Was ist ein Paternoster?
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Der Personen-Umlaufaufzug im Neuen Rathaus ist der einzig verbliebene seiner Art in der Messestadt und einer der letzten in Sachsen.
© Quelle: Kempner
Am Donnerstag verstarb ein Mann bei einem tragischen Unfall mit einem Paternosteraufzug. Offenbar wurde das Unfallopfer zwischen den Etagen eingeklemmt. Warum gibt es die nostalgischen Aufzüge in Deutschland noch und wie funktionieren sie?
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Paternosteraufzug, kurz Paternoster (eigentlich: Umlaufaufzüge).
© Quelle: Stefan Sauer
Was ist ein Paternoster?
Im Gegensatz zu zeitgemäßen Aufzügen sind Paternoster gefährlicher. Sie haben keine Türen, halten nicht an und fahren mit rund 20 bis 45 Zentimetern pro Sekunde durchgehend nach oben oder unten. Der Paternoster verbindet auf diese Weise Stockwerke miteinander. Die Bezeichnung Paternoster leitet sich vom Lateinischen „pater noster“, also „unser Vater“ ab und steht mit dem Rosenkranz, einer Zählkette für Gebete, in Zusammenhang. Ähnlich wie bei dem Rosenkranz, der auch als „Paternosterschnur“ bezeichnet wird, werden beim Aufzug keine Perlen, sondern Kabinen wie auf einer Schnur aufgefädelt. Die Anordnung ähnelt also der eines Rosenkranzes.
Vorteile und Nachteile eines Paternosteraufzugs
- Gerade bei nahe aneinander liegenden Stockwerken ist der Paternoster im Gegensatz zu anderen Aufzügen aufgrund seiner ständigen Erreichbarkeit und fehlender Wartezeiten eine schnelle Alternative, sowohl nach oben als auch nach unten. Wer zudem nur ungern in vollständig geschlossenen Aufzügen fährt, hat beim Paternoster stets eine geöffnete Vorderseite.
- Im direkten Vergleich scheinen die Nachteile jedoch zu überwiegen: So entstehen gerade bei Fahrten zu weiter entfernten Etagen längere Wartezeiten, sodass sich der Einsatz in hohen Hochhäusern nicht lohnt. Verboten ist zudem der Lastentransport in einem Paternoster. Nicht zuletzt stellt das Ein- und Aussteigen eine potenzielle Gefahr dar, unachtsame oder unerfahrene Nutzer und Nutzerinnen könnten etwa die Geschwindigkeit falsch einschätzen oder gar eingeklemmt werden. Paternoster sind zu diesem Zweck mit sich öffnenden Klappen verbunden, die ein Einklemmen verhindern sollen. Eine weitere Gefahr stellt ein stehen gebliebener Paternoster dar – aus diesem sollten Mitfahrende auf keinen Fall hinausklettern, falls der Aufzug in diesem Moment wieder anfährt.
- Eine weitere Gefahr entsteht durch den Brandschutz. Da Paternoster keine Türen haben, kann eine Brand- und Rauchgasausbreitung nicht verhindert werden. Da der Aufzug Stockwerke direkt miteinander verbindet, begünstigt dies die Ausbreitung eines Feuers.
Paternoster in Deutschland
Zuletzt gab es 2015 ein Verbot von Paternosteraufzügen für die Allgemeinheit (nur in dem jeweiligen Gebäude Beschäftigte durften sie noch nutzen), dieses löste jedoch heftige Proteste aus. Die Bundesregierung kippte das Verbot, seitdem sind Betreiber verpflichtet, mit Schildern über die Gefahren der historischen Aufzüge zu informieren.
Der Neubau beziehungsweise die Inbetriebnahme neuer Paternoster ist bereits seit 1974 verboten. Derzeit gibt es noch rund 250 Paternoster in Deutschland, dem entgegen stehen knapp 700.000 zeitgemäße Aufzüge.