Plastikgeschirr verboten: „Leider ist der Müll nicht weniger geworden“
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Plastikgeschirr liegt auf einem Mülleimer.
© Quelle: dpa
Seit dem Sommer dürfen Einwegbesteck und -geschirr aus Plastik sowie Trinkhalme und Rührstäbchen aus Kunststoff EU-weit nicht mehr produziert werden. Gleiches gilt für To-go-Getränkebecher, Fast-Food-Verpackungen und Wegwerfessenbehälter aus Styropor. Restaurants und Cafés durften Altbestände zwar noch nutzen, anschließend mussten sie sich aber um neue Verpackungen vor allem für ihr Außer-Haus-Geschäft kümmern.
Patrick Hasenkamp ist Vizepräsident des Verbands kommunaler Unternehmen und Chef der Abfallwirtschaftsbetriebe in Münster.
Herr Hasenkamp, gibt es seit dem Sommer weniger Müll in Parks und auf Straßen?
Leider müssen wir feststellen, dass der Müll nicht weniger geworden ist. Die Industrie war relativ schnell und findig in der Umgehung der Plastikverpackungen und hat diese durch andere einwegfähige Materialien ersetzt, zum Beispiel aus Aluminium, Pappe oder Holz. Diesen Einwegmüll werfen einige Menschen leider genauso in den nächsten Busch oder den See wie die Kunststoffverpackungen. Das Littering ist und bleibt ein großes Problem.
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„Die Industrie war relativ schnell und findig in der Umgehung der Plastikverpackungen“, sagt Patrick Hasenkamp, Vizepräsident des Verbands kommunaler Unternehmen.
© Quelle: privat
Ab 2023 werden Lieferdienste und Restaurants verpflichtet, auch Mehrwegbehälter als Alternative für Essen und Getränke zum Mitnehmen anzubieten. Könnte das eine Verbesserung bringen?
Natürlich erhoffe ich mir da eine stückweite Entlastung. Aber die Novelle des Verpackungsgesetzes hat leider doch einige Hintertürchen offen gelassen. Gastronomen müssen die Mehrwegverpackungen erst ab einer Verkaufsfläche von 80 Quadratmetern anbieten. Mir erschließt sich nicht, warum der Gesetzgeber da nicht alle Anbieter in die Pflicht nimmt.
Wie teuer ist die Müllentsorgung für die Städte und Kommunen?
Um die Parks und Straßen sauber zu halten und die Abfallbehälter zu entleeren, fallen jährlich rund 700 Millionen Euro an. Das sind fast 10 Euro pro Einwohner und Jahr. Wenn man bedenkt, dass viele Menschen bewusst mit ihrer Umwelt umgehen und für die Stadtreinigung kaum Kosten verursachen, ist das schon eine ganze Menge.
Es gibt immer wieder die Forderung, Restaurantbetreiber oder speziell auch Fast-Food-Ketten an den Müllgebühren zu beteiligen. Die Ampelkoalition plant, die Plastikabgabe auf die Verursacher umzulegen. Würden Sie das befürworten?
Ja, ich hoffe, dass künftig Gastronomen, die weiter Einwegartikel anbieten, auch für deren Entsorgung zahlen müssen. Das ist dann auch für die gerecht, die bewusster mit der Umwelt umgehen. Es gibt zum Beispiel für Pizza gute Mehrwegverpackungen, aber die sind in der Herstellung teurer und müssen natürlich jedes Mal gespült werden. Wenn jemand diese Last auf sich nimmt, dann sollte er davon auch einen Vorteil haben.