1,19 Dollar, vor zehn Jahren 1,30 Dollar. Damals kostete ein Big Mac in den USA im Schnitt 5,32 Dollar. Die Inflation hat den Preis für den Hamburger seither um 13 Prozent auf 6,05 Dollar angehoben. In Euro gerechnet aber hat er sich um 41 Prozent verteuert.
Der Greenback als sicherer Hafen
Die Dollarstärke hat mehrere Gründe: Zum einen gilt der Greenback in Krisenzeiten als sicherer Hafen. Zum anderen sind die Wachstumschancen in Amerika deutlich besser als in Europa. Und schließlich hebt die US-Notenbank die Zinsen beherzter an als die EZB.
Die Folgen bekommen deutsche Urlauber zu spüren, die es nach der Corona-Pause über den Atlantik zieht. Ein paar Nudeln beim einfachen Italiener sind in New York nicht unter 20 Dollar zu bekommen. Mit Steuern und dem obligatorischen Trinkgeld läuft das auf 25 Euro heraus.
Umgekehrt ist der alte Kontinent für Amerikaner günstig wie nie. „Jetzt ist die beste Zeit für eine Europa-Reise!“, jubelt der Finanznachrichtendienst Bloomberg. Die New York Times verspricht „more Bang for your Buck“ - mehr fürs gleiche Geld: Das Gästezimmer in Paris, für das man 2008 noch 158 Dollar gezahlt habe, könne man nun für 107 Dollar bekommen.
Kein Wunder, dass in diesem Sommer viele US-Bürger ostwärts fliegen. In den nächsten Wochen, glaubt Erik Nelson von der Investmentbank Wells Fargo, könnte der Euro-Kurs sogar unter einen Dollar fallen. Die amerikanischen Touristen in Paris werden dann wohl mit einem Gläschen Cremant anstoßen.
Ich aber gieße mir morgens Baldriantee auf.
Karl Doemens ist USA-Korrespondent des RND. Was die größte Volkswirtschaft der Welt antreibt, erklärt er in der Kolumne „Weltwirtschaft“, die er im wöchentlichen Wechsel mit seinen Kolleginnen und Kollegen aus Peking, London, Brüssel sowie für Russland und Osteuropa schreibt. Alle bisherigen Beiträge der Kolumne finden Sie hier.