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Warum schießen wir den Atommüll nicht zur Sonne?

Deutschland sucht ein Endlager für Tausende Tonnen radioaktiven Müll.

Deutschland sucht ein Endlager für Tausende Tonnen radioaktiven Müll.

Weltweit fallen radioaktive Abfälle an. Es handelt sich dabei um radioaktive Stoffe, die nicht mehr genutzt werden. Der meiste Müll entsteht bei der Nutzung von Kernenergie. Rund 10.500 Tonnen Zuwachs an hochradioaktivem Abfall prognostizieren Fachleute bis zum Jahr 2080 in Deutschland, berichtet die Bundesgesellschaft für Endlagerung.

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Atommüll entsteht bei der Stromerzeugung in Kernkraftwerken. Dieser ist insbesondere gefährlich, weil er radioaktiv ist. Radioaktiv bedeutet, dass der Atommüll strahlt. Diese Strahlen kann man weder sehen noch riechen noch schmecken oder fühlen. Die gesundheitsgefährdenden Strahlen sind nur mit Geräten messbar.

Wie viel Atommüll gibt es in Deutschland und wo kommt er her?

Atommüll entsteht auf verschiedene Arten. Er kann durch den Abbau und die Verarbeitung von Uran, durch die Nutzung von Kernkraftwerken, aber auch durch Forschung und Industrie entstehen. Weltweit gibt es rund 300.000 Tonnen an radioaktivem Atommüll. Allein Deutschland produzierte durch die Nutzung von Kernenergie bis 2016 rund 15.000 Tonnen atomaren Abfall. Bis zum geplanten Ausstieg im Jahr 2022 sollen laut Hochrechnungen noch rund 3000 Tonnen hinzukommen.

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Etwa zwei Drittel dieses Mülls enstehen durch die Gewinnung von Energie in Kernkraftwerken. Dazu zählen abgebrannte Brennelemente, sowie Betriebsabfälle, das heißt Ventile und auch Kühlwasser. Ein Drittel fällt durch Anwendungen in Medizin, Industrie, Forschung und Entwicklung an, wie beispielsweise in der Strahlentherapie, Leuchtziffern und Materialuntersuchungen.

Wie lange strahlt Atommüll?

Atommüll ist nicht gleich Atommüll. Es gibt schwach radioaktiven Abfall wie kontaminierte Schutzkleidung, mittelradioaktiven Abfall, wie etwa Teile aus dem Kraftwerk, Rohre oder Isolationselemente, und hoch radioaktiven Atommüll wie abgebrannte Brennelemente. Die schwach- und mittelradioaktiven Abfälle sind nach 500 Jahren nicht gefährlicher als normaler Phosphatdünger für die Landwirtschaft. Nach rund 30.000 Jahren haben sie die gleiche strahlungsbedingte Giftigkeit (Radiotoxizität) wie natürliches Granitgestein.

Die hochradioaktiven Abfälle strahlen nach 1000 Jahren noch etwa fünfmal stärker als Uranerz, aus dem das Natururan gewonnen wird. Nach 200.000 Jahren ist die Radioaktivität auf das Niveau von Natururan abgesunken. Die radioaktiven Stoffe dürfen aber auch nach diesem Zeitraum nicht in größeren Mengen in Nahrung oder Atemwege gelangen – ebenso wenig wie chemische Giftstoffe wie Blei oder Quecksilber.

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Welche Atommüll-Grenzwerte gibt es?

Wenn sich die Radioaktivität der Stoffe in den Castorbehältern auf einen ungefährlichen Wert verringert, kann man erst von einer ungefährlichen Situation reden. Laut dem Bundesamt für Strahlenschutz liegt dieser Grenzwert bei 1 Millisievert im Kalenderjahr.

Was ist ein Millisievert?

In einem Glossareintrag des Bundesamts für Strahlenschutz wird die Angabe Sievert so erklärt, dass ein Sievert (Sv) die Einheit (SI-Einheit) der Äquivalentdosis und der effektiven Dosis ist. In der Praxis des Strahlenschutzes werden in der Regel Bruchteile der Dosiseinheit verwendet: 1 Sievert = 1000 Millisievert (mSv) = 1.000.000 Mikrosievert (µSv) = 1.000.000.000 Nanosievert (nSv). Die Dosis wird oft auf einen Zeitraum bezogen, also pro Jahr (mSv/a) oder pro Stunde (mSv/h).

Was passiert mit dem Atommüll?

Viele Staaten, die auf Atomkraft setzen, verschicken ausgediente Brennstäbe nach Frankreich oder Großbritannien zur Wiederaufarbeitung. Bis zu 10 Prozent des Materials lässt sich erneut zu Brennstoff verarbeiten. Nicht mehr brauchbare hochradioaktive Stoffe hingegen müssen mit Glas verschmolzen und danach in Edelstahl gegossen werden. Dann gelten sie offiziell als Atommüll.

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Der Umgang mit radioaktiven Materialien ist in Deutschland streng geregelt, wie die Bundesgesellschaft für Endlagerung mitteilt. Dort, wo radioaktive Abfälle anfallen, müssen sie gesammelt, sortiert und fachgerecht verpackt werden. Die gläsernen, bis zu 400 Grad heißen Edelstahlzylinder in den Behältern müssen weitere Jahrzehnte erkalten, bevor sie deponiert werden können. Bis dahin lagern sie oberhalb der Erde, meistens liegen sie dort in sogenannten Castoren in gut durchlüfteten Hallen.

Endlagerplatz für die kommenden Millionen Jahre

Kraftwerksbetreiber lagern alte Brennstäbe nach fünf Jahren Abklingzeit direkt in Castorbehältern. Diese müssen dann mehrere Jahrzehnte oberirdisch abkühlen. So sind in Deutschland zwölf Zwischenlager in der Nähe der Meiler in Betrieb sowie drei weitere fernab der Kraftwerke, darunter das in Gorleben.

Die oberirdische Zwischenlagerung bietet trotz technischer Barrieren durch die Verpackung oder die Lagerhalle immer nur einen begrenzten Schutz. Um die potenzielle Gefahr einer Strahlenbelastung für Menschen und die Umwelt zu minimieren, müssen daher in Deutschland radioaktive Abfälle von der Umwelt getrennt und in tiefen, stabilen Gesteinsschichten endgelagert werden. Standorte dafür werden derzeit in Deutschland diskutiert. So soll für den Zeitraum von bis zu einer Million Jahre gewährleistet werden, dass durch freigesetzte radioaktive Stoffe keine heute geltenden Grenzwerte überschritten werden und damit keine Gefährdungen für Mensch und Umwelt entstehen.

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Endlager Sonne oder Weltall

Bereits vor 40 Jahren ist Wissenschaftlern aus den USA eine weitere Idee für die Atommüll-Endlagerung gekommen: die Entsorgung mittels Sonne. Diese ist ziemlich heiß, also könnte der Atommüll einfach in das Zentrum des Sonnensystems geschossen werden – so der Ansatz. Da allerdings nicht nur eine Rakete mit all dem Atommüll beladen werden kann, sondern mehrere Raketen plus nötiger Treibstoff bis zur Sonne gebracht werden müssten, würden die Kosten in die Billionen steigen. Dazu kommt ein nicht unerhebliches Risiko bei einem Raketenstart. Sollte der Start mit Atommüll an Bord missglücken, gäbe es auf der Erde verheerende Folgen.

RND/wel



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