Pharmaindustrie und Co.: Gibt es überhaupt Profiteure des Coronavirus?

Mit Medikamenten kann man wegen des Coronavirus viel Geld verdienen – doch gesamtwirtschaftliche Risiken sind ebenfalls groß.

Mit Medikamenten kann man wegen des Coronavirus viel Geld verdienen – doch gesamtwirtschaftliche Risiken sind ebenfalls groß.

CureVac – bis vor wenigen Tagen kannte diesen Namen nur die Fachöffentlichkeit, die sich für Biotech-Firmen interessiert. Wegen des Coronavirus hat sich das geändert, die Tübinger Firma, unter anderem von Investor Dietmar Hopp, gehört zu denen, die einen Impfstoff gegen die Epidemie entwickeln könnten. Und schon häuften sich Gerüchte, dass die US-Regierung die Firma mit Milliardensummen nach Nordamerika locken könnte. Ist CureVac also ein Beispiel dafür, wie eine Branche vom Coronavirus profitiert?

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Pauschal lässt sich das kaum beantworten. Ein Blick auf Pharma-Unternehmen, die nach einem Treffen von US-Präsident Donald Trump Anfang März von amerikanischen Steuermilliarden bei der Impf- und Wirkstoffforschung sowie bei der Herstellung von Schutzausrüstung profitieren könnten, fördert bestenfalls einen durchwachsenen Eindruck zutage: Mit plus 11,70 Prozent binnen eines Monats konnte zwar die Aktie von Regeneron Pharmaceuticals deutlich zulegen, auch Medikamenteentwickler Moderna brachte es auf ein Kursplus in Höhe von 6,81 Prozent im gleichen Zeitraum. Pharmagigant Gilead, der mit Remdivisir ein gegen Covid-19 möglicherweise hilfreiches Medikament entwickelt hat, legte um 2,67 Prozent zu.

Dem gegenüber stehen aber massive Kursverluste anderer Unternehmen, die eigentlich ebenfalls vom pandemiebedingten Geldregen profitieren könnten: Innerhalb des vergangenen Monats rutschte Pharmariese Pfizer um 14,66 Prozent, GlaxoSmithKline um 16,5 Prozent und Sanofi – unter anderem für sein Desinfektionsmittel bekannt – um 20,53 Prozent ab.

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In den vergangenen Tagen rutschten alle Kurse ab

Noch eindrücklicher fällt ein Blick auf die Entwicklung der Aktienkurse in den vergangenen sieben Tagen aus: Die Effekte des Treffens mit Trump werden vom weltweiten Einbruch an den Börsen überlagert, keines der genannten Unternehmen verzeichnete in den vergangenen fünf Tagen ein Plus. An den Börsen rechnet der Großteil der Anleger also nicht damit, dass die Unternehmen im ganz großen Stil vom Virus profitieren – auch wenn namhafte Analysten den Kauf einzelner Aktien durchaus empfehlen.

Denn letztendlich mag zwar die Erfindung eines marktreifen Impf- oder Wirkstoffs einem oder mehreren der Unternehmen irgendwann hohe Gewinne bescheren. Aber sicher ist das – allein aufgrund der großen Unwägbarkeiten bei der Entwicklung von Medikamenten – nicht. Und gleichzeitig rechnen viele Experten wegen des Coronavirus mit einer Rezession, was Geschäftsbereiche abseits von Impf- und Wirkstoffen massiv belasten wird.

Absatzplus und Belastungen gleichen sich aus

Ähnliches betont auch Drägerwerk, ein deutscher Hersteller von Schutzmasken und Beatmungsgeräten: Die Geschäfte bei der Lübecker Firma brummen, die Bundesregierung hat jüngst 10.000 Beatmungsgeräte bestellt. Zuletzt schoss der Aktienkurs zwar durch die Decke, doch wie lange das so bleibt, ist unklar.

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Durch die Pandemie entstehe auch Unsicherheit für die Geschäftsentwicklung in diesem Jahr, zudem würden die Risiken für die Gesamtwirtschaft zunehmen, hieß es jüngst seitens des Vorstands. Klarer drückte es Eggert Kuls, Analyst bei Wartburg Research aus: Das Management erwarte offenbar, dass das Absatzplus durch Corona und Belastungen sich letztlich ausgleichen werden, so Kuls.

Auch Netflix und Co. profitieren kaum

Ähnlich sieht es auch in anderen Bereichen aus, die von der Coronapandemie profitieren könnten: Teamviewer, ein deutscher Anbieter von Software für das Homeoffice, hat seinen Börsenrekord Anfang März längst hinter sich gelassen, steht bei einem Minus in Höhe von knapp 19 Prozent innerhalb des vergangenen Monats. Konkurrent Zoom konnte sich innerhalb der gleichen Zeit zwar über eine Steigerung des Börsenkurses um gut 16,4 Prozent freuen – in den vergangenen Tagen ging es allerdings ebenfalls um knapp 5 Prozent nach unten.

Und auch Streamingdiensten attestieren die Aktienmärkte derzeit keine rosigen Zukunftsaussichten. Zwar ist der Internetdatenverkehr etwa am zentralen deutschen Knotenpunkt De-CIX zuletzt auch am Wochenende deutlich gestiegen – was auf eine vermehrte Nutzung von Videostreaming und –Gaming hindeutet. Doch Anbieter wie Netflix (-14 Prozent im vergangenen Monat) und Amazon (-19,5 Prozent im vergangenen Monat) schießen an den Börsen nicht durch die Decke. In den vergangenen Tagen gaben die Aktien beider Unternehmen sogar deutlich nach.

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In anderen Branchen geht es steiler bergab

Dem steht allerdings gegenüber, dass es den Börsen insgesamt noch deutlich steiler bergab ging: Der DAX hat binnen des letzten Monats fast 33 Prozent an Wert eingebüßt, der amerikanische Dow-Jones gut 21 Prozent.

Unter dem Strich heißt das: An den Börsen sind die Experten vorsichtig, was mögliche Gewinner der Coronakrise anbelangt. Allerdings rechnen Anleger offenbar damit, dass der ein oder andere Pharma- oder Internetkonzern weniger hart getroffen wird, als etwa die Luftfahrtbranche. Derzeit bleiben wegen des Coronavirus und zahlreicher Reisebeschränkungen immer mehr Flugzeuge am Boden. Binnen Monatsfrist verlor die Lufthansa knapp 40 Prozent an Börsenwert, Konkurrent KLM sogar fast 50 Prozent.


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