Elon Musk und seine neue Twitter-Chefin: Sie kennen und schätzen sich
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Twitter-CEO Elon Musk spricht mit Linda Yaccarino, Anzeigenchefin des Medienkonzerns NBC Universal, auf der POSSIBLE-Marketingkonferenz (Archivfoto).
© Quelle: Rebecca Blackwell/AP/dpa
Frankfurt am Main. Sie soll’s jetzt richten bei Twitter: Linda Yaccarino wird die neue Chefin der Internetplattform, um Elon Musk gewissermaßen zu entlasten. Er hatte im Herbst vorigen Jahres Twitter für 44 Milliarden Dollar gekauft.
Musk hatte nach der Übernahme das komplette Management gefeuert, weit mehr als die Hälfte der Belegschaft entlassen und sich selbst zum „Chief Twit“ ernannt. Am Donnerstag kündigte er in einem Tweet an, dass er jemanden gefunden habe, der in sechs Wochen den Vorstandsvorsitz übernehme. Keine 24 Stunden später bestätigte der Techmilliardär, dass er den Twitter-Chefposten in die Hände der Werbeexpertin Yaccarino legen wird.
Musk und Yaccarino sind Freunde
Die 51-Jährige genießt unter Branchenkennerinnen und -kennern hohes Ansehen. Sie arbeitete fast zwei Jahrzehnte für Turner Broadcasting, wechselte dann zum Medienkonzern NBC Universal, war dort für die Bereiche Werbung und Partnerschaften zuständig, war maßgeblich an der Einführung des Streamingdienstes Peacock beteiligt und betreute für NBC enorm wichtige Live-Events wie die Übertragung der Olympischen Spiele und des Super Bowls, des Endspiels um die American-Football-Meisterschaft. Sie war für wichtige Kooperationen von NBC unter anderem mit Youtube und eben auch Twitter zuständig.
Musk und Yaccarino kennen sich und schätzen sich offenbar. Bei einem gemeinsamen Auftritt auf einer Konferenz bezeichnete sie den Multimilliardär als „Freund“ und „Kumpel“. Lou Paskalis von der renommierten Medienanalyse-Organisation Ad Fontes twitterte: „Ich kann sagen, sie wäre meine erste und einzige Wahl, um die Plattform aus den Händen ihres Besitzers zu retten.“
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Twitter nach Musks Übernahme zeitweise nicht funktionsfähig
Musk hatte nach der Übernahme eine brachiale Umstrukturierung auf den Weg gebracht, die zeitweise die Funktionsfähigkeit von Twitter in Gefahr brachte, da es unter anderem an Expertinnen und Experten in zahlreichen Abteilungen mangelte. Aber auch Musk selbst brachte mit seiner fragwürdige Haltung zur Meinungsfreiheit Twitter in Misskredit. So sperrte er die Konten mehrerer Journalistinnen und Journalisten, die kritisch über ihn berichtet hatten – angeblich weil sie den Standort seines Privatjets öffentlich gemacht hätten.
Musk hat versprochen, Restriktionen auf Twitter zu beseitigen, was Beobachterinnen und Beobachter als eine Einladung für die Verbreitung von Hasspostings und Desinformation bewerten. Er wird zudem kritisiert, weil es ihm vor allem darum gehe, Twitter als Werkzeug zu nutzen, um seine eigenen, häufig libertären Ansichten ungestört verbreiten zu können.
Elon Musk ernennt Linda Yaccarino zur neuen Twitter-Chefin
Ende 2022 erklärte Elon Musk, er werde den Spitzenposten bei Twitter räumen – aber erst, wenn die Nachfolge geregelt sei.
© Quelle: dpa
Musk wird Oberboss
Ganz zurückziehen will er sich trotz der neuen Chefin denn auch nicht. Er hat sich die Position des Technologiechefs ausgesucht, außerdem will er über den Verwaltungsrat unter anderem die Bereiche Produkt und Software überwachen – gut möglich, dass Musk künftig als eine Art Oberboss agiert. Paskalis betont auch, er könnte nicht verstehen, warum sich Yaccarino nun freiwillig Musk unterwerfe.
Die Managerin hatte den Twitter-Eigner auf besagter Konferenz unter anderen für seinen Fleiß und seine Arbeitsmoral gelobt. Musk hat behauptet, dass er nach der Übernahme von Twitter so viel geschuftet hat, dass er in einem Büro im Hauptquartier des Unternehmens in San Francisco zeitweise übernachten musste. Das war auch zu der Zeit, als er sich über „zu viel Arbeit“ beschwerte – er ist „nebenbei“ noch unter anderem der Chef des E-Autobauers Tesla und der Raumfahrtfirma SpaceX.
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Twitter-Abstimmung über den Rücktritt von Elon Musk als Twitter-Chef.
© Quelle: IMAGO/Wolfgang Maria Weber
Börsenexpertinnen und -experten freuen sich über die Personalie
Seinerzeit ließ er die Twitter-Nutzenden darüber abstimmen, ob er vom Posten des Vorstandschefs des Unternehmens zurücktreten soll. Weit mehr als 50 Prozent votierten mit Ja. Daraufhin kündigte er seinen Abgang an, sobald er „jemanden gefunden hat, der dumm genug ist, den Job zu übernehmen“.
Es gab am Freitag Applaus für die Personalie. So betonte der Analyst Craig Irwin: Endlich sei es Musk gelungen, die Fessel Twitter loszuwerden. Jetzt könne er sich wieder mehr um die Wertschöpfung bei Tesla kümmern. Ende vorigen Jahres war unter Börsianerinnen und Börsianern die Befürchtung gewachsen, dass er wegen Twitter seine Aufgaben beim Autobauer vernachlässigt. Nach dem Bekanntwerden der Nominierung von Yaccarino schoss die Tesla-Aktie innerhalb von vier Minuten um 2 Prozent in die Höhe, wodurch der Wert des Unternehmens um fast 10 Milliarden Dollar stieg.