Nüchtern betrachtet: Es geht auch ohne Alkohol

Kein Alkohol – ein neuer Trend?

Kein Alkohol – ein neuer Trend?

Den trockenen Januar, den „Dry January“, haben viele gerade erst überstanden, da geht es schon weiter mit der nächsten Phase der Ernüchterung: Das Ende der – diesmal zumeist virtuellen – Karnevalssaison in dieser Woche bedeutete für so manchen den Beginn der Fastenzeit, auch was den Alkohol angeht. Und war da nicht kürzlich erst was mit dem „Sober October“, dem nüchternen Oktober?

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Egal, mit welchem Monat man seinen Verzicht begründet: Alkoholfrei zu leben ist angesagter denn je. In einer Umfrage des Spirituosenherstellers Bacardi zogen im vergangenen Jahr 24 Prozent der Befragten eine Teilnahme am „Dry January“ in Erwägung. Und immer mehr fragen sich: Wieso lediglich ein, zwei Monate im Jahr trocken bleiben?

Ganze Regale ohne Alkohol

Alkoholfreie Drinks boomen: Inzwischen gibt es nicht mehr nur ein einziges alkoholfreies Bier in den Supermärkten, es sind ganze Regale voller Marken geworden. Erhältlich sind neben Bier auch Wein, Cocktails und vermeintliche Spirituosen – alles ohne Alkohol.

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„Das Marktsegment der alkoholfreien Biere ist mittlerweile fester Bestandteil des Biermarkts in Deutschland“, sagt Marc-Oliver Huhnholz, Pressesprecher des Deutschen Brauer-Bundes. Und es wachse weiter. „Während der Markt für alkoholhaltige Biere im Krisenjahr 2020 um 5,5 Prozent auf ein historisches Tief abgestürzt ist, wuchs das Segment der alkoholfreien Biere um stolze 7 Prozent.“ Ebenfalls 7 Prozent machten alkoholfreie Biere bereits am Gesamtbiermarkt von rund 90 Millionen Hektolitern in Deutschland aus. Inzwischen gibt es hierzulande mehr als 700 solcher autofahrertauglichen Sorten. „Im internationalen Vergleich ist das einzigartig“, betont Huhnholz.

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Club Soda wirbt für ein alkoholfreies Leben

Laura Willoughby hat aus dem „Dry January“ ein „Dry Life“ gemacht. Die Britin entsagte vor achteinhalb Jahren dem Alkohol und machte es sich zur Aufgabe, auch andere dazu zu bringen. Club Soda nennt sich ihre Bewegung, die sie gemeinsam mit zwei Mitstreitern ins Leben rief, um einem alkoholfreien Leben einen Platz in der Gesellschaft zu ermöglichen – bis dahin war es in Großbritannien nicht leicht, einen Pubabend ohne Bier oder Wein zu verbringen. Zu groß schien der gesellschaftliche Druck auf jeden Einzelnen zu sein. „Damals gab es nichts, das einem hätte helfen können, auf Alkohol zu verzichten“, sagt Willoughby rückblickend.

Heute ist aus ihrer kleinen Facebook-Gruppe eine globale Gemeinschaft geworden. Club Soda bietet nun Blogs, Bücher, Forschungsprojekte und Kurse an. Mit dem Mindful Drinking Festival zeigen Willoughby und ihre Kollegen seit einigen Jahren zudem, wie vielfältig die Auswahl an alkoholfreien Produkten inzwischen ist. Anfangs kamen nur rund 20 Aussteller zu dem Londoner Wochen­endevent – „zuletzt waren es 70″, sagt Willoughby, die die jüngste Auflage des Festivals pandemiebedingt nur online veranstalten konnte. Die Corona-Krise ist ihrer Ansicht nach ein weiterer Anlass, der Leute zum Alkoholverzicht bringen kann: „Die Gesundheit rückt für viele plötzlich in den Fokus.“

Trockene Angelegenheit: Mit Zeroliq gibt es in Berlin die nach eigenen Angaben erste deutsche alkoholfreie Bar.

