Das Imageproblem der Wirtschaft: Der Böse ist immer der Unternehmer
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Kapitalismuskritische Demonstration vor den Zwillingstürmen der Deutschen Bank in Frankfurt am Main.
© Quelle: Arne Dedert/dpa
Bösewichte in Filmen sind meist hässlich oder reich. Oft sogar beides. Der Unternehmer als Bösewicht ist eine beliebte Rolle – zum Nachteil für das Unternehmertum, das auch ohne Kino und Fernsehen ein Imageproblem hat.
Es wundert daher kaum, dass immer weniger Menschen mit dem Gedanken spielen, eine Firma zu gründen. Während sich um die Jahrtausendwende noch jeder Zweite den Schritt in die Selbstständigkeit vorstellen konnte, war es 2018 nur noch jeder Vierte, hat die Förderbank KfW herausgefunden.
Was ist passiert?
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Vivien Wysocki ist Unternehmerin, Model und Influencerin aus Berlin.
© Quelle: saint sass
Ich bin zu jung, um zu wissen, wie das Image von Unternehmern um das Jahr 2000 war. Ich bin aber genau im richtigen Alter, um zu wissen, dass sie ein Imageproblem in der Generation haben, in der Unternehmertum meist entsteht: irgendwo zwischen Mitte 20 und 30. Für viele Menschen dieser Generation klingen bereits Begriffe wie „Wirtschaft“, „Chef“ oder „Kapitalismus“ nach etwas Schlechtem.
Niemand denkt an die Selfmade-Unternehmerin aus Niedersachsen
Wenn es um Unternehmertum geht, denken Freunde von mir an Facebook, Nestle oder Investmentbanken und nicht an die mittelständische Selfmade-Unternehmerin aus Niedersachsen, die 30 Jobs geschaffen hat. Das Bild von Unternehmern ist in Deutschland nicht personifiziert, sondern konzernifiziert.
Das scheint auch eine kulturelle Frage zu sein. Die Vorstandchefs von Volkswagen oder SAP können in Deutschland weitgehend unerkannt durch die Fußgängerzonen gehen, während US-Unternehmer wie Elon Musk und Jeff Bezos in den Staaten fast wie Rockstars verehrt werden. Ihr Aufstieg aus einfachen oder problematischen Verhältnissen inspiriert Tausende junge Menschen. Weil sie verstehen, dass sie nicht reich geboren werden müssen, um etwas zu bewegen.
Fehlen die deutschen Vorbilder? Eigentlich nicht, sie werden in der Öffentlichkeit aber zu wenig gewürdigt. Das sollten wir ändern. Nicht, indem wir Unternehmer unkritisch anhimmeln. Aber doch, indem wir ihre Leistung anerkennen und herausstellen, was viele von ihnen sein können: ein Vorbild für junge Menschen.
Vivien Wysocki (26) ist Gründerin des Modelabels saint sass, politisch engagiert und arbeitet als internationales Model. Sie studierte Medienmanagement in Hannover und lebt in Berlin.