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Fünfmal weniger aktiv als andere Sterne: Warum unsere Sonne eine “stellare Schlafmütze” ist

Die Aktivität der Sonne hat in den vergangenen 9000 Jahren regelmäßig geschwankt.

Die Aktivität der Sonne hat in den vergangenen 9000 Jahren regelmäßig geschwankt.

Göttingen. Unsere Sonne ist deutlich weniger aktiv als vergleichbare Sterne. Das zeigt eine Analyse von hunderten ähnlicher Sterne, die ein Team um Timo Reinhold vom Göttinger Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung (MPS) im US-Fachblatt “Science” vorstellt. Die Untersuchung werfe die Frage auf, ob die Sonne grundsätzlich zu den “stellaren Schlafmützen” zähle oder lediglich seit einigen Jahrtausenden eine ungewöhnlich ruhige Phase durchlaufe, erläuterte das Institut.

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369 Sterne gleichen teilweise der Sonne

Die Forscherinnen und Forscher hatten die Beobachtungsdaten des Planetenjägers “Kepler” durchforstet. Das Weltraumteleskop der US-Raumfahrtbehörde Nasa hatte über vier Jahre die Helligkeitsschwankungen von rund 150.000 Sternen aufgezeichnet. Unter diesen Sternen wählte das Team um Reinhold solche Sterne aus, die sich ähnlich schnell drehen wie die Sonne.

Mit Hilfe des europäischen Astrometrie-Satelliten “Gaia” konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Auswahl weiter einschränken, so dass schließlich 369 Sterne übrig blieben, die eine ähnliche Masse, Temperatur, Zusammensetzung und Rotationsgeschwindigkeit besitzen wie unsere Sonne.

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Der Stern KIC 7849521 weist im Vergleich zur Sonne deutliche Helligkeitsschwankungen auf.

Der Stern KIC 7849521 weist im Vergleich zur Sonne deutliche Helligkeitsschwankungen auf.

Sterne weisen magnetische Aktivitätsschwankungen auf

Überraschenderweise sind diese Sterne im Mittel rund fünfmal so aktiv wie die Sonne. Das heißt, ihre Helligkeit schwankt stärker und damit auch ihre magnetische Aktivität. “Das Magnetfeld ist die treibende Kraft, die für alle Aktivitätsschwankungen verantwortlich ist”, erläutert Mitautor Sami Solanki, Direktor am MPS in einer Mitteilung des Instituts.

Magnetische Aktivitätsschwankungen sorgen zum Beispiel für Sonnenflecken, aber auch für sogenannte Sonnenstürme, die Satelliten im Orbit beschädigen oder auch Funkkommunikation und Stromnetze am Boden lahmlegen können.

Sonne ist rund 4,6 Milliarden Jahre alt

Es ist denkbar, dass die Sonne seit Jahrtausenden eine ruhige Phase durchläuft und wir deshalb ein verzerrtes Bild von ihr haben.

Timo Reinhold vom Göttinger Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung

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“Wir waren sehr überrascht, dass die meisten sonnenähnlichen Sterne so viel aktiver als die Sonne sind”, berichtet Solankis Institutskollege und Mitautor Alexander Shapiro. Aus historischen Aufzeichnungen der Sonnenfleckenzahl sowie aus Baumringen und Eisbohrkernen lässt sich die Sonnenaktivität der vergangenen rund 9000 Jahre rekonstruieren. Dabei zeigen sich regelmäßige Schwankungen, die in ihrer Stärke jedoch mit der aktuellen Aktivität unserer Sonne vergleichbar sind.

“Auf das gesamte ‘Leben’ der Sonne bezogen ist der Zeitraum, den wir rekonstruieren können, jedoch nur ein Wimpernschlag”, erläutert Reinhold. “Es ist denkbar, dass die Sonne seit Jahrtausenden eine ruhige Phase durchläuft und wir deshalb ein verzerrtes Bild von ihr haben.” Die Sonne ist rund 4,6 Milliarden Jahre alt.

Keine Hyperaktivtät der Erde zu erwarten

Eine höhere Aktivität kann nicht nur problematisch für technische Einrichtungen sein, sondern auch grundsätzlich die Bewohnbarkeit von Planeten eines Sterns beeinflussen. So kann im Extremfall die ganze Atmosphäre eines Planeten von heftigen Sternenstürmen weggeblasen werden.

Die Beobachtungen haben daher auch Bedeutung für die Suche nach möglichen anderen bewohnbaren Planeten im All. Auf der Erde gebe es jedoch keinen Grund zur Sorge, betonte das Göttinger Institut. Für die absehbare Zukunft deute nichts auf eine solare “Hyperaktivität” hin.

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RND/dpa

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