Trockene Angelegenheit: Mit Zeroliq gibt es in Berlin die nach eigenen Angaben erste deutsche alkoholfreie Bar.

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Eine Bar in Berlin ganz ohne Alkohol

Bereits vor der Pandemie setzte in mehreren Ländern eine neue Geschäftsidee ein: die der alkoholfreien Bars. Das Zeroliq in Berlin ist eine davon. Ausgerechnet kurz vor dem ersten Lockdown im vergangenen Jahr eröffnete im Stadtteil Friedrichshain diese nach eigenen Angaben erste alkoholfreie Bar Deutschlands. „Das Konzept kam überraschend gut an“, sagt Gründerin Slavena Korsun, „auch wenn wir im Friedrichshain, Berlins Partykiez, zu Hause sind.“ Die Gäste kämen meist, um neue Geschmäcker zu entdecken, außerdem, weil sie trendgemäß bewusst trinken wollten. Beliebtester Drink sei der Night Blossom, ein Cocktail auf Hibiskusblütenbasis, der gänzlich ohne Alkohol auskommt und reich an Vitamin C ist. Korsun hat trotz Pandemie große Pläne: „Wir beginnen demnächst die Auslieferung der Bottled Cocktails an unsere Gäste in Berlin“, kündigt sie an. Außerdem sei eine Expansion durch Franchisenehmer geplant.

Auch andere setzen auf die Null-Promille-Bars. Die schottische Brauerei Brewdog machte im vergangenen Jahr Schlagzeilen, als sie im Zentrum von London die nach eigenen Aussagen erste alkoholfreie Craft-Beer-Bar der Welt eröffnete. Das Brewdog AF in der Old Street bietet alles, was ein herkömmlicher Pub der Kette auch bietet, nur eines gibt es nicht: Alkohol. „Der Trend zu Low and No sowie Mischbieren wächst stetig“, sagt auch Dominik Tosch, General Manager des Dogtap in Berlin-Mariendorf, der deutschen Dependance von Brewdog. Die Nachfrage nach alkoholfreiem Fassbier sei auch in Berlin gestiegen – im Vergleich zum Vorjahr um 30 Prozent.

Dies ist kein Gin: alkoholfreie Spirituosen­ersatzprodukte.

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Auch Wein ohne Alkohol

Was bei Bier erfolgreich ist, macht auch vor Wein nicht halt: „Gerade in den letzten Jahren haben alkoholfreie Weine durch eine Weiterentwicklung der Technologien eine deutliche Qualitätssteigerung erlebt“, sagt Ernst Büscher, Sprecher des Deutschen Weininstituts (DWI). Aromaschonende Verfahren und die gezielte Auswahl hochwertiger Grundweine hätten dazu beigetragen, alkoholfreien Wein auch für den Weinfreund interessanter zu machen. Der Marktanteil am Weinkonsum liegt nach Einschätzung des DWI zwar bislang unter einem Prozent – doch die Nachfrage steige.

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Nach Angaben des Bundesgesundheits­ministeriums konsumieren rund 6,7 Millionen Deutsche zwischen 18 und 64 Jahren in Deutschland Alkohol in gesundheitlich riskanter Form. Etwa 1,6 Millionen Menschen dieser Altersgruppe gelten als alkoholabhängig. Analysen gehen von jährlich etwa 74.000 Todesfällen durch Alkoholkonsum aus. Die volkswirtschaftlichen Kosten durch Alkohol betragen nach Berechnungen des „Jahrbuchs Sucht 2019″ rund 40 Milliarden Euro pro Jahr.

Der Trend zum alkoholfreien Leben ist übrigens nicht neu. Die finnische Regierung hatte bereits im Jahr 1942 den „Sober January“ eingeführt, den nüchternen Januar – damals allerdings mit Blick auf die Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges. Die britische Regierung legte den „Dry January“ 2014 in einer Werbekampagne neu auf – seitdem ist er ein fester Brauch im Vereinigten Königreich.

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