Forscher: Verkleinerung des Ozonlochs sorgt für besseres Klima auf der Südhalbkugel
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/JYYBZGZRZRCH3IO4RDA2Y77JMA.jpeg)
Freie Sicht: Der Blick von der Internationalen Raumstation (ISS) auf die Südhalbkugel unserer Erde, hier im Bild: Teile von Argentinien und Chile.
© Quelle: NASA
Die allmähliche Erholung der Ozonschicht über der Antarktis hat anscheinend die Verlagerung des Jetstreams Richtung Südpol gestoppt. Seit dem Jahr 2000 sei dieser Trend gestoppt oder sogar leicht rückläufig, berichtet eine Forschergruppe um Antara Banerjee von der University of Colorado in Boulder (Colorado, USA) in der Fachzeitschrift “Nature”. Das Starkwindband hatte sich zuvor polwärts bewegt, was auch mit Klimaveränderungen auf der Südhalbkugel in Verbindung gebracht wurde.
In den 1980er-Jahren wiesen Wissenschaftler ein Ausdünnen der Ozonschicht über der Antarktis nach. Da die Ozonschicht einen Teil der schädlichen ultravioletten Strahlung der Sonne vom Erdboden fernhält, handelten die Politiker zahlreicher Staaten schnell: Im Montrealer Protokoll von 1987 verboten sie Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) und eine Reihe anderer Substanzen, die nachweislich das Ozon in der hohen Atmosphäre angreifen. Seit etwa dem Jahr 2000 beobachten Forscher, dass sich das Ozonloch allmählich schließt. Wenn der aktuelle Trend anhalte, sei das Ozonloch über der Antarktis im Jahr 2050 Geschichte, berichtete die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) im Jahr 2014.
Klimageschehen am Südpol ist sehr variabel
Messungen zufolge haben sich zum Ende des 20. Jahrhunderts die sommerlichen Jetstreams rund um die Antarktis weiter nach Süden bewegt: etwa von 49 Grad zu 51 Grad südlicher Breite. Nach wissenschaftlichen Erkenntnissen trug dies zur Erwärmung der Antarktischen Halbinsel, Patagoniens (Südamerika) und Neuseelands bei. Außerdem wurden Westtasmanien und Westneuseeland trockener. Zudem beeinflussten die Jetstreams die Zirkulation, Temperatur und den Salzgehalt des Südlichen Ozeans. Forscher bringen die Verlagerung der Jetstreams mit dem Ozonloch in Verbindung.
Es ist das Tauziehen zwischen den gegensätzlichen Auswirkungen der Ozonschichterholung und steigenden Treibhausgasen, das zukünftige Trends bestimmen wird.
Antara Banerjee, University of Colorado
Die Forscher um Banerjee wollten nun wissen, wie sich die langsame Erholung der Ozonschicht auf den Jetstream und das Klima der Südhalbkugel auswirkt. “Die Herausforderung in dieser Studie bestand darin, unsere Hypothese zu beweisen, dass die Ozonschichterholung tatsächlich diese atmosphärischen Zirkulationsänderungen antreibt und nicht nur ein Zufall ist”, wird Banerjee in einer Mitteilung ihrer Universität zitiert. Denn das Klimageschehen rund um den Südpol ist sehr variabel, sodass Trends nur mit ausgefeilten statistischen Methoden sichtbar gemacht werden können.
Die Forscher verwendeten Daten aus den Jahren 1980 bis 2017 und mehrere, teils sehr unterschiedliche Klimamodelle. Mittels zahlreicher Simulationen konnten die Forscher zeigen, dass die Veränderungen nicht nur natürliche Ursachen haben, wie Vulkanausbrüche oder Änderungen in der Sonneneinstrahlung. Dann simulierten sie einzelne mögliche Ursachen für die Veränderung des Jetstreams, etwa Treibhausgase oder Ozonmenge.
Positive Auswirkungen des Montreal Protokolls
Das Team um Banerjee fand heraus, dass der Anteil des Ozons in der oberen Atmosphäre sehr gut erklärt, dass der Jetstream sich nicht weiter nach Süden verlagert, sondern sogar ein leicht umgekehrter Trend erkennbar ist. Quasi als gegensätzliche Kraft bewirke die Menge der Treibhausgase eine Verlagerung des Jetstreams in Richtung Südpol. “Es ist das Tauziehen zwischen den gegensätzlichen Auswirkungen der Ozonschichterholung und steigenden Treibhausgasen, das zukünftige Trends bestimmen wird”, beschreibt Banerjee die aktuelle Situation.
In einem Kommentar, ebenfalls in “Nature”, schreibt Alexey Karpechko vom Finnish Meteorological Institute in Helsinki (Finnland): “Die Ergebnisse der Autoren liefern ein klares Signal dafür, dass menschliche Handlungen das Erdklima beeinflussen können: Das Montrealer Protokoll hat den mit dem Ozonabbau verbundenen Klimawandel angehalten.” Die Begrenzung gefährlicher Emissionen und die Änderung der Geschäftspraktiken sei auch der Weg zur Bekämpfung der durch Treibhausgase verursachten globalen Erwärmung, betont Karpechko.