Nur scheinbar billig: Vorsicht bei Pennystocks an der Börse

Aktien: In Brandenburg haben sie als Geldanlage keinen guten Ruf.

Aktienhändler an Frankfurter Börse: Der Traum vom schnelle Geld mit Pennystocks endete schon häufiger mit einem bösen Erwachen.

Stuttgart. Kleines Geld, großer Gewinn – welcher Anleger träumt nicht davon? Einfach in eine Aktie investieren, deren Kurs so billig ist, dass man mit wenig Kapital viele Anteilsscheine bekommen und dann bei steigenden Kursen richtig absahnen kann: Das geht – zumindest in der Theorie – mit sogenannten Pennystocks.

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Unter diesem Namen werden am Finanzmarkt Wertpapiere zusammengefasst, deren Kurs in der lokalen Währung unter eins liegt – hierzulande also alle Aktien bis zu einem Wert von 99 Cent. An der New Yorker Wall Street gelten Papiere unterhalb eines Kurses von 5 Dollar als Pennystocks.

Unabhängig von der Definition sind Billigaktien oft im Fokus von Spekulanten – und das macht sie für Kleinanleger gefährlich. Oft sind es genau diese Pennystocks, die Kleinanlegern den Handel mit Aktien vermiesen. Einmal schlechte Erfahrungen mit solchen Titeln gemacht, und schon hat sich das Abenteuer Börse wieder erledigt.

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Das schadet der Aktienkultur in Deutschland und treibt deshalb auch Aktionärsschützer um, etwa Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer bei der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) „Es gibt immer einen Grund, warum eine Aktie auf Pennystock-Niveau notiert“, warnt der Experte. „Die Börse nimmt oft im Kurs das vorweg, was sich später in den Ergebnissen ungeschminkt zeigt.“

Deutsche Börse mit strengen Regeln

Nicht umsonst hat die Deutsche Börse ihre Regeln bereits nach dem Einbruch am Neuen Markt im Jahr 2001 verschärft. Damals notierten über zehn Prozent der am Neuen Markt gelisteten Aktien um den Kurs von einem Euro. Heute sind Pennystocks in den bekannten Börsenindizes wie Dax, MDax, TecDAX oder SDAX nur noch selten gelistet.

Ein Bespiel hierfür war im Jahr 2018 die Aktie der Steinhoff Holding. Deren Kurs war nach Bilanzunregelmäßigkeiten massiv eingebrochen. Nach dem Abstieg aus dem MDAX in den SDAX im Herbst 2019 ging es anschließend auch hier nicht mehr weiter.

Dass in den bekannten Indizes der Deutsche Börse keine Pennystocks mehr auftauchen, schützt jedoch nicht automatisch Anleger. Denn viele dieser Aktien sind ohne Probleme über den sogenannten Freiverkehr zu kaufen.

Hier werden neben deutschen Aktien überwiegend ausländische Papiere gehandelt. Es gebe „nur wenige formale Einbeziehungsvoraussetzungen“ für den Freiverkehr, schreibt die Deutsche Börse auf ihrer Homepage. Das bedeutet konkret, dass beispielsweise die Veröffentlichung von Geschäftsberichten und Bilanzen anders als im geregelten Markt nicht unbedingt notwendig ist. Dadurch haben es Anleger bei manchen Aktien schwer, an wichtige Informationen heranzukommen und können kaum beurteilen, wie es um das jeweilige Unternehmen steht.

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Positivbeispiele sind rar - aber es gibt sie

Es existieren allerdings auch positive Beispiele, wie Aktionärsschützer Tüngler einräumt. „Es gibt immer wieder Kandidaten, die sich aus der Krise und dem Pennystock-Status rauskämpfen, auch wenn diese selten sind.“ Tüngler nennt die Aktie von Heidelberger Druck. Der Kurs notierte im November 2020 unter 50 Cent und legte bis heute auf knapp 2,80 Euro zu.

„Gerade solche positiven Beispiele sind der Grund dafür, dass Anleger immer wieder auf eine antizyklische Strategie setzen und Aktien von Unternehmen kaufen, die unter einem Euro notieren“, sagt Tüngler. „Die Wahrheit ist allerdings auch, dass die meisten Unternehmen erst an der Börse und dann vollends ihren Niedergang erleben.“ Daher sei eine allein antizyklische Strategie immer mit enormen Risiken verbunden.

Wer dennoch darauf setze, „muss umso mehr seine Hausaufgaben machen und intensiv in eine Analyse einsteigen“, mahnt der Aktionärsschützer. Das wiederum bedeutet für einen Privatanleger, sich mit vielen Zahlen und Bilanzen auseinanderzusetzen und zu analysieren, wie viel Bargeld beispielsweise dem Unternehmen zum Überleben zur Verfügung steht und wie lange die Reserven reichen. Das kostet viel Zeit und ist auch deshalb eine Aufgabe, die Kleinanleger nur bedingt leisten können.

Der DSW veröffentlich jedes Jahr im März ein Ranking mit den größten Kapitalvernichtern. Nicht selten folgte auf einen Rang in der Flop 10 der größten Vernichter bald die Insolvenz der Unternehmen.

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Am Ende sollten sich Anleger auch beim Investieren in Pennystocks zwei Weisheiten des US-Investors Warren Buffett zu Herzen nehmen. „Kaufen Sie Unternehmen mit einer guten Gewinnhistorie und einer dominanten Marktposition.“ Und: „Die Fähigkeit, nein zu sagen, ist ein großer Vorteil für einen Investor.“

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