Diese fünf Grafiken zeigen, wie die Inflation unser Geld frisst
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/L54SGPY6PZHITA3V73B4SUSILI.png)
Die Preise an der Tankstelle, im Restaurant, im Supermarkt und für Gas steigen.
© Quelle: Sina Schuldt/dpa; IMAGO/Martin Wagner; imago/photothek; Christophe Gateau/dpa; Montage/RND
Die Inflationsrate betrug im März 2022 in Deutschland 7,3 Prozent, meldet das Statistische Bundesamt. Damit liegt die Inflationsrate in Deutschland sogar noch höher als zur Zeit nach der Wiedervereinigung vor mehr als 30 Jahren.
Grundlage für die Berechnung der Inflationsrate ist ein statistischer Warenkorb mit den wichtigsten Waren und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs. Aus den Preisen dieser Produkte ermittelt das Statistische Bundesamt den sogenannten Verbraucherpreisindex, dessen monatliche Veränderung im Vergleich zum Vorjahresmonats als Inflationsrate bezeichnet wird.
Inflation in Deutschland: Preise für Heizöl mehr als verdoppelt
Im deutschen Warenkorb bildet die Nettokaltmiete den mit Abstand größten Ausgabenblock. Zuletzt ist dieser um 1,6 Prozent gestiegen. Die fossilen Energieträger haben zwar jeweils einen weit geringeren Anteil an den gesamten Konsumausgaben, haben aber dennoch weit mehr zur Inflation beigetragen als die Mieten.
So stieg Heizöl im März um 107 Prozent, Flüssiggas um 100 Prozent, Dieselkraftstoffe um 63 Prozent und Benzin um 42 Prozent. Auch der Preis von Lebensmitteln ist gestiegen: zum Beispiel Butter um 18 Prozent, tiefgefrorenes Obst um 22 Prozent und Eier um 17 Prozent.
Bei kleineren Ausgaben etwa für Butter und Eier fallen steigende Preise im Budget des Durchschnittsbürgers weniger stark auf als größere Ausgaben etwa für das Tanken und Heizen. Allein die Kraftstoffe für das Auto haben deshalb mehr als 22 Prozent der aktuellen Teuerung verursacht. Weitere 17 Prozent entfallen auf Heizöl und fast 10 Prozent auf Gas.
Wie stark jede und jeder Einzelne von der Teuerung betroffen ist, hängt natürlich vom individuellen Konsumverhalten ab. Wer kein Auto fährt, ist immun gegen die direkten Auswirkungen steigender Benzinpreise, und Eigentümer einer selbst bewohnten Immobilie sorgen sich naturgemäß weniger um die Mietentwicklung.
Regierung plant Entlastungen
Die Bundesregierung hat im März ein Paket geschnürt, um die Menschen angesichts der stark gestiegenen Energie- und Spritpreise zu entlasten. Darin enthalten ist eine auf drei Monate befristete Senkung der Energiesteuer, die den Liter Benzin um 30 Cent und Diesel um 14 Cent günstiger machen soll. Zudem erhalten Arbeitnehmer einmalig 300 Euro Energiezuschuss auf ihr Bruttogehalt und Familien pro Kind 100 Euro Bonus auf den Kinderfreibetrag.
Hohe Inflation: Wie lange steigen die Preise noch?
Das Leben in Deutschland verteuert sich weiter spürbar. Ein Ende der Preissteigerungen ist vorerst nicht in Sicht.
© Quelle: dpa
Steigende Preise in Deutschland: Reiseausgaben fallen weniger ins Gewicht
Bei der Interpretation der aktuellen Inflationsrate ist zu beachten, dass die Bürger ihr Geld in der Pandemie anders ausgeben als in normalen Zeiten. Beispielsweise sind derzeit Pauschalreisen weniger gefragt. Die Preissteigerungen von immerhin 11 Prozent werden zwar von den Statistikern nach der bisherigen Gewichtung erfasst, spielen aber in Wirklichkeit derzeit eine kleinere Rolle.
Nur alle fünf Jahre werden die Produkte und Dienstleistungen im Warenkorb des Statistischen Bundesamts neu gewichtet. Vorübergehende Schwankungen im Konsum spiegeln sich deshalb in den amtlichen Zahlen nicht wider.
Teuerung in der EU verfehlt die Ziele
Doch selbst wenn die tatsächliche Inflation derzeit etwas geringer ausfallen sollte als die auf dem Papier, bewegt sich die Teuerung doch weit außerhalb des Bereichs, den die Europäische Union sich selbst zum Ziel gesetzt hat. Die Europäische Zentralbank strebt eine jährliche Teuerungsrate von 2 Prozent an.
Diese Zielmarke wird bereits seit Mai 2021 mit wachsendem Abstand überschritten. Der für die EZB-Geldpolitik maßgebliche harmonisierte Verbraucherpreisindex HVPI betrug im März einen Rekordwert seit Bestehen der Eurozone von 7,5 Prozent. Der harmonisierte Wert für Deutschland, der sich leicht von der nationalen Rate unterscheidet, betrug im Januar 7,6 Prozent. Einige Länder Osteuropas liegen deutlich darüber. Niedrigere Werte haben zum Beispiel Frankreich und Schweden.
Beobachter erwarten, dass die Europäische Zentralbank EZB angesichts der Teuerungsrate fern der 2-Prozent-Marke ihre lockere Geldpolitik demnächst straffen wird.
Inflation weltweit: Zweifel an Zahlen in der Türkei
Andere Staaten sind noch deutlich stärker betroffen als die EU‑Länder: In der Türkei erreichte die Inflation nach offiziellen Berechnungen im März 54 Prozent. Doch viele Türkinnen und Türken misstrauen den offiziellen Daten. Die gefühlte Inflation ist noch viel höher. Wegen des Verfalls der Lira schlagen die steigenden Gaspreise in der Türkei besonders stark zu Buche.
Zinswende in den USA
Auch die USA haben mit hoher Inflation zu kämpfen. Die Fed ist anders als die EZB nicht nur dem Ziel der Preisstabilität, sondern auch dem der Vollbeschäftigung verpflichtet. Angesichts der anhaltenden Teuerung und der guten Arbeitsmarktlage hat die US‑Notenbank Federal Reserve (Fed) bereits die Zinsen erhöht.