Konjunkturprognose: Deutschland droht im Fall von Gasembargo 2023 Rezession
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/4GSECCSPZBAIDGC7XINWDAHL2Q.jpeg)
Ein Manometer zeigt den Druck im Erdgasnetz auf dem Gelände eines Untergrund-Gasspeichers an.
© Quelle: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa
Führende Wirtschaftsforschungsinstitute haben die Politik gemahnt, Hilfspakete gegen die hohen Energiepreise vorsichtig zu dosieren, um die Inflation nicht weiter anzuheizen. „Werden solche Hilfen auf breiter Front ausgereicht, treibt das zusätzlich die Inflation und torpediert den wichtigen Lenkungseffekt höherer Energiepreise. Das verschärft wiederum die Probleme einkommensschwacher Haushalte und erhöht die gesamtwirtschaftlichen Kosten“, erklärte der Leiter des Kiel Instituts für Weltwirtschaft, Stefan Kooths, am Mittwoch. Schon jetzt erwarten die großen Institute für 2022 eine Inflationsrate von 6,1 Prozent, den höchsten Wert seit 40 Jahren.
Im Fall eines Embargos gegen russisches Gas drohe Deutschland 2023 eine Rezession, heißt es. „Die deutsche Wirtschaft dürfte in diesem Fall kommendes Jahr in eine scharfe Rezession geraten“, so die Konjunkturprognose.
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) würde bei einem sofortigen Embargo um 2,2 Prozent im Jahr 2023 sinken. Die Experten beziffern den Schaden auf rund 200 Milliarden Euro. Im zweiten Quartal 2023 würden die Auswirkungen noch deutlicher ausfallen. Die Fachleute rechnen mit einem Minus von 5 Prozent. Mehr als 400.000 Menschen könnten ihren Arbeitsplatz verlieren, eine Arbeitslosenquote von 6 Prozent wäre die Folge.
Die Forscher schraubten ihre Konjunkturprognose wegen des Kriegs in der Ukraine und der anhaltenden Corona-Pandemie nach unten. Für dieses Jahr erwarten sie nur noch ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts um 2,7 Prozent. Bei einer sofortigen Unterbrechung der russischen Gaslieferungen würde die Wirtschaftsleistung sogar nur um 1,9 Prozent zunehmen. Im Herbst hatten sie noch ein Wachstum von 4,8 Prozent vorhergesagt.
Mit ihrer neuen Prognose sind die Forschungsinstitute aber noch deutlich optimistischer als etwa die Wirtschaftsweisen. Die Berater der Bundesregierung haben für dieses Jahr nur noch ein Wachstum um 1,8 Prozent vorhergesagt – und bei einem Lieferstopp russischer Energieimporte sogar eine Rezession.
Selenskyj lehnt Steinmeier-Besuch in Kiew ab
Beobachter vermuten, dahinter stehe Selenskyjs Missbilligung der engen Beziehungen Steinmeiers zu Russland in seiner Zeit als Außenminister der Bundesrepublik.
© Quelle: Reuters
Die Gemeinschaftsdiagnose der Institute wird zweimal im Jahr erstellt, im Frühjahr sowie im Herbst – und zwar vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung, dem ifo Institut, dem Kiel Institut für Weltwirtschaft, dem Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle und dem RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Essen.
RND/dpa/scs