Weniger Weibchen in Tiersammlungen – beeinflusst das die Forschung?

In Museen werden durchschnittlich 40 Prozent mehr Männchen ausgestellt, wie britische Forscher jetzt herausfanden.

In Museen werden durchschnittlich 40 Prozent mehr Männchen ausgestellt, wie britische Forscher jetzt herausfanden.

London. In den zoologischen Sammlungen von Museen gibt es einen leichten Männerüberschuss: Nur 40 Prozent der dort gelagerten Vögel und 48 Prozent der Säugetiere seien Weibchen, berichtet ein Forscherteam in den "Proceedings B" der britischen Royal Society. Dies könne unter anderem daran liegen, dass männliche Vertreter einer Art oft farbenfroher oder prächtiger aussähen als die Weibchen und sie damit beim Sammeln bevorzugt werden. Dies müsse berücksichtigt werden, wenn etwa solche Sammlungen für wissenschaftliche Studien herangezogen werden.

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Sammlungen enthalten mehr Männchen

Das Team um Natalie Cooper vom Natural History Museum in London hatte die Sammlungen von fünf großen internationalen Museen untersucht. Insgesamt werteten sie Daten von fast zweieinhalb Millionen Exemplaren aus. Sie waren zwischen 1751 und 2018 in die Bestände der Museen gelangt. Bei einem Teil der Exemplare war das Geschlecht nicht zweifelsfrei bestimmt. Berücksichtigten die Forscher nur eindeutige Männchen oder Weibchen, stellten sie fest: Insgesamt gibt es fast 144.000 mehr Vogel-Männchen (40 Prozent) und knapp 40 500 mehr Säugetier-Männchen (48 Prozent) unter den Sammelobjekten.

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Besonders ausgeprägt war das Ungleichgewicht unter den namenstragenden Exemplaren der Sammlung. Das sind solche Exemplare, die die typischen Kennzeichen einer Gruppe stellvertretend beschreiben und die als Grundlage der Namensgebung dienen. Unter diesen waren nur 25 Prozent der Vögel und 39 Prozent der Säugetiere weiblich.

Ein Grund könnten körperliche Merkmale sein

Ein möglicher Grund für den beobachteten Effekt sei, dass männliche Tiere aufgrund hervorstechender körperlicher Merkmale wie Hörner, Geweihe und farbenprächtige Gefieder häufiger gesammelt werden. Ein Großteil der Verschiebung komme vermutlich aber unbeabsichtigt zustande. So hätten Männchen vieler Arten zum Beispiel ein größeres Revier und damit eine größere Wahrscheinlichkeit, Jägern zu begegnen oder in eine Falle zu geraten. Vögel wiederum würden oft mit Lockrufen nur eines Geschlechts gefangen.

Obwohl die gefundenen Unterschiede insgesamt klein sind, sind nach Ansicht der Autoren Auswirkungen auf wissenschaftliche Studien denkbar. Wenn etwa zur Charakterisierung einer Tiergruppe vermehrt Männchen herangezogen werden, könnte es schwieriger sein, Weibchen richtig zuzuordnen. Auch bei der Untersuchung von Genomen müssten Unterschiede zwischen den Geschlechtern berücksichtigt werden, weil sich etwa die Geschlechtschromosomen unterschieden und unterschiedlich viele Gene trügen. Zum Teil gebe es auch bei der Belastung mit Schadstoffen oder Parasiten zwischen Männchen und Weibchen Unterschiede.

Museumsmitarbeiter und Forscher, die die Sammlungen nutzten, sollten sich des Ungleichgewichts bewusst sein und sich bemühen, es zu beseitigen.

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RND/dpa

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