Lieferdienste: US-Unternehmen wollen den deutschen Markt umkrempeln

Andy Fang, Mitgründer des Lieferdienstes Doordash, sitzt in einem Restaurant, das den Lieferservice über Doordash anbietet. Doordash ist die größte Lieferplattform der Vereinigten Staaten. Jetzt kommt das Unternehmen nach Deutschland.

Andy Fang, Mitgründer des Lieferdienstes Doordash, sitzt in einem Restaurant, das den Lieferservice über Doordash anbietet. Doordash ist die größte Lieferplattform der Vereinigten Staaten. Jetzt kommt das Unternehmen nach Deutschland.

Die Manager von Doordash drücken auf die Tube. Vorige Woche kündigten sie die Übernahme des finnischen Mahlzeiten-Liefer­dienstes Wolt an. Am Mittwoch starteten sie ein Angebot unter eigenem Namen in Stuttgart. Weitere große Städte dürften schon bald folgen, und auch die Produkt­palette wird wohl ausgebaut – mit Lebensmitteln des täglichen Bedarfs. In der Branche verschärft sich der Konkurrenz­kampf.

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Warum ausgerechnet die Schwaben­metropole? „Stuttgart hat eine ausgesprochen vielfältige Gastronomie, die wir mit Doordash noch stärken wollen“, sagte Andy Fang, Mitgründer des Unternehmens, am Mittwoch. In der baden-württem­bergischen Landes­hauptstadt feiert das US-Start-up seine Europa­premiere. Fang beschreibt hehre Ziele: Ziel sei, die lokale Wirtschaft zu fördern. Händler, Kuriere und Restaurant­betreiber sollen „miteinander verbunden“ werden. Mit erst einmal 30 Fahrerinnen und Fahrer soll das in Stuttgart bewerkstelligt werden.

Doordash übertrifft an der Börse BMW

Natürlich will Doordash auch Geld verdienen. Das Unternehmen, gegründet 2013, ist mittlerweile in 7000 Städten aktiv, beliefert monatlich nach eigenen Angaben 20 Millionen Kunden. In den USA hat es hat es im Kerngeschäft einen Marktanteil von 57 Prozent. Diverse Lockdowns haben dem Start-up im vorigen Jahr einen enormen Schub verliehen. Die Markt­kapitalisierung liegt derzeit umgerechnet bei rund 70 Milliarden Euro, das ist deutlich mehr als der Börsen­wert von BMW oder vom welt­größten Chemiekonzern BASF.

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Dabei fährt Doordash enorme Verluste ein. Im dritten Quartal stand unter dem Strich ein Nettofehl­betrag von 101 Millionen Dollar. Investoren greifen dennoch beherzt zu. Mit der Aktie ging es zuletzt steil nach oben. Die Anleger goutieren die internationalen Expansions­pläne. Schon vor dem Europadebüt ist das Unternehmen, das von vier Studenten der Eliteuni Stanford gegründet wurde, in Japan, Australien und Kanada ins Geschäft mit den Lieferungen bis vor die Haustür eingestiegen.

Die Metropolen im Blick

Hierzulande wird Doordash mit an Sicherheit grenzender Wahrschein­lichkeit mit seinen Aktivitäten in große Städte expandieren. Stellen­anzeigen für Frankfurt, Hamburg, München und Köln sind ausgeschrieben. Auch in Berlin, wo sich die Deutschland­zentrale befindet, dürfte sich bald mehr tun. Allerdings sind in diesen Orten die Fahrerinnen und Fahrer von Wolt, der Tochter in spe, bereits unterwegs. Und Wolt soll dort eigentlich unter eigenem Namen weitermachen.

Die Fahrerinnen und Fahrer von Wolt sind bereits in einigen deutschen Städten, zum Beispiel in Düsseldorf, unterwegs.

Die Fahrerinnen und Fahrer von Wolt sind bereits in einigen deutschen Städten, zum Beispiel in Düsseldorf, unterwegs.

Wie die Integration bewerkstelligt wird, ist noch nicht publik gemacht worden – die Übernahme, mit einem Volumen von 8 Milliarden Dollar, muss erst noch von den zuständigen Behörden genehmigt werden. Die Eile der Doordash-Leute hat einen einfachen Grund: Es geht darum, sich Marktanteile zu sichern. Hierzulande ist Lieferando, Tochter der nieder­ländischen Just Eat Takeaway, derzeit der Platzhirsch. In den vergangenen Monaten sind weitere Rivalen hinzu­gekommen: wie Uber Eats oder das Dax-Unternehmen Delivery Hero, das in den deutschen Markt wieder eingestiegen ist. Kleinere Anbieter wie Eatura kommen hinzu.

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All diese Lieferdienste sind gerade dabei, sich für die Zeit nach der Pandemie, die der Branche hohe Zuwachsraten beschert hat, zu positionieren. Für Experten ist klar: Größe wird entscheidend sein. Und die Dominanz in den jeweiligen Städten. Nur dann kann die Infrastruktur mit den Fahrerinnen und Fahrern als größtem Kostenfaktor lukrativ betrieben werden – sie sollen bei Doordash Medien­berichten zufolge 13 Euro pro Stunde verdienen.

Wobei Fang und seine Leute auch auf einen speziellen Service für Restaurant­betreiber setzen. Ein Online­bestell­system (Storefront), mit dem sowohl die Lieferung nach Hause als auch das Abholen der georderten Speisen organisiert wird. So lobt denn auch Caroline de Sadeleer, Wirtin des Deli Masseria in Stuttgart, dass Doordash Gastronomen umfassender als andere Anbieter unterstütze. Storefront helfe, ein erfolgreiches Online­business aufzubauen, sagte sie laut Doordash-Mitteilung.

Mit Essen auf Rädern werden sich indes das US-Start-up und seine Konkurrenten nicht begnügen. Vieles spricht dafür, dass umfassende Lieferdienste entstehen. Ein untrügliches Zeichen im Falle von Doordash ist, dass sich die Firma bei der jüngsten Finanzierungs­runde von Flink mit rund 350 Millionen Euro beteiligt hat.

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Noch so ein Start-up, das sich allerdings auf die noch junge Disziplin des sogenannten Quick-Commerce spezialisiert hat. Flink ist in allen großen deutschen Städten aktiv. Das Versprechen: Lebensmittel des täglichen Bedarfs in wenigen Minuten zu liefern – vom Lagerbier bis zum veganen Brotaufstrich.

Das Berliner Unternehmen – es wird mittlerweile mit rund 2 Milliarden Euro bewertet – bekommt die Waren vom Branchen­riesen Rewe geliefert. Naheliegend wäre eine baldige Kooperation mit Doordash oder gleich die Übernahme. Die Storefront-Software ist auch für Einzelhändler interessant. Und mit dem Ausfahren von Mahlzeiten und Lebens­mitteln lässt sich die Auslastung der Kuriere optimieren.

RND

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