Unwetter: Wann die Feuerwehr gerufen werden sollte – und wann nicht
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Bei wenigen Zentimetern Wasser im Keller die Feuerwehr zu rufen sei nicht angemessen, informiert etwa die Landshuter Feuerwehr.
© Quelle: imago images/7aktuell
Hannover. Erneut haben heftige Unwetter und starke Regenfälle in Teilen Deutschlands für Chaos, vollgelaufene Keller und überspülte Straßen gesorgt. Vor allem der Süden und Westen der Republik waren betroffen. Für die Feuerwehren bedeutet das: Dauereinsätze. In einigen Fällen allerdings hätte die Einsatzkräfte nicht ausrücken müssen, weshalb die Freiwillige Feuerwehr der Stadt Landshut, wo es am Dienstagabend zu mehr als 600 Einsätzen kam, Hinweise zu Unwettereinsätzen veröffentlicht hat – mit einer wichtigen Bitte an die Bürger.
Ist das Leben in Gefahr?
„Hauptaufgabe der Feuerwehren ist es, Gefahr für Leib und Leben abzuwenden“, heißt es in der Pressemitteilung von Dienstag. Bei „technischen Hilfeleistungen“ wie vollgelaufenen Kellern oder umgestürzten Bäumen auf Privatgrundstücken unterstütze die Feuerwehr, wo sich „Bürger nicht mehr selbst helfen können“ beziehungsweise Gefahr im Verzug sei.
Es gebe zwar keine festgelegte Mindestwassermenge in vollgelaufenen Gebäuden, diese werde immer im Einzelfall anhand der Situation vor Ort und der dort lebenden Bewohnerinnen und Bewohner und deren „Selbsthilfemöglichkeiten“ entschieden. Doch auch technisch sei die Feuerwehr mit Pumpen und Saugern bei einigen Zentimetern Wasser an der Grenze des Leistbaren – derartige Gerätschaften seien erst bei größeren Mengen richtig einsetzbar.
„Einige Zentimeter Wasser“ seien kein Notfall
Das sei ein Punkt, an dem sich Bürgerinnen und Bürger, „so mühsam es auch sein mag, selbst helfen müssen. Das Entfernen weniger Zentimeter Wasser, das Reinigen und Zusammenwischen von Kellern, größeren Räumlichkeiten sowie auch von Verkehrsflächen fällt nicht mehr in die Zuständigkeit der Feuerwehr“, informiert die Landshuter Feuerwehr. Daher der Appell: „Wir bitten Sie daher im Falle eines Unwetterschadens vor dem Notruf abzuwägen, ob es sich wirklich um einen Einsatz der Feuerwehr handelt.“
Das Unwetter zunächst abwarten
Auf der Homepage der Freiwilligen Feuerwehr Königsbrunn sind die Aufgaben der Feuerwehr bei Sturm und Unwetter zusammengefasst. Auch hier steht zunächst der wichtige Appell, dass die Feuerwehr bei Gefahr selbstverständlich helfe, dennoch: „Denken Sie an Ihre Mitmenschen und halten Sie die Notrufleitungen für wirkliche Notfälle möglichst frei – vermeiden Sie in der ersten Stunde nach dem Ereignis unwichtige Anfragen an die Leitstelle.“
Die meisten Schäden nach einem Unwetter seien nicht zeitkritisch, so die Königsbrunner Feuerwehr. Daher sei ein Rat, zunächst abzuwarten, bis das Unwetter vorübergezogen ist. Dann lasse sich das Ausmaß der Schäden erkennen und ob eine konkrete Gefährdung vorliege. „Die Erfahrung zeigt, dass vor allem in den ersten Minuten viele völlig unwichtige und unkritische Meldungen eingehen, die dann von uns bearbeitet werden müssen und meist zurückgestellt werden. Notfälle und konkrete Gefahrenmeldungen werden dadurch nur unnötig verzögert“, informiert die Feuerwehr.
Was kann selbst beseitigt werden?
Zunächst raten die Königsbrunner Feuerwehrkräfte: „Vielleicht können Sie den Schaden selbst beheben, eventuell auch mit der Hilfe Ihrer Nachbarn, die vielleicht nicht betroffen sind. Einen kleinen abgebrochenen Ast können Sie nach dem Unwetter auch ohne größere Gefahr selbst von der Straße ziehen oder nur geringe Mengen Wasser in Ihrem Keller mit Kübeln und Lappen aufnehmen.“ Nicht selten liefen bei einem Unwetter „30 bis 60 Einsätze“ innerhalb kurzer Zeit ein.
