Galeria Karstadt Kaufhof: Benko nutzt die Pandemie geschickt aus

Nach Lufthansa und Tui nun Galeria Karstadt Kaufhof: Mit Staatshilfen soll ein weiteres großes Unternehmen gestützt werden.

Nach Lufthansa und Tui nun Galeria Karstadt Kaufhof: Mit Staatshilfen soll ein weiteres großes Unternehmen gestützt werden.

Der schwer angeschlagene Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof (GKK) wird mit Staatshilfe in Höhe von 460 Millionen Euro gerettet. Das Geld wird offenbar ganz dringend gebraucht, um eine zweite Insolvenz des Unternehmens binnen zwölf Monaten zu verhindern. Rund 17.000 Arbeitsplätze sind nun erst einmal gerettet.

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Doch ist es richtig, einen Konzern mit fast einer halben Milliarde Euro zu stützen? Obwohl Insider die Warenhauskette hinter vorgehaltener Hand schon lange als den größten Untoten des hiesigen Einzelhandels bezeichnen und obwohl Galeria Karstadt Kaufhof von einem Unternehmer, René Benko, kontrolliert wird, den manche als Immobilienspekulanten bezeichnen. Es ist trotzdem richtig, die letzte große Warenhauskette – vorläufig – zu retten. Der Wirtschaftsstabilisierungsfonds wurde nach dem Ausbruch der Covid-Seuche genau für solche Fälle eingerichtet. Für Firmen, die wegen staatlicher Maßnahmen in Not geraten. Genau das ist nun passiert. Durch den zweiten großen Lockdown fehlen Galeria Karstadt Kaufhof mindestens Einnahmen von 80 Millionen Euro pro Woche. Das würde auch einem kerngesunden Unternehmen schwer zusetzen. Und es darf nicht vergessen werden, dass Benko das Staatsgeld nur geliehen bekommt und dafür hohe Zinsen zahlen muss.

Benko nutzt die Pandemie geschickt aus

Doch es bleibt ein sehr unangenehmer Beigeschmack. Nicht nur, dass in der Nachbarschaft der Galeria-Karstadt-Kaufhof-Filialen kleine und mittelständische Händler, die ebenfalls kurz vor der Pleite stehen, seit Monaten vergeblich auf Hilfen vom Staat hoffen. Hinzu kommt, dass Benko die Pandemie geschickt ausnutzt, um seine Ziele zu verfolgen. Er fährt eine Doppelstrategie. Er betreibt Warenhäuser – noch sind es 131 Filialen. Doch sobald sie nicht mehr lukrativ sind, werden sie dichtgemacht. Keine Frage, dass in den nächsten Jahren weitere Standorte nebst entsprechender Stellenstreichungen verschwinden werden.

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Am Ende könnten wenige erlesene Standorte in besten Lagen von Metropolen übrigbleiben, die aber komplett umgekrempelt werden. Zum Einzelhandel auf Luxusniveau dürften Büros, Hotels, teure Wohnungen und Edelgastronomie kommen. Dieser Radikalumbau wird nun mit Staatskrediten unterlegt. Stadtentwicklung wird mit staatlicher Unterstützung, aber nach den Profitinteressen des Investors vorangetrieben. Auch das ist soziale Marktwirtschaft.

Ein Warnhinweis an alle Kommunen

Der Fall Galeria Karstadt Kaufhof sollte als dringender Warnhinweis vor allem an Kommunen verstanden werden. Die Entwicklung der Innenstädte darf nicht Investoren überlassen werden – der Trend: entweder Luxus oder Leerstand. Die Bürgermeister müssen Immobilienverwertern eigene Konzepte entgegensetzen, um die Lebensqualität in den Citys zu retten. Zumal die Pandemie den Strukturwandel in den Städten massiv beschleunigt. Ein Beispiel: Am Donnerstag hat die Parfümeriekette Douglas bekannt gegeben, dass fast jede fünfte Filiale geschlossen werden soll.

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