Schlittenhunde sichern seit Jahrtausenden das Überleben der Arktisbewohner
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Eine Studie zeigt jetzt, dass die Wurzeln des modernen Schlittenhundes weiter zurückreichen, als bisher gedacht.
© Quelle: Carsten Egevang / Qimmeq
Kilometerweit schwere Lasten bei frostiger Kälte durch Eis und Schnee ziehen: Schlittenhunde sichern das Überleben der Menschen in der Arktis – und das offenbar schon seit vielen Jahrtausenden. Genetische Analysen von modernen Schlittenhunden und fast 10.000 Jahre alten Relikten eines arktischen Hundes zeigen, dass die Wurzeln der Schlittenhunde mindestens 9500 Jahre zurück nach Nordost-Sibirien reichen. Das berichtet ein internationales Forscherteam um Mikkel-Holger Sinding von der Universität Kopenhagen im Fachmagazin “Science”.
Wann wurden Hunde domestiziert?
Trotz jahrzehntelanger Forschung sei die Frage, wann und wo Hunde zuerst domestiziert wurden, noch immer umstritten, schreibt das Team. Gerade der Einsatz zum Ziehen von Schlitten reiche wahrscheinlich sehr weit zurück. Demnach deuten Funde von der Schochow-Insel im Ostsibirischen Meer darauf hin, dass Schlitten dort schon vor 8000 bis 9000 Jahren genutzt wurden. Auf dieser Insel wurde zudem der 9500 Jahre alte Kiefer eines Hundes – von den Forschern Schochow (englisch: Zhokhov) genannt – entdeckt, dessen Erbgut das Team nun entschlüsselte.
Zudem sequenzierte es die Genome von zehn heutigen Grönlandhunden und von einem sibirischen Wolf, der vor 33.000 Jahre lebte. Die Daten verglichen sie mit dem Erbgut von 114 Hunden aus verschiedenen Erdregionen – darunter Schlittenhunde wie Alaskan Malamute, Alaskan Husky und Siberian Husky. Die Analyse zeigt, dass Schochow tatsächlich eng mit den modernen Schlittenhunden verwandt ist.
Kein Einfluss moderner Wölfe auf Schlittenhunde
Größere genetische Einflüsse moderner Wölfe auf die Schlittenhunde und deren Vorläufer während der vergangenen 9500 Jahren fehlten überraschenderweise. Angesichts häufiger Paarungen zwischen Hunden und Wölfen erklären die Forscher dies damit, dass Mischlinge beider Arten gezielt aus Züchtungen ausgeschlossen wurden.
Während Schlittenhunde generell genetische Einflüsse anderer Hunderassen tragen, gilt dies für die ursprünglich von den Inuit gezüchteten Grönlandhunde nicht. Diese seien über lange Zeiträume isoliert gehalten worden, ohne viel Kontakt zu anderen Rassen. Allgemein waren Schlittenhunde so ziemlich die einzigen analysierten Hunde, die sich – ebenso wie Wölfe – genetisch nicht an eine stärkehaltige Ernährung anpassten. Stattdessen haben Schlittenhunde bestimmte Erbanlagen, die für eine fettsäurenreiche Ernährung vorteilhaft sind.
Vorläufer des modernen Schlittenhundes 9500 Jahre alt
Arktische Hunde wie Schochow seien – ähnlich wie heute – schon vor Jahrtausenden zur Jagd und zum Transport schwerer Beute, darunter Eisbären und Rentiere, eingesetzt worden, schreiben die Forscher unter Verweis auf archäologische Funde. “Zusammen deuten diese Resultate auf substanzielle Reisen über weite Entfernungen und den Transport von Ressourcen hin, bei dem Hundeschlitten höchst vorteilhaft – wenn nicht sogar notwendig – gewesen wären”, schreiben sie. Die Vorläufer moderner Schlittenhunde entstanden demnach vor mehr als 9500 Jahren in der nordostasiatischen Arktis.
RND/dpa