Finger weg von Patenten!
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Eine Spritze wird mit dem Impfstoff Comirnaty der Firmen Biontech und Pfizer aufgezogen.
© Quelle: Michael Matthey/dpa
Berlin. Wer sich Erfolg erarbeitet, bekommt den Neid geschenkt. Das gilt selbst, wenn man wie die beiden Biontech-Gründer Özlem Türeci und Ugur Sahin die halbe Welt gerettet hat. Ihr Impfstoff Comirnaty war derart wirksam gegen den Wildtyp und die ersten Varianten des Corona-Erregers, dass praktisch jeder Mensch auf der Erde danach gierte. Das Mittel hat Tausende gerettet und seine Erfinder reich gemacht. Sehr reich. Sahin schaffte es aus dem Nichts in die Liste der zehn reichsten Deutschen.
Nun gibt es Rufe, wonach es langsam mal genug ist mit dem Geldverdienen. Sahin soll seine Patente rausrücken heißt es, notfalls unter Zwang. Wichtiger als das Gewinnerzielungsinteresse von Pharmaunternehmern sei doch wohl die Rettung der anderen Hälfte der Welt – oder etwa nicht?
Für sich betrachtet stimmt dieser Satz natürlich, und es ist eine unbestreitbare Tatsache, dass die Impfstoffversorgung in den Schwellen- und Entwicklungsländern des globalen Südens ungenügend ist. Und dass immer neue Varianten drohen, so lange sich das Virus dort ausbreiten kann. Auf die Idee, Patente freizugeben, um damit die Produktion billigen Impfstoffs anzukurbeln, kann man durchaus kommen.
Freigabe von Patenten ist keine gute Idee
Und trotzdem ist sie keine gute. Gewinnerzielungsinteresse und Innovationsfähigkeit bedingen einander. Das zeigt sich erst jetzt wieder, wo es um Impfstoffe gegen die Omikron-Variante geht.
Biontech und Moderna liegen wieder vorne. Sie sind schneller als Konkurrenten und Arzneimittelprüfer, produzieren auf eigenes Risiko. Gut möglich, dass sie uns alle damit ein weiteres Mal retten. Die Milliarden, die ihnen im Erfolgsfall winken, haben sie sich verdient.