Scan & Go: Wenn das Handy im Supermarkt die Kasse ersetzt
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Mit der Scan-&-Go-App können Nutzer ihre Einkäufe bereits während des Einkaufens im Markt scannen und am Ende bargeldlos bezahlen.
© Quelle: Rolf Vennenbernd/dpa
Hannover. Die großen Lebensmittelhändler Rewe und Edeka bieten in immer mehr Märkten das sogenannte Scan & Go an. Dabei scannt der Kunde seine Produkte mittels einer App auf dem eigenen Smartphone, bevor er sie in den Einkaufswagen legt. Auf dem Handy werden dann alle bereits eingebuchten Produkte, ihr Preis und auch die Gesamtrechnung angezeigt.
Nach dem Einkauf kann der Kunde in den teilnehmenden Edeka-Märkten mobil bezahlen und spart sich das Anstellen an der Kasse ganz. Stattdessen geht er durch eine separate Schranke mit Lesegerät, an das er einen Barcode halten muss, den er beim mobilen Bezahlen aufs Handy geschickt bekommen hat. Bei Rewe und Penny ist es nicht ganz so einfach. Dort muss der Kunde seinen Einkauf zwar nicht mehr aufs Kassenband legen, er muss ihn aber an einer Expresskasse bezahlen.
Auch dm, Thalia und Ikea testen System
Bis Ende des Jahres sollen 150 Rewe-Märkte Scan & Go anbieten, beim zugehörigen Discounter Penny und beim Konkurrenten Edeka sind es aktuell mehr als 100 Märkte. Aber auch die Drogeriemarktkette dm, die Buchhandelskette Thalia und der Möbelriese Ikea experimentieren mit dem System. Aldi Süd hat kürzlich einen ersten Testlauf in einer Schweizer Filiale gestartet.
Corona hat der Selbstscannerlösung noch einmal Aufschwung gegeben. „Speziell zu Beginn der Pandemie, als es noch viel Unkenntnis über Infektionswege gab, stieg die Nutzung vom Selfscanning deutlich“, sagt Rewe-Pressesprecher Thomas Bonrath. Mittlerweile habe sich das aber wieder ausgeglichen.
Entlastung für Beschäftigte im Supermarkt
Auf die Beschäftigtenzahlen habe das neue Kassiersystem bisher noch keine Auswirkungen, sagt Verdi-Gewerkschaftssekretär Daniel Nikolovic. Besonders in den Hochphasen der Pandemie seien die Mitarbeiter in den Supermärkten enormen Arbeitsbelastungen ausgesetzt gewesen. „Wenn digitale Systeme eingeführt werden, müssen sie die Beschäftigten im Lebensmitteleinzelhandel unterstützen und entlasten“, sagt er.
Sorge, dass Entlassungen Folge der Digitalisierung sein könnten, hat er nicht. „Die Beschäftigten im Einzelhandel haben vielfältige Aufgaben – wenn sie beim Kassieren entlastet werden sollten, können sie sich auf andere anfallende Aufgaben im Markt konzentrieren.“
Allerdings ist Nikolovic skeptisch, ob sich das Scan-&-Go-System überhaupt flächendeckend durchsetzen wird. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Kundinnen und Kunden den Kontakt zu den Beschäftigten schätzen. Vor allem für den Wocheneinkauf möchten sie Kassen nutzen, an denen noch Verkäuferinnen und Verkäufer sitzen.“ Denn gerade für große Einkäufe sei das Scannen mit dem Smartphone aufwendig.
Kein Einfallstor für Diebe
Die Sorge, dass das Selbstscannen Diebstahl erleichtern würde, können Experten bisher nicht bestätigen. Laut einer Umfrage des EHI Retail Instituts beobachten die allermeisten Handelsunternehmen keine erhöhten Diebstähle an Selbstscannerkassen oder beim mobilen Selbstscannen.
85 Prozent der befragten Unternehmen gaben demnach an, keine erhöhten Inventurdifferenzen in Märkten mit diesen Möglichkeiten festzustellen. Außerdem gibt es laut der Umfrage auch geringe Fehlerquoten beim Selbstscannen.
Rewe teilt dazu mit, dass alle Nutzerinnen und Nutzer damit rechnen müssten, dass ihre Einkäufe beim oder nach dem Check-out noch einmal von einem Mitarbeitenden kontrolliert werden.
Der Handelsverband Deutschland (HDE) kritisiert unabhängig vom Kassiersystem, dass Diebstähle zu selten geahndet würden. Das führe dazu, dass viele Händler frustriert seien und Diebstähle gar nicht mehr anzeigten, so HDE-Sprecher Stefan Hertel. Geklaut würden vor allem kleine, aber teure Produkte wie Batterien, Rasierklingen oder Kosmetika. „Der HDE fordert schon lange eine konsequentere Bestrafung, denn es geht hier in der Summe um Milliardenschäden.“