Schlussverkauf startet: Die Modegeschäfte machen die Lager leer
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/6L7Z7T6DZNHU5PP24QBEH2MN24.jpeg)
Passanten laufen durch die Kaufinger Straße in der Münchner Innenstadt.
© Quelle: Peter Kneffel/dpa
Hannover. Viele Modegeschäfte beginnen in diesen Tagen, ihre sommerliche Ware abzuverkaufen, und locken mit satten Rabatten. Denn weil die Geschäfte wegen der Corona-Pandemie oft monatelang schließen mussten, sind viele Lager immer noch prall gefüllt mit Ware, die an die Kunden gebracht werden muss.
„Unserer Einschätzung nach haben vor allem Geschäfte in den Metropolstädten noch viel Ware im Lager. Denn die großen Städte und Messestädte, die normalerweise hochfrequentiert sind, haben am meisten unter dem Lockdown gelitten“, sagt Axel Augustin vom Handelsverband Textil (BTE). Entsprechend seien auch hier die größten Rabatte zu erwarten.
Frühjahrsmode wird stark reduziert
Das Angebot wird in diesem inoffiziellen Sommerschlussverkauf wohl sehr bunt ausfallen. Denn der letzte Winterschlussverkauf ist wegen des Lockdowns bereits ausgefallen, danach waren die Geschäfte in vielen Regionen monatelang geschlossen und konnten die bestellte Frühjahrsware gar nicht loswerden. Zum Sommergeschäft zog es jetzt zwar wieder viele Kunden in die Innenstädte, aber auch hier dürfte je nach Standort Ware liegen bleiben.
Augustin spricht von einer sehr unübersichtlichen Situation: „Es gibt Geschäfte, zum Beispiel in Schleswig-Holstein, die haben schon seit März geöffnet. Da ist der Lagerdruck natürlich viel geringer als im Bayrischen Wald, wo die Händler erst Ende Mai wieder öffnen durften.“ Klar sei aber, dass vor allem sehr modische Ware reduziert werde, die im nächsten Jahr nicht mehr verkauft werden könne. Eher weniger rabattiert würden dagegen Klassiker.
H&M setzt auf Onlinegeschäft
Eine Rolle spielt außerdem die Onlinepräsenz. Denn große Modeketten wie Zara und H&M konnten im Lockdown auf ihre Onlineshops ausweichen. H&M zum Beispiel spricht von einem starken Onlinewachstum, weil viele Produkte, die eigentlich für den Verkauf in den Geschäften gedacht waren, im Lockdown online angeboten werden konnten.
„Trotz der pandemiebedingten Einschränkungen ist der Lagerbestand bei H&M um nur ein Prozent im Vergleich zum gleichen Zeitpunkt vor der Pandemie gewachsen“, sagt Pressesprecherin Anne Meyer. „Das verdanken wir vor allem den ausgebauten digitalen Kanälen.“
Amazon, Otto und Zalando dienen als Plattform
Viele Modegeschäfte, die noch kein Onlineangebot hatten, haben diesen Absatzkanal während der Pandemie für sich entdeckt. Allerdings lohnte sich für die meisten kein eigener Onlineshop, sie schlossen sich stattdessen großen Marktplätzen wie Amazon, Zalando, Otto oder About You an.
Diese konnten ihren Umsatz im zweiten Quartal 2021 um 22,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal steigern, wie der E-Commerce-Verband Bevh berichtet. Aber auch das sei kein Allheilmittel gewesen, sagt Handelsexperte Augustin: „Normalerweise konnte der Onlineverkauf die großen Verluste aus dem stationären Geschäft nicht kompensieren.“
Handel macht große Verluste im Lockdown
Der stationäre Modehandel blickt auf katastrophale Monate zurück. Laut dem Handelsverband Deutschland (HDE) sind die Erlöse im ersten Halbjahr 2021 um etwa ein Drittel im Vergleich zum Vorjahreszeitraum geschrumpft. Im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 dürften es um die 50 Prozent sein. Viele Geschäfte kann das in die Insolvenz treiben, schon jetzt ist in den Innenstädten immer mehr Leerstand zu beobachten.
Die Rabatte sind für viele Händler deshalb ein zweischneidiges Schwert. Denn einerseits sind sie ein Mittel, um die Lager zu räumen und Kundschaft in die Geschäfte zu locken. Auf der anderen Seite bedeuten die Rabatte oft ein Verlustgeschäft für die sowieso schon schwer gebeutelte Branche.