Vergessen Sie den Spritpreis! Die wesentlichen Kosten beim Autofahren sind unsichtbar
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Die Spritpreise an einer Tankstelle. Infolge des Kriegs gegen die Ukraine sind die Preise zuletzt massiv gestiegen. Doch die wesentlichen Kosten beim Autofahren liegen ganz woanders, sagt RND-Kolumnist Matthias Urbach.
© Quelle: Sina Schuldt/dpa
100 Euro für eine Tankfüllung! Nein, es macht gerade keinen Spaß zu tanken. Da hilft es ein wenig, sich klarzumachen: Beim Autofahren sind die Spritkosten eher Nebensache. Selbst bei Preisen über 2 Euro pro Liter.
Ich empfehle einen Blick in den ADAC-Autorechner: Nehmen wir als Beispiel einen aktuellen Golf, immer noch der meistverkaufte Wagen. Der ADAC veranschlagt für das Modell 1,5 TSI ACT Life bei 15.000 Kilometer im Jahr (eher viel) für Betriebskosten (Benzin, Öl, Autowäsche) rund 138 Euro monatlich. Korrigieren wir um die inzwischen rund 40 Cent höheren Spritpreise, landen wir bei 168 Euro im Monat.
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© Quelle: dpa
Und nun die Überraschung: Der Wagen kostet in den ersten fünf Jahren durchschnittlich 678 Euro im Monat! Der größte Brocken ist der Wertverlust des Autos, der ungefähr die Hälfte ausmacht. Steuern, Werkstatt und Versicherung ein Viertel. Und der Sprit das restliche gute Viertel. In dieser Rechnung wird davon ausgegangen, dass man den Wagen neu kauft und nach fünf Jahren mit 75.000 Kilometern auf dem Tacho verkauft.
Wer weniger fährt oder den Neuwagen nicht so lange behält, fährt noch teurer. Wer ein Auto gebraucht kauft, muss weniger Wertverlust verkraften, dafür schießen die Werkstattkosten in die Höhe.
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Nun fahren ja nicht nur Golfs auf den Straßen. Nehmen wir einen VW Touareg, der verbraucht etwa doppelt so viel Sprit wie der Golf. Ich habe wieder ein mittleres Modell ausgesucht: Es kostet (mit Spritpreiskorrektur) knapp 1500 Euro im Monat.
Allein der Wertverlust des SUV macht 900 Euro aus! Da fallen die aktuellen Mehrkosten für Sprit von 60 Euro kaum ins Gewicht. Aber anders als der Spritpreis steht das halt nicht auf großen Leuchttafeln.
Deshalb fremdle ich auch ein wenig mit dem von der Ampel beschlossenen Rabatt beim Tanken. Der Staat bestraft damit diejenigen, die sparsame Autos fahren – oder ohne auskommen. Es wäre sinnvoller, alle Bürger gleich zu entlasten anstatt nach dem Spritverbrauch zu gehen. Immerhin steckt auch dieser Gedanke im Entlastungspaket.
Matthias Urbach ist Vizechefredakteur des Geldratgebers „Finanztip“, der zur gleichnamigen Stiftung gehört. Er erklärt an dieser Stelle immer dienstags, wie man Gelddinge selbst regelt. Weitere Tipps gibt Urbach im wöchentlichen Verbraucher-Newsletter (finanztip.de/newsletter).