Wirtschaftsbeziehung zu Russland: Ein Neustart muss möglich bleiben
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/GDIJAFDWRRFGRBRWV3EO3WPOZQ.jpeg)
VW hat wie viele andere Konzerne das Geschäft in Russland eingestellt.
© Quelle: Igor Russak/dpa
Hannover. Die Konsequenzen der Wirtschaftssanktionen gegen Russland zeigen sich nun jeden Tag ein bisschen mehr. Logistikketten reißen, Geschäftsmodelle platzen, Konzerne ziehen sich zurück. Bis heute sind die Folgen auch für deutsche Firmen nicht im Einzelnen abzuschätzen – und das ist ganz gut so.
Denn nicht nur die Unternehmen wachen jeden Tag mit neuen Problemen auf, sondern auch die russische Führung. Das ist die Voraussetzung dafür, dass die Sanktionen den nötigen Druck entfalten.
Die Versuchung ist groß, in dieser überhitzten Lage vermeintlich einfache Lösungen zu suchen: klare Kante, harter Schnitt. Schon jetzt wird der Exodus westlicher Firmen als Erfolgsmeldung gefeiert. Manche würden am liebsten noch weiter gehen und die Geschäftsbeziehungen zu Russland endgültig kappen: Werke aufgeben, Gemeinschaftsunternehmen auflösen, Investitionen abschreiben, Fertigung wieder nach Deutschland zurückholen. Hier und da träumt man wieder den Traum der Selbstversorgung.
Eine Eskalation kann weitere Schritte erfordern
Es wäre ein Verhängnis. Akut sollten die ganz harten, dauerhaften Schnitte schon allein deshalb unterbleiben, weil sie in einer Eskalation des Konflikts vielleicht noch gebraucht werden. Vor allem aber wäre eine endgültige Entflechtung der Wirtschaft auch in der Nachkriegszeit ein Problem – selbst wenn sich die heute noch kaum jemand so richtig vorstellen kann.
Planen für eine Zeit danach
Wie auch immer das Verhältnis der EU zu Russland eines Tages aussehen mag – zwei Dinge sind nicht im deutschen und europäischen Interesse: ein Riesenreich als wirtschaftlich zerstörter „failed state“ und ein Dorado für chinesische Wirtschaft und Technologie. So ist es zwar zwingend, Geschäfte jetzt in aller Breite und auch unter Schmerzen zu stoppen, aber in der Hoffnung, dass man sie eines Tages auch wieder starten kann.