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Tierwohl: Auch auf Milch und Joghurt wird Haltungsform gekennzeichnet

Rewe, Netto und Kaufland kennzeichnen seit Januar ausgewählte Milch der Eigenmarke mit der Haltungsform.

Rewe, Netto und Kaufland kennzeichnen seit Januar ausgewählte Milch der Eigenmarke mit der Haltungsform.

Hannover. Seit Beginn des Jahres können Kundinnen und Kunden bei Rewe, Netto und Kaufland Milch der Eigenmarken mit der Haltungsformkennzeichnung kaufen. Die Haltungsform 1 (rot) steht dabei für die gesetzlichen Mindestanforderungen bei der Tierhaltung, die Haltungsform 4 Premium (grün) steht für gute Haltungsbedingungen mit Auslauf im Freien und genügend Platz im Stall.

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Rewe beginnt zunächst mit der Auszeichnung der Biofrischmilch (Haltungsform 4), in den kommenden Wochen sollen dann weitere Produkte der Rewe-Märkte sowie der Unternehmenstochter Penny dazukommen. Auch Kaufland und Netto starten die Kennzeichnung im Januar zunächst mit Biomilch der Eigenmarken.

Aldi will gesamtes Molkereisortiment kennzeichnen

Aldi Nord und Aldi Süd kündigten gegenüber dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) an, künftig das gesamte Milch- und Molkereiproduktsortiment mit dem Label zu versehen. Beginnen wolle man 2022 mit Milchartikeln der Haltungsformen 3 und 4. „Perspektivisch werden wir dann unser gesamtes Milch- und Molkereiproduktsortiment mit den Haltungsformstufen 1 bis 4 kennzeichnen, um größtmögliche Transparenz für unsere Kundinnen und Kunden über die Haltungsbedingungen zu ermöglichen“, so ein Sprecher.

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Die Haltungsformkennzeichnung wurde im April 2019 zunächst für Fleisch und Wurstwaren eingeführt. Das vierstufige Label geht auf die Initiative Tierwohl zurück, einen Zusammenschluss der Landwirtschaft, Fleischwirtschaft und der großen Lebensmittelketten. Es ist kein gesetzliches Siegel wie etwa das Biosiegel, sondern eine Selbstverpflichtung der Lebensmittelwirtschaft. Das wird von vielen Seiten immer wieder beklagt.

Milchviehhalter: „Mehr Platz muss bezahlt werden“

So spricht sich der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) zwar klar für eine transparente Kennzeichnung von Milch und Milchprodukten aus. Allerdings sei nicht die Haltungsform allein entscheidend für das Tierwohl. „Der modernste Stall bringt nichts, wenn die Tierbetreuung nicht funktioniert, weil zu viele Tiere auf zu wenig Arbeitskräfte treffen“, sagt BDM-Sprecher Hans Foldenauer.

Außerdem dürfe der Wettbewerb der Lebensmittelketten um mehr Tierwohl nicht auf dem Rücken der Landwirte ausgetragen werden. „Wir sind absolut für mehr Platz und mehr Lauffläche für die Tiere, keine Frage, es muss aber auch bezahlt werden“, so Foldenauer.

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Tierschutzbund fordert staatliches Label

Tier- und Verbraucherschützer fordern seit Längerem ein staatliches Tierwohllabel, das schon lange in der Diskussion ist, bisher aber nicht umgesetzt wurde. So heißt es vonseiten des Tierschutzbundes, mehr Transparenz über die Haltungsbedingungen der Tiere sei grundsätzlich zu begrüßen.

Es sei aber nicht nachvollziehbar, warum die Merkmale zur Einsortierung in die vier Haltungsformen durch den Lebensmitteleinzelhandel beziehungsweise die Initiative Tierwohl vorgegeben würden und nicht durch den Gesetzgeber. Nötig seien demnach neben Merkmalen zur Haltung auch Kriterien für die Zucht, den Transport und die Schlachtung der Tiere.

Dem Chef des Bundesverbands der Verbraucherzentralen, Klaus Müller, ist die Haltungsformkennzeichnung der Lebensmittelwirtschaft in den Eingangsstufen „schlicht zu wenig“. Ein gesetzliches Tierwohllabel müsse deutlich über dem gesetzlichen Mindeststandard liegen, fordert er. Geht es nach den Verbraucherschützern, könne außerdem auch ein nationales, staatliches Tierwohlsiegel nur eine Übergangslösung sein, weil es importierte Produkte außen vor lasse. Mittelfristig sei deshalb eine europäische Kennzeichnung erforderlich.

Staatliche Kennzeichnung soll 2022 kommen

Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir hat bereits angekündigt, dass es noch in diesem Jahr eine klar verständliche Tierhaltungskennzeichnung für Fleisch geben soll. Laut Koalitionsvertrag soll diese auch den Transport und die Schlachtung der Tiere umfassen. Außerdem soll es eine Herkunftskennzeichnung geben.

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In puncto Finanzierung bleibt der Koalitionsvertrag aber eher vage. Dafür soll ein „durch Marktteilnehmer getragenes System“ entwickelt werden, um mit den Einnahmen zweckgebunden laufende Kosten und Investitionen zu fördern, ohne den Handel „bürokratisch zu belasten“. Auf dem Tisch liegen Modelle wie eine Tierwohlabgabe oder eine Mehrwertsteuererhöhung für tierische Produkte.

Für das staatliche Tierwohllabel gibt es also noch einige Hürden. Nicht umsonst ist Özdemir nun bereits der dritte Minister, der sich mit dem Thema beschäftigt. Zwei bisherige Anläufe scheiterten schon.

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