Peloton steckt in schweren Turbulenzen – eine gute Gelegenheit für Apple?
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Das Peloton-Logo ziert den Rahmen eines stationären Fahrrads (Archivbild).
© Quelle: Mark Lennihan/AP/dpa
Frankfurt. Die noch junge Geschichte der Fitnessfirma Peloton ist reich an Turbulenzen. Doch nach den Abgängen mehrerer Topmanager steht vor allem eine Frage im Raum: Wer kauft das Unternehmen? Im Gespräch sind keine Geringeren als Apple, Amazon und Nike. Und auch Netflix und Spotify sollen zu den Interessenten gehören.
John Foley, begeisterter Outdoor-Radler, hat das Standfahrrad für zu Hause neu erfunden. Er hat an die Lenker Bildschirme montiert, damit die Nutzer interaktiv den Anweisungen von Instruktoren und Instruktorinnen folgen können – die Kurse werden per Abo vermarktet. In der TV-Serie „And Just Like That“ (Nachfolgerin von „Sex and the City“) übertreibt es eine der Hauptfiguren (Mr. Big) und erleidet einen Herzinfarkt nach dem Training auf einem Peloton-Bike.
Der Hersteller lancierte als Antwort auf die Negativwerbung ein Video, das den Darsteller des Mr. Big quicklebendig mit einer echten Instruktorin zeigt. Ein Riesenerfolg im Netz. Doch der Spot musste schon bald zurückgezogen werden, als Vorwürfe wegen sexueller Übergriffe durch den Darsteller des Mr. Big (Chris Noth) laut wurden. Das ist irgendwie symptomatisch für Peloton.
Hierzulande ist das New Yorker Unternehmen indes mit ganz konventionellen Werbefilmen, die zeitweise in hoher Frequenz im Fernsehen geschaltet wurden, einer breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht worden. Zudem gibt es in vielen Großstädten Flagship-Stores von Peloton. Wie lange die noch geöffnet haben, dürfte nun fraglich sein. Die Läden verschlingen jede Menge Geld.
In besten Zeiten so wertvoll wie Adidas
Dabei fing alles so erfolgreich an. Peloton ging wenige Monate vor dem Ausbruch der Pandemie an die Börse. Mit den ersten Lockdowns und der Schließung von Fitnessstudios in zahlreichen Ländern schoss die Nachfrage in ungeahnte Höhen. Peloton konnte die Standfahrräder gar nicht schnell genug liefern. Zeitweise war das Unternehmen 50 Milliarden Dollar wert – was ungefähr der Marktkapitalisierung von Adidas entspricht.
Doch mit Lockerungen und der Wiedereröffnung der Fitnessstudios brach der Bedarf an Hometrainern jäh ein – zu den Rädern sind inzwischen Laufbänder gekommen. Das Management versuchte sich glücklos an Rettungsaktionen. Unter anderem mit einer massiven Preissenkung für die Räder, was die Umsätze einbrechen ließ. Die Aktie hat mittlerweile mehr als 80 Prozent ihres Werts verloren.
Aktionär baut Druck auf
In den vergangenen Tagen eskalierte die Lage. Der aktivistische Investor Blackwells, er hält etwa 5 Prozent der Aktien, baute massiven Druck auf – indem er eine lange Liste mit Fehlern des Managements öffentlich machte. Sie reicht von mangelnder Kontrolle der Finanzen über Defizite bei der Logistik bis zu einer verfehlten Expansionsstrategie. Hauptbeschuldigter: der Gründer John Foley. Der erklärte gerade seinen Rücktritt. Mit ihm nahmen noch weitere Topmanager ihren Hut.
Zum neuen Boss wurde Barry McCarthy ernannt, einst Finanzchef bei Netflix und Spotify. Mit einem Radikalumbau soll der Indoor-Fahrrad-Hersteller wieder auf den richtigen Pfad gebracht werden. Unter anderem sollen 2800 Jobs (20 Prozent der Stellen) gestrichen und der Bau einer neuen Fabrik für die Fitnessgeräte gestoppt werden. Foley will aber im Verwaltungsrat (Board of Directors) weitermachen.
Doch nun erhöht Blackwells den Druck: Die jüngsten Beschlüsse gingen nicht weit genug. Foley sei auch im Verwaltungsrat fehl am Platz, ließ Blackwells-Manager Jason Aintabi wissen, und er forderte einen sofortigen Verkauf des Unternehmens an einen strategischen Investor. Damit könnten 75 Dollar pro Aktie erzielt werden, das Doppelte der aktuellen Notierung des Papiers. Netflix und Spotify nennt er als potenzielle Käufer.
US-Medien zufolge gibt es aber noch einige weitere illustre Interessenten: Amazon und Nike sollen dazugehören. Der renommierte Analyst Daniel Ives vom Vermögensverwalter Wedbush Securities hat eine ganz andere Empfehlung: Apple. Über Twitter teilte er mit, dass mit den Rücktritten das Deck für eine Übernahme klar gemacht werde.
Apple baut Fitnesssparte aus
Vor allem wegen des Fitness- und Gesundheitsaspekts passe Apple am besten. Der weltgrößte Hightechkonzern hat zuletzt seine Dienstleistungen in diesem Geschäftsfeld ausgebaut und will dort weiter expandieren. Apple könnte einerseits die 2,8 Millionen Peloton-Abonnenten übernehmen und andererseits eine größere Zahl von Apple-Kunden zum Indoor-Radeln bringen.
Es gibt allerdings ein großes Hindernis: Foley und einige seiner Mitstreiter aus den Gründerzeiten sind im Besitz ganz spezieller Aktien, die jeweils 20-mal mehr Stimmrechte haben als normale Anteilscheine. Dies bedeutet, das die Gruppe um Foley nach Berechnungen von Analysten insgesamt 80 Prozent der Stimmrechte und damit die volle Kontrolle hat. Aber auch Foleys Autorität habe ihre Grenzen, so Ives. Dahinter dürfte die Vermutung stecken, dass Blackwells den öffentlichen Druck bald noch einmal verstärken könnte.