Größtes Bankenversagen seit Finanzkrise 2008: Silicon Valley Bank kollabiert
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Die Silicon Valley Bank ist kollabiert.
© Quelle: picture alliance / NurPhoto
Santa Clara. Das auf Start-up-Finanzierung spezialisierte US-Geldhaus Silicon Valley Bank (SVB) ist nach einer gescheiterten Notkapitalerhöhung vorübergehend geschlossen und unter staatliche Kontrolle gestellt worden. Das gab die US-Einlagensicherung FDIC am Freitag bekannt. Damit ist es das größte Bankenversagen seit der Finanzkrise 2008. Dazu beigetragen haben Bankkunden, die ihr Geld aus der Silicon Valley Bank abgezogen haben. Unter den Kunden sind mehrheitlich Angestellte des Technologiesektors und Unternehmen, die mit Risikokapital betrieben werden.
Die FDIC teilte mit, dass die Bank über Vermögen in Höhe von 209 Milliarden Dollar und Einlagen in Höhe von 175,4 Milliarden Dollar verfügt habe. Wie viel davon von der Einlagensicherung abgedeckt werde, sei zunächst aber noch unklar. Bei Beträgen über der Versicherungsgrenze von 250 000 Dollar gilt eine volle Rückerstattung als zweifelhaft. Vor allem für Unternehmen ergibt sich dadurch große Ungewissheit. Dass die Vermögen mitten an einem Werktag in den USA beschlagnahmt wurden, ließ den Ernst der Lage erkennen.
Zum Schutz der Kunden seien alle versicherten Einlagen der Bank in eine neue Zweckgesellschaft überführt worden. Die 17 Filialen der Bank sollen schon Montag wieder öffnen und Kunden spätestens dann wieder Zugang zu diesem Geld haben.
Aktien von SVB nach Kursrutsch vom Handel ausgesetzt
Die Aktien von SVB waren am Freitag nach einem Kursrutsch aufgrund der akuten Notlage vom Handel ausgesetzt worden. Auch andere Banken gerieten an der Börse erheblich unter Druck. Am Donnerstag hatte bereits die freiwillige Abwicklung der US-Kryptobank Silvergate Capital Schockwellen durch Teile des Finanzsektors geschickt. Silvergate hatte im Zuge der Pleite der Kryptobörse FTX bereits gewarnt, das Geschäft möglicherweise einstellen zu müssen. Die Silvergate kündigte aber an, sämtliche Kundeneinlagen zurückzuzahlen.
Doch welche Folgen könnten die aktuellen Entwicklungen haben? Die Probleme der US-Banken sorgten auch an den europäischen Börsen für Verunsicherung und ließen etwa die Kurse von Deutscher Bank und Commerzbank zeitweise deutlich absacken. Laut dem Harvard-Professor und früheren US-Finanzminister Larry Summers sind große Sorgen vor Ansteckungsgefahren aber übertrieben. Im US-Finanzsender Bloomberg TV sprach Summers von einer „Überreaktion“ - solange die Krise bei SVB vernünftig bewältigt und Kundengelder ausgezahlt würden, sei von keinen systemischen Risiken für den Bankensektor auszugehen.
„Wenn die SVB keine größeren liquiden Mittel mehr zur Verfügung hat, könnten einige Startups Probleme bei Anschlussfinanzierungen bekommen“, sagte hingegen Volker Brühl, Geschäftsführer des „Center for Financial Studies“ der Frankfurter Goethe-Universität, dem „Handelsblatt“.
Geldmenge sinkt erstmals seit Zweitem Weltkrieg
Edgar Walk, Chefvolkswirt von Metzler Asset Management, nennt die Probleme der SVB gegenüber der Zeitungen einen „Weckruf für die US-Banken“. In einem normalen Marktumfeld hätte die SVB die abfließenden Einlagen demnach eigentlich ausgleichen können müssen. Dass das nicht möglich war, führt er laut „Handelsblatt“ darauf zurück, dass die Geldmenge in den USA erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg wieder sinke und die Bankeinlagen dadurch insgesamt schrumpften.
RND/dpa/AP/hsc