Außerdem sei zu beachten, dass die meisten Einsätze im Rahmen des Unwetternotdienstes auf dem Privatgrundstück kostenpflichtig sind – darüber sollten sich Hauseigentümerinnen und -tümer vorab informieren. Die Kosten könnten in vielen Fällen von der Versicherung übernommen werden, auch hier sei es ratsam, Informationen einzuholen.
Vollgelaufene Keller
Das Abpumpen von Kellern werde im Rahmen des Unwetternotdienstes erst ab einer Wassertiefe von einigen Zentimetern durchgeführt, was nur vor Ort entschieden werden könne. Bei weniger Wasser müssten Hausbesitzerinnen und -besitzer selbst tätig werden. Das Auspumpen von Kellern mache auch erst dann Sinn, wenn kein Wasser mehr von außen nachläuft.
Hilfreich sei, regelmäßig die Bodenabflüsse und eventuell vorhandene Rückstauklappen auf ihre Funktion zu testen. Und unbedingt zu beachten sei, bei einem Unwetter rechtzeitig den Strom im Keller abzustellen, um Kurzschlüsse durch das Wasser zu verhindern.
Abgerissene Äste
Äste werden von der Feuerwehr nur entfernt, wenn sie die öffentliche Sicherheit gefährden und der Einsatz von beispielsweise Motorkettensägen notwendig sei, informiert die Königsbrunner Feuerwehr. „Äste, die auf Privatgrund zu stürzen drohen und dabei keine erhebliche Beschädigung von Sachwerten zu befürchten ist, werden in der Regel nicht durch die Feuerwehr entfernt“, heißt es weiter. Bis zum Eintreffen der Feuerwehr sollte die Gefahrenstelle mit einem Warndreieck oder Ähnlichem abgesichert werden. Kleinere Äste könnten aber eventuell auch selbst entfernt werden.
Umgestürzte Bäume
Auch umgestürzte Bäume werden von der Feuerwehr nur bei einer unmittelbaren Gefährdung entfernt. Also, wenn Bäume auf Häuser oder Straßen gestürzt sind oder zu stürzen drohen. Für alle anderen Fälle seien spezialisierte Gärtnerunternehmen zuständig, denen die Feuerwehr auch von Gesetzes wegen keine Konkurrenz machen dürfe. Generell sei es hilfreich, alte, kranke oder gefährdete Bäume rechtzeitig zurückschneiden oder zu fällen, damit es beim nächsten Sturm erst gar nicht zu einer Gefährdung kommen kann.
Überflutete Fahrbahnen
Überflutete Straßen würden von der Feuerwehr meist mit niedriger Priorität bewertet, erklärt die Feuerwehr. Die Kanalisation sei dann ohnehin bereits überlastet und ein Abpumpen mache zunächst wenig Sinn. Erfahrungsgemäß versickere das Wasser nach kurzer Zeit von selbst.
Ein wichtiger Hinweis der Königsbrunner Feuerwehr ist, überflutete Straßen erst zu melden, wenn nach rund einer Stunde noch immer gefährlich viel Wasser auf der Straße steht. Die kritischen Punkte seien den meisten Feuerwehren ohnehin bekannt und würden selbstständig kontrolliert. Ein wichtiger Hinweis bei verstopften Gullydeckeln ist, diese nicht selbst abzuheben, da dadurch ein lebensgefährlicher Sog entstehen könnte.
Warn-Apps und Wetterdienste nutzen
An erster Stelle steht trotz allem, sich selbst zu schützen. Bei einem Unwetter bedeutet das, unbedingt im Haus zu bleiben und nicht zu versuchen, Gegenstände im Garten zu retten. Zudem hilft es am besten, im Voraus die Warnmeldungen der Wetterdienste zu beobachten. Hilfreich sind dafür auch Smartphone-Apps, wie die WarnWetter-App des Deutschen Wetterdienstes, oder die Notfall-Informations- und Nachrichten-App des Bundes, kurz Warn-App NINA.
Auf unserem RND-Liveblog informieren wir Sie zur aktuellen Unwetterlage in Deutschland.
mit dpa