Güterverkehr: Einer friedlichen Koexistenz von Straße und Schiene gehört die Zukunft

Eine Lösung für den Lkw-Verkehr: Eine Scania-Zugmaschine fährt mit ausgefahrenem Stromabnehmer während der Inbetriebnahme der ersten deutschen Teststrecke für E-Lastwagen mit Oberleitung auf der Autobahn 5 (A5).

Eine Lösung für den Lkw-Verkehr: Eine Scania-Zugmaschine fährt mit ausgefahrenem Stromabnehmer während der Inbetriebnahme der ersten deutschen Teststrecke für E-Lastwagen mit Oberleitung auf der Autobahn 5 (A5).

Frankfurt. Die langen Schlangen von Lastwagen auf den Autobahnen sind ein deutliches Zeichen: Ohne sie geht es nicht – auch nicht in einer Welt des klimaneutralen Verkehrs. Auf das kluge Zusammenspiel von Zügen und Lkw werde es künftig ankommen. Das sind die zentralen Aussagen einer aktuellen Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) im Auftrag der Initiative Pro Mobilität. Zugleich wird mit hoher Dringlichkeit der Ausbau der Infrastruktur angemahnt.

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Die gesamte Transportleistung hierzulande wird bis 2050 um mehr als ein Viertel steigen – da sind sich alle Experten einig. Es wird nicht einfach, dies zu bewältigen. Die Autoren der Studie machen darauf aufmerksam, dass im Schienennetz bereits heute wichtige Verbindungen für den Güterverkehr überlastet sind. Etwa die Strecke Frankfurt-Nürnberg, die Gleise in Richtung Duisburg (Europas größter Binnenhafen) und vom Hamburger Hafen in Richtung Süden.

Lkw dominieren auf der Kurzstrecke

Allein dies begrenzt die viel beschworene Verlagerung der Güter von der Straße auf die Schiene. Das ist fatal, weil sich auf vielen Routen der Güterbahnen auch der Lkw-Verkehr ballt, grob gesagt auf den Fernstraßen, wo die Brummis von Süd- und Osteuropa in Richtung Ruhrgebiet fahren.

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Da helfen nur mehr Trassen. Doch das Verlegen von Gleisen zieht sich. Bei Strecken über 30 Kilometer Länge seien es im Mittel etwa – sage und schreibe – 23 Jahre von der Vorplanung bis zu Inbetriebnahme, heißt es im „Faktencheck Güterverkehr in Deutschland“.

Deshalb fordert Dirk Engelhardt, Vizechef von Pro Mobilität und Sprecher des Speditionsverbandes BGL, eine „enorme finanzielle, juristische und organisatorische Anstrengung, um die Verkehrsinfrastruktur zukunftsfit zu machen“ – das gelte sowohl für die Straße als auch für die Schiene. Hinter Pro Mobilität stehen zahlreiche Wirtschaftsverbände.

Ein weiteres Hemmnis für mehr Transporte mit Zügen ergibt sich aus Sicht der IW-Experten quasi von selbst. Die Lkw dominieren (84 Prozent des gesamten Frachtaufkommens), weil sie vor allem auf kurzen Strecken zur Feinverteilung unterwegs sind. Deutlich mehr als die Hälfte der Lastwagentouren ist weniger als 50 Kilometer lang. Nicht nur um Amazon-Pakete auszuliefern. Die weitaus größte Tonnage machen Steine, Erde, Glas, Zement, Abfall und Sekundärrohstoffe (Glas, Papier) aus – das kann die Eisenbahn schlicht nicht.

Dennoch macht das Verbändebündnis Allianz pro Schiene darauf aufmerksam, dass enorme Potenziale für den Güterverkehr auf Gleisen nicht genutzt würden. So seien Gleisanschlüsse für Unternehmen dramatisch zurückgegangen – auch weil Firmen vor staatlichen Auflagen und hohen Kosten abgeschreckt wurden. Ferner seien nur gut 61 Prozent der Strecken elektrifiziert, was dazu führe, dass umweltfreundliche E-Güterzüge enorme Umwege fahren müssen. Und natürlich wird auch der Zustand des Schienennetzes bemängelt. Es müsse für lange Güterzüge (740 Meter und mehr) ertüchtigt werden.

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Kombinierter Verkehr als Hoffnungsträger

Immerhin hat die neue Bundesregierung versprochen, den Ausbau der Infrastruktur zu beschleunigen, und auch die Sache mit den Gleisanschlüssen für Unternehmen soll angegangen werden. Ziel ist, den Anteil der Schiene am Güterverkehr von 19 auf 25 Prozent bis 2030 zu steigern – mit „kombiniertem Verkehr“ als zentralem Baustein: Güter werden zur Schiene gefahren.

Dort werden Container oder ganze Sattelanhänger auf sogenannte Taschenwagen gehievt, um sie über weite Strecken zu transportieren. Allianz pro Schiene wie auch Engelhardt fordern mehr davon: Die Verkehrsträger dürften nicht gegeneinander ausgespielt werden, „sondern müssen miteinander verzahnt werden“, so der BGL-Chef.

Und dann gibt es noch ein Problem bis 2050 zu lösen: Die „Dekarbonisierung“ des Lkw-Verkehrs. Dafür sind vor allem Autobauer zuständig. Marktführer Daimler setzt auf batterie-elektrische Antriebe und auf Brennstoffzellen. Allerdings sind die E-Lastwagen derzeit dreimal so teuer wie Lkw mit Dieselmotoren.

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