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Leimringe: Klebrige Gefahr für Fledermäuse und Vögel

Neben Insekten bleibt auch eine Fledermaus an dem Leimring kleben.

Neben Insekten bleibt auch eine Fledermaus an dem Leimring kleben.

Elbtal. Sogenannte Leimringe können die eigenen Obst- und Zierbäume vor Schädlingen schützen. Dabei handelt es sich um eine klebrige Insektenfalle. Die Bayerische Gartenakademie empfiehlt zum Beispiel, die Ringe Ende September anzubringen, da Frostspanner-Weibchen im Herbst in die Obstbäume klettern. Anschließend legen die Schmetterlinge um die Baumkrone herum ihre Eier ab, aus denen im Frühjahr die Raupen schlüpfen.

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Auf der Facebook-Seite “Gärten des Grauens” wurde das Anbringen von Leimringen nun kritisiert: Der User Bernd Heuvel veröffentlichte ein Aufsehen erregendes Foto. Es zeigt einen Baum, an dessen breitem Leimring neben Insekten auch eine Fledermaus und ein Vogel kleben. “Ich bin Gründer der Facebook-Gruppe ‘Garten Tipps für Jedermann von Jedermann’. Hierfür beschäftige ich mich mit dem Thema, wie man giftfrei einen Garten pflegen kann”, erläutert Heuvel. Schon öfter veröffentlichte der gelernte Gärtner Fotos und Artikel zu Leimringen. So macht er auf Social Media darauf aufmerksam, welche Gefahren sie bedeuten können.

Unter dem Facebook-Beitrag zeigen sich einige User schockiert. Andere behaupten, es handele sich um eine Fälschung. “Das Foto aus Hessen erreichte mich auch. Es handelt sich um eine seriöse Quelle. Vor zwei Jahren bekamen wir ganz ähnliche Bilder zugeschickt. Damals verendeten drei Bechsteinfledermäuse an dem Leimring”, sagt Ingrid Kaipf, Sprecherin des Landesfachausschuss für Fledermäuse beim Naturschutzbund Deutschland (NABU), dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). “Dem Obstbauern, mit dem ich damals telefoniert habe, war das Risiko gar nicht bewusst”, fügt sie hinzu.

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Gefährdete Fledermausarten

“Die Leimringe sind tatsächlich ein großes Problem, das haben wir bereits vor einiger Zeit festgestellt. Wir sind kein Fan der Insektenfalle”, sagt Sebastian Kolberg, Referent für Artenschutz beim NABU) dem RND. Fledermäuse versuchten des Öfteren, die klebenden Insekten zu fressen und bleiben so selbst hängen – und verenden qualvoll. Bedenklich sei der Leimring hinsichtlich des Artenschutzes, so Kolberg. Teils stark gefährdete Arten würden dem klebrigen Leim zum Opfer fallen. Die Bechsteinfledermaus, das Braune Langohr und die Fransenfledermaus gehörten dazu. “Diese sammeln Insekten auch von der Vegetation ab, sie jagen nicht ausschließlich in der Luft”, erläutert Kolberg.


Studien dazu, wie viele Fledermäuse betroffen sind, gebe es nicht: “Es ist bereits schwierig herauszufinden, wie viele Fledermäuse es insgesamt gibt – die Säugetiere leben sehr heimlich. Sie sind schwer zu zählen”, sagt Kolberg. Fledermäuse hielten jedoch einen Winterschlaf. Somit bestehe die Gefahr, dass sie an dem Leim kleben bleiben, nicht das gesamte Jahr. Ab Ende Oktober zögen sie sich zurück, zurückkehren würden sie im März. “Im Winter, außerhalb der Vegetationsperiode, sind allerdings ohnehin wenige Parasiten in der Natur aktiv – da ist es auch fraglich, ob der Leimring nötig ist", sagt er.

RND/Anja Semonjek

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