Sexuelle Orientierungen von bi bis pan: Wer liebt hier wen?
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Die Regenbogenflagge ist das Symbol für die queere Szene.
© Quelle: Wolfgang Kumm/dpa
„Manche Männer lieben Männer, manche Frauen eben Frauen / da gibt’s nichts zu bedauern und nichts zu staunen / das ist genauso normal wie Kaugummi kauen“, singen Die Ärzte in ihrem Song „M&F“ bereits 2012. Doch auch mehr als ein Jahrzehnt später werfen manche Menschen zwei Männern oder Frauen, die knutschen, noch immer irritierte Blicke zu. Immerhin: Laut einer auf dem Portal Statista veröffentlichten Umfrage meinen 86 Prozent der Deutschen, dass gleichgeschlechtliche Liebe von der Gesellschaft akzeptiert werden sollte.
„Manche Menschen fühlen sich zu anderen Geschlechtern hingezogen, manche zum eigenen Geschlecht und für manche sind gleich mehrere Geschlechter attraktiv. Das war immer schon so – zu allen Zeiten und in allen Kulturen“, informiert die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung auf der Website ihrer Kampagne „Liebesleben”. In Sachen Sex ticke eben jeder Mensch anders. Typischerweise unterscheide man zwischen Heterosexualität, Homosexualität und Bisexualität, aber es gebe sehr viele Variationen.
Wofür steht LGBTQIA*?
Die aus dem Englischen stammende Abkürzung LGBTQIA* steht für die englischen Worte: lesbian, gay, bisexual, transgender/transsexual, queer/questioning, intersex, asexual. Übersetzt heißen die Begriffe: lesbisch, schwul, bisexuell, transgender/transsexuell, queer/fragend, intersexuell, asexuell. Das * (manchmal auch +) dient als Platzhalter für weitere Geschlechtsidentitäten.
Bi, homo oder pan: sexuelle Orientierung
- hetero: So nennt man Menschen, die nur das andere Geschlecht sexuell anziehend finden. Laut einer auf dem Portal Statista veröffentlichten Umfrage bezeichnen sich 72,4 Prozent der Frauen und 81,1 Prozent der Männer in Deutschland als ausschließlich heterosexuell.
- homo: Das sind Menschen, die sich nur zum eigenen Geschlecht hingezogen fühlen. Frauen, die ausschließlich auf Frauen stehen, sind lesbisch. Männer, die nur Männer anziehend finden, nennt man schwul.
- bi: Wer sich als bisexuell definiert, findet Männer und Frauen sexuell anziehend.
- pan: Pansexuelle verlieben sich in Personen und nicht in Geschlechter. „Pansexuelle Menschen fühlen sich zu Menschen aller Geschlechter sexuell hingezogen und/oder ihre sexuelle Anziehung basiert nicht auf dem Geschlecht des/der anderen”, definiert das Queer-Lexikon diese Form der sexuellen Orientierung. Der Unterschied zu Bisexualität liegt vor allem darin, dass Pansexuelle die Norm ablehnen, dass es nur zwei Geschlechter geben soll, also nonbinär denken (Erklärung siehe unten).
- asexuell: So bezeichnen sich Menschen, die kaum bis keine sexuelle Anziehung empfinden, egal welchem Geschlecht gegenüber. „Manche asexuelle Personen sehen im Sexualkontakt keinen Sinn, andere finden ihn nervig, wieder andere unangenehm”, erklärt das Gesundheitsportal Netdoktor.
Neben der sexuellen Orientierung gibt es noch eine große Zahl an Begriffen, die die Geschlechtsidentität eines Menschen beschreiben. „Unter Geschlechtsidentität versteht man die gefühlte Zugehörigkeit zu einem oder auch mehreren Geschlechtern“, informiert die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Das heißt, eine Person, deren körperliche Merkmale sie als Mann definieren würden, kann eine Frau sein. Denn es existiert ein biologisches und ein soziales Geschlecht.
Zur Erklärung: Genderforscher unterscheiden das biologische Geschlecht (im Englischen: sex) und das soziale Geschlecht (im Englischen: gender). Letzteres formt sich beispielsweise aus sozialen Normen, Erziehung und kulturellen Vorstellungen davon, wie ein Mann oder eine Frau typischerweise zu sein und auszusehen hat.
Cis oder genderfluid: Geschlechtsidentitäten
Einige Beispiele für Geschlechtsidentitäten haben wir hier zusammengestellt:
- cis: So bezeichnet man Menschen, die sich mit ihrem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht identifizieren, also beispielsweise Männer, die sich als Mann sehen.
- nonbinär: Diese Menschen lehnen die gesellschaftliche Norm ab, dass es nur zwei Geschlechter, Mann und Frau, geben soll.
- genderfluid: Wenn die eigene Geschlechtsidentität immer mal wieder wechselt, ist dies die passende Bezeichnung dafür.
- trans: Diese Menschen sind mit Merkmalen zur Welt gekommen, die entgegengesetzt zu ihrer Geschlechtsidentität sind – also beispielsweise ein Mann, der typisch weibliche Geschlechtsmerkmale hat.
Was manche dieser Begriffe nicht berücksichtigen, sind intersexuelle Menschen. „Intersexuelle Körper weisen Merkmale vom weiblichen und vom männlichen Geschlecht auf“, erklärt der Bundesverband Intersexueller Menschen. So könnten ihre Chromosomen, Hormonproduktion oder Körperform nicht nur zu 100 Prozent männlich oder weiblich ausgeprägt sein. Seit Ende des Jahres 2018 ist es deshalb möglich, sich im Geburtenregister neben „männlich“ und „weiblich“ auch als „divers“ eintragen zu lassen.
Wer sich mit sexueller Orientierung beschäftigt, stößt zudem häufig auf den Begriff „queer“. Laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zeigt man mit diesem Wort, „dass man die gesellschaftlichen Normen von Heterosexualität und Zweigeschlechtlichkeit, also die Beschränkung auf die beiden Kategorien ,Mann‘ oder ,Frau‘, ablehnt.” Da Intersexualität existiert, ist Heterosexualität tatsächlich nur eine Norm, keine biologische Gesetzmäßigkeit. Denn ganz offensichtlich gibt es mehr als nur zwei Geschlechter.
Was bedeuten die Farben der Flagge?
Das zentrale Symbol der LGBTQIA*-Community ist seit den 1970er-Jahren die sogenannte Regenbogenfahne. Jede Farbe hat dabei eine ganz eigene Bedeutung: Rot steht für das Leben, Orange für die Heilung, Gelb für die Sonne, Grün für die Natur, Blau für Harmonie und Lila für den Geist oder die Seele. Ursprünglich gab es noch einen pinken Streifen (Sexualität), der allerdings in den Siebzigern industriell noch nicht herstellbar war – und verschwand, als die Flaggen zum ersten Mal massenweise produziert wurden.