Trotz Energiekrise und Inflation: Siemens weiter auf Rekordkurs
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Bei Siemens ist die Welt derzeit in Ordnung. Das zeigen (von links nach rechts) Finanzvorstand Ralf Thomas, Aufsichtsratschef Jim Hagemann Snabe und Konzernchef Roland Busch.
© Quelle: Sven Hoppe/dpa
München. Nach einen fulminanten Quartal hat der Technologieriese Siemens für 2022/23 die Prognosen dieses Jahr zum zweiten Mal angehoben. „Siemens hat die Taktfrequenz deutlich erhöht und erzielt mehrere Rekorde“, jubelte Konzernchef Roland Busch zur Vorlage eines Zwischenberichts. Noch nie waren die beiden Kerngeschäftsfelder Digitalindustrie (DI) und Smarte Infrastruktur (SI) so profitabel wie zwischen Januar und März. Den Vogel abgeschossen hat DI mit einer operativen Gewinnmarge von 23,8 Prozent. Mit 105 Milliarden Euro liegt auch der konzernweite Auftragsbestand auf Allzeithoch. Das sorge nicht nur für anhaltend gute Geschäfte im zweiten Halbjahr 2022/23, sondern auch 2023/24, betonte Finanzchef Ralf Thomas.
Im laufenden Geschäftsjahr kalkulieren die Manager nun mit einem Umsatzwachstum von rund einem Zehntel auf etwa 80 Milliarden Euro, nachdem die Prognose dafür erst vor drei Monaten von 7,5 auf auf rund 8,5 Prozent angehoben worden war. Der Gewinn nach Steuern liegt zum Halbjahr mit 5,2 Milliarden Euro bereits höher als die 4,4 Milliarden Euro Überschuss im vollen vorigen Geschäftsjahr. Er soll zudem weiter kräftig steigen.
Siemens wächst stärker als die Konkurrenz
Siemens habe in einem global volatilen Umfeld die richtigen Technologien, die Energie und damit Kosten sparen helfen, stabile Lieferketten und beherrsche seine Prozesse, erklärte Busch den Höhenflug. Die Produkte der Münchner sorgen in innerstädtischen Hochhausfarmen dafür, dass Pflanzen pestizidfrei mit 95 Prozent weniger Wasser wachsen oder Gigabatteriefabriken über digitale Zwillinge perfekt geplant sowie in Rekordzeit gebaut werden können. So unterschiedlich die Anwendungen sind, Digitaltechnik ist ihr gemeinsamer Kern. Damit wächst Siemens stärker als die Konkurrenz und gewinnt Marktanteile, betonte Busch. Auch das Geschäft mit Zügen und Eisenbahntechnik läuft rund.
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Im zweiten Halbjahr 2022/23 würden sich die Auftragseingänge weiter normalisieren und der Rekordauftragsbestand verringern, erklärte Thomas. Er sieht diese Rückgänge aber nicht als problematisch an. Damit würden auch Lieferzeiten auf ein gesundes Maß sinken. Stornierungen gebe es zudem kaum. Der Abbau des Auftragsbergs auf Normalniveau werde zudem mindestens vier Quartale brauchen. Das bedeutet, dass Siemens für ein komplettes Geschäftsjahr bereits auf der sicheren Seite ist und erst einmal entspannt in die Zukunft blicken kann.
Auch Zukäufe sind geplant
Aber die Münchner wollen nicht nur organisch wachsen. Vor allem seien kleinere Zukäufe im Bereich Digitaltechnik und Software geplant, erklärte Busch. „Wir schließen aber auch größere Akquisitionen nicht aus“, meinte er, ohne konkret zu werden. Genug Geld dafür haben die Bayern ohne Zweifel. Parallel werden nicht mehr zum Kerngeschäft zählende Bereiche wie das Geschäft mit Flughafenlogistik abgestoßen.
Selbst bei der abgespaltenen Krisentochter Siemens Energy wird langsam Licht am Ende des Tunnels sichtbar. Nicht nur im Energietechnikkonzern selbst wächst neuerdings die Zuversicht auf eine gelingende Sanierung, auch der Aktienkurs erholt sich. Mutterkonzern Siemens konnte im zweiten Quartal 2022/23 deshalb auch von einer Wertaufholung für Aktien der Siemens Energy von 1,6 Milliarden Euro profitieren.
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© Quelle: dpa
Siemens hält aktuell noch knapp 32 Prozent am Sorgenkind. Bis November soll klar sein und dann auch verkündet werden, wie der Abbau dieses Anteils in die Wege geleitet wird, kündigte Thomas an. Endziel sei es weiter, sich komplett vom Geschäft und damit Siemens Energy zu trennen.
Von den aktuellen Erfolgen profitiert indessen auch das Personal. Weltweit wurden bis Ende März binnen eines halben Jahres rund 5000 auf 316.000 Stellen aufgebaut. Sogar in Deutschland wuchs die Stellenzahl um 1000 auf 87.000 Siemensianer.