RND-Kolumne Weltwirtschaft

Keine Fritten mehr? Warum die Belgier um ein Kulturgut fürchten

Verdächtig, weil sie sehr heiß zubereitet werden: Pommes frites.

Pommes frites sind in Belgien eine Art Grundnahrungsmittel.

Brüssel. Die Belgier und ihre Fritten – das ist irgendwie eine symbiotische Beziehung. Mir scheint, dass es in keinem anderen Land der Welt so viele Frittenbuden pro Einwohner gibt. Mehr als 4500 sollen es sein. 60 Prozent der 11,5 Millionen Belgierinnen und Belgier sollen wenigstens ein Mal pro Woche Pommes essen.

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Sie sind Teil der belgischen Kultur. In Brügge gibt es ein „frietmuseum“. Und damit nicht genug: Ende vergangenen Jahres wurde in der alten Handelsstadt zu Ehren der Pommeskultur eine Statue auf einer Bank platziert. Sie stellt einen Mann dar, der eine Tüte mit Pommes in der Hand hält. Selfiealarm.

Fritten sind Big Business in unserem Nachbarland. Belgien ist der weltgrößte Exporteur von gefrorenen Pommes. Fast 2,5 Millionen Tonnen werden pro Jahr ausgeführt, das sind 33 Prozent der weltweiten Menge.

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Doch Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine drückt gewaltig auf die Frittenseligkeit in Belgien. Denn Sonnenblumenöl wird knapp – langsam, aber sicher. Drei Viertel des Öls, das für die Zubereitung unerlässlich ist, kam in den vergangenen Jahren aus der Ukraine und aus Russland.

Vorrat für einige Wochen

Die belgischen Frittenmacher sind in Alarmstimmung. „Wir haben noch Vorrat für einige Wochen, aber nicht länger“, klagt Christophe Vermeulen, Chef des Kartoffelhandelsverbands Belgapom.

Was dann? Theoretisch ließe sich anderes Öl verwenden. Doch die Umstellung des Herstellungsprozesses dauere mindestens ein Jahr, sagen Experten und Expertinnen. Wahrscheinlich werden bis dahin die Preise des Nationalgerichts gewaltig steigen. Für Frittenliebhaber in Belgien – und das sind offenbar die meisten Menschen im Land – wäre das ein heftiger Schlag gegen ein Kulturgut.

Und dann sind da noch die Saucen

Manche Budenbetreiber geben sich noch relativ gelassen. Sie verwenden kein Sonnenblumenöl, sondern Rinderfett zum Frittieren ihrer Kartoffeln. Doch auch diesen traditionell arbeitenden Pommesbuden droht Ungemach. Denn zu Fritten gehören in Belgien auch Saucen – Dutzende und Aberdutzende unterschiedlicher Saucen. Einer der wichtigsten Bestandteile dieser Saucen ist: Sonnenblumenöl.

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Damir Fras ist Brüssel-Korrespondent des RND. Wie sich die ökonomische Supermacht Europa global schlägt, erklärt er hier immer mittwochs – im Wechsel mit seinen Kolleginnen und Kollegen in Washington, Peking, London sowie für Russland und Osteuropa.

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