Lieferdienste

Lieferando bezahlt mehr für Rider und will durchstarten

Leipzig: Ein Fahrradbote vom Lieferdienst Lieferando fährt durch die Innenstadt (Symbolfoto).

Leipzig: Ein Fahrradbote vom Lieferdienst Lieferando fährt durch die Innenstadt (Symbolfoto).

Frankfurt. Der Wettbewerb ist knüppelhart. Und Börsianer setzen darauf, dass die niederländische Lieferando-Mutter Just Eat-Takeaway zu den wenigen Gewinnern gehören wird. Die Kuriere, auch Rider genannt, sind zum wichtigsten Faktor für das Geschäft geworden. Und Lieferando hat gerade den Stundenlohn aufgestockt – nebst zusätzlicher Leistungen.

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Der Arbeitskräftemangel ist in der sogenannten Gig-Economy angekommen. Die Lieferdienste überbieten sich gerade mit ihren Versprechungen für potenzielle Fahrerinnen und Fahrer. Gorillas bietet bis zu 20 Euro pro Stunde. Wolt lockt mit 18 Euro für die Tageszeiten mit vielen Bestellungen und mit 14 Euro im Schnitt.

Garantiert werden 11 Euro – die die Rider also auch dann bekommen, wenn sie irgendwo auf einer Parkbank auf neue Aufträge warten. Dazu gebe es hochqualitative Arbeitsbekleidung (im typischen Hellblau), die die Zustellerinnen und Zusteller warm und trocken hielten und deren Sicherheit erhöhten.

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Der hiesige Marktführer Lieferando hat nun nachgezogen: 11 Euro Mindestlohn, maximal 18 Euro für die besonders Eifrigen. Dazu ein Diensthandy und ein Dienstfahrrad. Wer das eigene Bike nutzt, erhält eine Pauschale von 14 Cent pro Kilometer.

Gewerkschaft verlangt 15 Euro pro Stunde

Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) begrüßt die neuen Angebote in puncto Ausrüstung, macht aber zugleich darauf aufmerksam, dass damit nur eine Gerichtsentscheidung umgesetzt werde. Doch beim Stundenlohn hapere es noch. Viele Fahrer könnten im günstigsten Fall nur 14 Euro schaffen – die Aufschläge hängen von der Zahl der Auslieferungen ab. Deshalb fordert die NGG einen „verlässlichen Lohn“ von 15 Euro.

Was sich in Deutschland tut, ist für das gesamte Unternehmen von maßgeblicher Bedeutung. Denn der hiesige Ableger hat im vorigen Jahr das dynamischste Wachstum im gesamten Konzern hingelegt. Der Wert der Transaktionen ist um gut 50 Prozent auf 3,9 Milliarden Euro geklettert. Auf den Internetplattformen des Unternehmens können Kundinnen und Kunden Mahlzeiten bestellen, die dann entweder in Eigenregie von den Restaurantbetreibern oder von den Ridern zur Kundschaft gebracht werden. Einnahmen generiert Lieferando über Gebühren, die die Gastronomen zahlen.

Das enorme Wachstum im Vorjahr war stark vom Verlauf der Pandemie abhängig. So lagen die Zuwächse im vierten Quartal – als es keine harten Lockdowns mehr gab – deutlich niedriger als in den Monaten zuvor.

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Womöglich weniger Pandemie in 2022 könnte also die Umsätze drücken. Und dann auch noch die höhere Bezahlung der Frauen und Männer auf den Rädern. Das sieht auf den ersten Blick relativ trübe aus. Gleichwohl ging es mit der Aktie von Just Eat-Takeaway am Mittwoch deutlich nach oben. Sie legte zeitweise mehr als 5 Prozent zu. Wohlgemerkt: Obwohl sich die Verluste im Geschäftsjahr noch einmal deutlich ausweiteten – auf etwa 350 Millionen Euro vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (genaue Zahlen gibt es Anfang März).

Des Rätsels Lösung: Börsianer trauen dem Unternehmen einiges zu. Für die Aktie gibt es gleich reihenweise Kaufempfehlungen – wegen der starken Position auf den verschiedenen Märkten. Das ist der alles entscheidende Faktor in der noch jungen Branche mit ihrem heftigen Wettbewerb. Branchenkenner gehen davon aus, dass sich in einer Stadt höchstens zwei Anbieter dauerhaft halten können.

Foodpanda ist nach wenigen Monaten wieder verschwunden

Wobei diese immer wieder beschworene „Konsolidierung“ längst im Gange ist. So versuchte das Dax-Unternehmen Delivery Hero mit seiner Marke Foodpanda im Sommer ein Comeback in Deutschland. Kurz vor Weihnachten vermeldete die Berliner Firma aber schon wieder ihren Rückzug. Der Chef Niklas Östberg räumte ein, dass es in Deutschland immer schwieriger geworden sei, „echten Mehrwert für unser Ökosystem zu schaffen“. Analysten deuteten das als Eingeständnis, dass wegen der harten Konkurrenz ein exorbitanter Einsatz von Kapital nötig werde, um namhafte Marktanteile zu gewinnen.

Just-Eat-Boss Jitse Groen hingegen strotzt nur so vor Selbstvertrauen: Er erwarte, dass sein Unternehmen seine Marktposition weiter stärken könne – „angetrieben von überragenden Netzwerkeffekten“. Das Transaktionsvolumen soll 2022 um eine zweistellige Prozentzahl steigen, und die Verluste sollen deutlich minimiert werden. Konkret bedeutet dies wohl, dass das Unternehmen in einem Geschäft verstärkt aktiv werden will, das mit dem Mahlzeitenlieferdienst eng verwandt ist: die extrem schnelle Zustellung von Lebensmittel für den täglichen Bedarf.

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Die Niederländer sind da in verschiedenen hiesigen Großstädten bereits mit mehreren Marken unterwegs. Sie heißen Grovy, Wuplo oder Food.de. Wolt verfolgt eine ähnliche Doppelstrategie. Das bedeutet, dass insbesondere der Pionier in diesem Metier, Gorillas, attackiert wird.

Die Kombination von Mahlzeiten und Lebensmitteln hat einen entscheidenden Vorteil: Die Auslastung der Rider, die der größte Kostenfaktor sind, kann so deutlich erhöht werden. In einer derartigen Konstellation hat der größte Anbieter die besten Karten. Er kann höhere Löhne erheblich besser als die kleineren Rivalen oder gar als Newcomer wegstecken.

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